Grafing:Klangkörper auf der Walz

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Cello und Tuba auf Tournee? Der Moosacher Bildhauer Hubert Maier hat diesen fahrbaren Apparat aus Musikinstrumenten zusammengebaut. (Foto: Christian Endt)

Der Moosacher Bildhauer Hubert Maier hat für das Jugendorchester Grafing aus lauter alten und kaputten Musikinstrumenten ein Maskottchen und Sinnbild geschaffen

Von Rita Baedeker, Grafing

Seit seiner Gründung als Verein versteht sich das Grafinger Jugendorchester als bewegender und bewegter Klangkörper. Bewegend im Sinne einer die Fans und das Publikum mitreißenden, immer wieder überraschend hochwertigen und überraschenden Musik. Und bewegt in der Weise, dass eingerostete Traditionen und Konventionen über Bord geworfen werden. Dazu gehören Straßenmusik, der respektlose und kreative Umgang mit Stilen und -ismen, auch Showeffekte, Comedy und Artistik machen ein Konzert des Jugendorchesters aus. Wie das ist, und wie das klingt, davon kann man sich wieder im Juni vor und beim Konzert "Orchestra in Motion" im Alten Speicher in Ebersberg überzeugen. Der Vorverkauf hat begonnen.

Ein Orchester, das auf Konventionen pfeift, braucht natürlich ein passendes Sinn- oder Ebenbild, ein Maskottchen. Ein solches hat vor Kurzem der Moosacher Bildhauer Hubert Maier geschaffen. "Es steht für einen Orchesterapparat, der sich auf den Kopf stellt, komplett zerlegt, ganz neu formiert", sagt Orchesterleiterin Hedwig Gruber, "mit hemmungslos zügellosem und ungebundenem Spaß an der aktiven Musik."

Dieser zügellosen, anarchischen Lust an der musikalischen Marketenderei hat Maier eine angemessene Form verliehen. "Frau Gruber hat mich angesprochen", berichtet der Künstler, sie habe den Keller voller alter Instrumente und wünsche sich ein Maskottchen fürs Orchester. "Ich bin zu ihr gefahren und habe den Keller ausgeräumt. Mitgenommen habe ich einen VW-Bus voller Beute samt einem alten Harmonium."

Maier begann mit den Instrumenten zu spielen - auf seine Weise. "Es war eine lustige Arbeit, all die Teile zusammenzubauen", sagt Maier. Da war ein Cello ohne Hals. Das hat er auf einen Leiterwagen gesetzt. Mit seinen Rundungen steht es für das weibliche Prinzip. Zum soliden Unterbau der Dame wurden Registerzüge des Harmoniums umgewidmet, den Kopf bildet eine Mandoline, ein Gitarrenhals ersetzt den Arm. Der Figur zur Seite steht, stattlich, männlich, eine Bass-Tuba. Die Basis bilden Trommeln und Tschinellen, eine Klaviatur, ein Instrumentenkoffer. Es entstand ein "Orchester-Dingsbums", wie Maier es nennt, zwei Meter zwanzig hoch und in zwei Teile zerlegbar, damit man es transportieren kann.

Denn genau das ist Sinn und Zweck des dadaistischen Apparates. Bis zu den Konzerten im Juni soll er auf Tournee gehen und an verschiedenen Orten im Landkreis Station machen, unter anderem auch in der Geschäftsstelle der SZ Ebersberg. Im Moment steht das Ding noch im Lagerraum von Martin Glissmann, einem Orchestermitglied in Grafing.

"Meine Tochter spielte mit im Jugendorchester, deshalb habe ich diese Arbeit besonders gerne gemacht", erzählt Maier. "Ich bin ein Fan des Orchesters und sehe die Installation als Spende." Ob man damit im Notfall auch eine Art von sinfonischem Sound hervorbringen kann, muss sich allerdings erst noch zeigen.

Die Konzerte "Orchestra in Motion" finden statt am Samstag, Dienstag und Mittwoch, 18., 21. und 22. Juni, um 19.30 Uhr, sowie am Sonntag, 19. Juni, 11 Uhr, im Alten Speicher in Ebersberg. Jeweils eine halbe Stunde vor Beginn spielt die Gruppe Drumline in der Fußgängerzone und im Klosterbauhof, am Sonntag direkt im Anschluss an das Konzert. Der Vorverkauf läuft über die Website des Orchesters www.jugendorchestergrafing.de, in Grafing in der Bücherstube Slawik und in Ebersberg an der Kasse des Alten Speichers.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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