Grafing:Sonnenkraft für Grafinger Kläranlage

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Die Genossenschaft Regenerative Energie möchte Fotovoltaikanlagen auf dem Dach installieren

Von Jan Linkersdörfer, Grafing

Die Kläranlage in Grafing soll künftig zu einem Teil mit Strom aus einer Fotovoltaik-Anlage betrieben werden. Das hat ein Stimmungsbild unter den Mitgliedern des Bau-, Werk- und Umweltausschusses Grafing ergeben. Initiiert wurde das Projekt von der Genossenschaft Regenerative Energie Ebersberg (REGE) und der Bürgerenergie Ebersberg. Geplant ist, auf dem Dach des Maschinenhauses mehrere Solarzellen zu installieren. "Das Dach ist gut geeignet für unser Vorhaben: Es gibt keine störenden Aufbauten und es ist komplett beschattungsfrei", sagte Carl Behmer, Vorsitzender der Bürgerenergie Ebersberg. Er präsentierte die Pläne in der jüngsten Ausschusssitzung in Grafing.

Momentan kosten die Stromversorgung der Kläranlage die Stadt etwa 62 000 Euro im Jahr, rechnete Behmer vor: "Mit der Fotovoltaik-Anlage könnte man rund 15 Prozent des Strombedarfs decken." In 20 Jahren könne die Stadt Grafing so rund 26 000 Euro an Stromkosten sparen, heißt es nach Schätzungen der Genossenschaft. Anfangs werden die Kosten zwar noch ungefähr den Einsparungen entsprechen. Über einen längeren Zeitraum jedoch rentiere sich die Anlage, so Behmer. In seinen Schätzungen geht er von einer jährlichen Strompreissteigerung von zwei Prozent aus. Den Deal stellt sich Behmer wie folgt vor: Die Stadt überlässt der REGE die Dachflächen, es wird ein "symbolischer Pachtvertrag" unterzeichnet. Dann installiert die Genossenschaft die Anlage auf dem Dach und vermietet sie wiederum an die Stadt. Die Kosten für die Bauarbeiten übernimmt dabei die REGE. "Der Vorteil für die Stadt Grafing ist, dass sie keine Betriebskosten hat", erklärt Behmer. Diese seien bereits in der Miete von jährlich etwa 7150 Euro enthalten. 20 Jahre lang verspricht die REGE gleichbleibende Mieten, dann soll neu verhandelt werden. Insgesamt beträgt die voraussichtliche Leistung, der Anlage 55 Kilowatt-Peak.

Bürgermeisterin Angelika Obermayr (SPD) lobte das Vorhaben der REGE: "Wir könnten so eine Menge an Kohlenstoffdioxid einsparen, von den Kosten mal ganz abgesehen." Doch ihre Kollege waren teilweise skeptisch. Josef Rothmoser (CSU) glaubt nicht, dass die Rechnung aufgeht. "Finanziell ist das eher ein Nullspiel", vermutet er. "Kosten und Ersparung halten sich meiner Meinung nach die Waage." Auch Franz Frey (SPD) zeigte sich nicht überzeugt: "Die Ersparnisse betrachte ich noch mit Skepsis."

"Wie läuft die Ausschreibung für die Installation der Anlage? Ist das etwas für ortsansässige Unternehmen, können die das überhaupt leisten?", wollte Wolfgang Huber (Grüne) während der Sitzung wissen. Behmer versicherte, dass die Bauarbeiten an Unternehmen aus dem Landkreis Ebersberg vergeben werden. Georg Schlechte (CSU) sorgte sich um das gerade erneuerte Dach der Kläranlage: Er wolle nicht, dass das Blechfalzdach durch Bohrungen beschädigt wird. Doch Carl Behmer konnte ihm diese Sorge nehmen. Die Fotovoltaik-Anlage werde durch ein Stecksystem angebracht. Bohrungen oder andere große Eingriffe seien nicht notwendig.

Das Projekt habe Vorbildcharakter, sagte Christiane Behmer-Goldschmitt (Grüne): "Wir wollten immer selber etwas in dem Bereich machen. Jetzt haben wir die Möglichkeit dazu." Man müssen die Bürger zum Umdenken animieren und dabei mit gutem Beispiel vorangehen.

Ein ähnliches Projekt hat die REGE bereits in Glonn realisiert: Auch hier wird die Kläranlage der Gemeinde mit Strom aus einer Fotovoltaik-Anlage betrieben. Bürger konnten sich hier an der Finanzierung in Form eines qualifizierten Nachrangdarlehens beteiligen, mit Beiträgen zwischen 500 und 5000 Euro. Zwischen 2,75 und 3 Prozent Rendite sind pro Jahr möglich. Ob es auch für die Fotovoltaik-Anlage in Grafing ein solches Konzept geben wird, ist noch nicht klar. Einen Beschluss des Bau-, Werk-, und Umweltausschusses gab es noch nicht, lediglich ein Stimmungsbild wurde abgegeben. In der kommenden Stadtratssitzung am 14. April soll abgestimmt werden.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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