Grafing:Stadtwerke verschulden sich weiter

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In die Erneuerung von Wasserleitungen in der Wasserburger Straße, die seit Montag, 16. März, in Richtung Wiesham gesperrt ist, fließen 650 000 Euro. (Foto: Christian Endt)

Für Kanalarbeiten in Grafing ist in diesem Jahr eine Kreditaufnahme in Höhe von zwei Millionen Euro geplant. Stadtkämmerer Bauer hofft, die Beiträge für die Bürger dennoch konstant halten zu können

Von Jan Linkersdörfer, Grafing

Die Stadtwerke werden im laufenden Jahr mehr Schulden machen: Eine Kreditaufnahme in Höhe von etwa zwei Millionen Euro ist geplant. Das erklärte Christian Bauer von der Finanzverwaltung in der jüngsten Sitzung des Bau- Werk- und Umweltausschusses. 800 000 Euro davon seien für die Abwasserbeseitigung vorgesehen, rund 1,2 Millionen Euro fließen in die Wasserversorgung. Die Kreditmittel treiben den Schuldenstand der Stadtwerke in die Höhe: "In der Abwasserversorgung sind die Fremdfinanzierungsmittel, die wir dieses Jahr beanspruchen müssen so hoch wie noch nie", erklärte Bauer.

Die hohen Investitionen werden vor allem für Arbeiten in Dichau und in der Wasserburgerstraße gebraucht, erklärte Bauer. In der Wasserburgerstraße müssen Rohre erneuert werden. Die Kosten hierfür schätzt Bauer auf etwa 650 000 Euro. Zwischen Dichau und Neudichau sollen zudem neue Wasserleitungen verlegt werden, die mit 250 000 Euro zu Buche schlagen. Insgesamt wollen die Stadtwerke Grafing im laufenden Jahr etwa 550 000 Euro mehr in die Wasserversorgung investieren als noch im Jahr 2014. Anders sieht es bei den Investitionen für die Abwasserbeseitigung aus: Hier sind die Ausgaben deutlich zurückgegangen, von 2,8 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf aktuell zwei Millionen Euro. Für Kanalarbeiten in Dichau sind um die 750 000 Euro vorgesehen. "Auch das Maschinenhaus der Kläranlage ist dieses Jahr an der Reihe. Hier muss die Maschinentechnik für 435 000 Euro erneuert werden", erklärte Stadtkämmerer Bauer.

Mit den geplanten Investitionen werden die Schulden der Stadtwerke Grafing einen neuen Rekordstand von acht Millionen Euro erreichen, das sind etwa 1,5 Millionen Euro mehr als noch im vergangenen Jahr. Nachdem man die Schulden in den vergangenen fünf Jahren stetig abbauen konnte, sieht der aktuelle Finanzplan der Stadtwerke hohe Neuverschuldungen vor: Auf bis zu zehn Millionen Euro könnte der Schuldenstand bis 2018 steigen, lautet die Prognose.

Ob sich diese Schuldenentwicklung auf die Beiträge der Grafinger niederschlägt ist nicht sicher. "Ich glaube, wenn das Zinsniveau für unsere Kredite so bleibt wie jetzt, dann wirkt sich das kaum auf den Verbraucher aus", sagte Bauer. "Die Preise müssen nicht unbedingt steigen." Genau könne man das aber erst 2016 sagen: Dann, so der Kämmerer, soll eine Neukalkulation des Preises Klarheit bringen. Alle vier Jahre müssen die Kosten für die Wasserversorgung und die Abwasserbeseitigung von den Stadtwerken neu berechnet werden. Doch Bauer ist zuversichtlich: "Schon im Zeitraum von 2001 bis 2007 konnten wir die Preise trotz Neuverschuldungen konstant halten", sagte er.

Während der Sitzung des Ausschusses bemerkte Franz Frey (SPD) die gestiegenen Ausgaben für Gehälter der Stadtwerke und fragte nach: "Gab es bei Ihnen eine Beförderungswelle?" Frey ist Mitglied des Rechnungsausschusses. Bauer erklärte, dass einige neue Stellen geschaffen wurden, daher die Steigerung um circa 20 000 Euro.

"Wir sehen ja, dass wir in Grafing deutlich wachsen werden", konstatierte Wolfgang Huber (Grüne). "Unser Wasser und Kanalnetz wird mehr belastet. Kann man das im Voraus berechnen oder werden wir dann irgendwann von der Realität überrascht?", fragte er. Bauer antwortete, diese Kalkulationen werden in die Neuberechnungen für 2016 mit einfließen. Außerdem gebe es bereits Kostenprognosen für die kommenden Jahre, in denen solche Entwicklungen berücksichtigt werden.

Die hohen Neuverschuldungen brachte Regina Offenwanger zum Schluss der Sitzung noch einmal zur Sprache: "Haben wir eine Möglichkeit, den aktuellen Schuldenstand zu drücken?" Man könne entweder Investitionen verschieben, auf die kommenden Jahre, oder aber die Beiträge anheben, erklärte Bauer. Und Bürgermeisterin Angelika Obermayr fügte hinzu: "Da ist effektiv nichts zu schieben. Im Zweifelsfall müssen wir mehr auf die Beiträge aufschlagen", erklärte sie. Das werde die Neukalkulation 2016 zeigen.

© SZ vom 27.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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