Grafing:Wiedersehen mit Taxi Lisboa

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Regisseur Wolf Gaudlitz kommt zum Filmgespräch nach Grafing

Taxi Lisboa, der Filmklassiker von Wolf Gaudlitz aus dem Jahr 1996, kommt wieder, aber im neuen Licht: restauriert und digitalisiert. Von Mittwoch an, 29. März, 20 Uhr, wird er im Grafinger Capitol gezeigt. Augusto Macedo war der älteste Taxifahrer der Welt und er bleibt genauso unsterblich wie seine Stadt Lissabon. Ein glücklicher Umstand, der durch einen zwischen 1994 und 1995 gedrehten Film geschaffen wurde; ein Film, der aus dem Rahmen gewohnter Deutungsmöglichkeiten fiel. Keine Dokumentation, kein Spielfilm. Aber eine dokumentarische Fiktion mit durchinszenierter fantasievoller Spielhandlung. Das Museum of Modern Art in New York kaufte den Film 1997 als Kunstwerk für seine Kinemathek. Allein in Deutschland und der Schweiz lief der Film über Jahre in den Programmkinos. Taxi Lisboa ist zwischen 1998 und 2004 von den öffentlich rechtlichen Sendeanstalten acht Mal ausgestrahlt worden. In der Süddeutschen Zeitung würdigte der 1998 verstorbene Kritiker Peter Buchka die Arbeit: "Wolf Gaudlitz, dieser Einzelgänger im europäischen Film, hat etwas anderes im Sinn als eine Erzählung. Taxi Lisboa ist ein poetisches Kaleidoskop, ein Stück Heimat am Rande Europas. . . : ungewöhnlich, poetisch und vor allem liebenswert!" Jetzt startet der Film erneut und in sein zweites (Kino-)Leben.

Tag für Tag lenkt der fast 100-jährige Taxifahrer Augusto Macedo mit seinem museumsreifen Oldsmobile Fahrgäste durch die engen Gassen Lissabons und trifft auf ein Panoptikum skurrilster Gestalten. Der Film ist ein im besten Sinn nostalgisches Porträt der Stadt am Tejo und gibt sich und den Menschen des damals ausklingenden 20. Jahrhunderts Raum und Zeit für Träume. Getragen durch wunderbare Tondramaturgie und die Kraft seiner Bilder, vermittelt Taxi Lisboa ein Gefühl von harmonischer Reisesehnsucht. Gaudlitz nähert sich dem Vergänglichen mit Respekt. Es gelingt ihm, die zweifellos schwermütige Seele der portugiesischen Hauptstadt liebevoll und behutsam zu erfassen. Dieser sinnliche, kurzweilige Film ist für all diejenigen, die Lissabon kennen oder erst noch kennenlernen wollen, ein Muss. Im Anschluss an die Aufführung am 29. März steht Wolf Gaudlitz für ein Filmgespräch bereit.

© SZ vom 25.03.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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