Grafing:Kinder spielen Löwe, Fuchs und Elefant

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Vor der grünen Dschungelwand und in bunten Tierkostümen macht das Tanzen und Toben noch einmal so viel Spaß. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Theaterpädagogin Marina Lahann studiert den "Karneval der Tiere" als Familienprojekt ein

Von Viviane Rückner, Grafing

Kinder rennen wild umher, Eltern suchen noch ihre Sitzplätze. Auf einmal schlägt Marina Lahann drei mal auf einen Gong. "Der Karneval der Tiere" kann beginnen. Mit den Worten Loriots: "Niemand hätte die beschwerliche Reise und dem ungewohnten Kostümzwang auf sich genommen, wenn es sich nicht um ein kulturelles Ereignis von erregender Einmaligkeit handelte - den Karneval der Tiere", leitet Lahann als Biber verkleidet das Kindertheaterstück ein.

Zum Auftakt betreten die Löwen die Bühne und erschrecken mit ihrem Gebrüll die kleinen Zuschauer. Beim nächsten Musiktitel verwandeln sie sich in Füchse und versetzen die Hühner in Angst und Schrecken. Zwar versucht Mama-Fuchs, ihre Sprösslinge zurückzuhalten, dennoch erwischen diese ein Huhn, das sich nicht wie die anderen auf eine Leiter retten konnte - kein Wunder, ist das arme Opfer doch bloß aus Kunststoff.

Vergangenen Herbst hat die Theaterpädagogin die Projektidee zusammen mit dem Familien- und Bürgerzentrum Grafing e.V. entwickelt. In den Faschingsferien rief sie dann das Familien-Theaterprojekt und Ferienprogramm erstmals ins Leben. Unterstützt wurde das Ganze vom Verein Leben, der die Räume zur Verfügung stellte. Letztendlich sind es eine vierköpfige Familie, eine Großmutter mit ihren drei Enkeln, eine Mutter mit ihrer Tochter und elf weitere Kinder, die innerhalb einer Woche das Stück auf die Beine gestellt haben. Gerade in einer so digitalisierten Welt sei es wichtig, das Familienleben durch kreative Projekte zu fördern, sagt Lahann.

Ursprünglich war die doppelte Anzahl an Teilnehmern geplant, um auch die Kosten für eine zweite Dozentin (Magdalena Trischler) abdecken zu können. Um das Ganze in einer größeren Dimension umzusetzen, fehlten auch die nötigen Fördergelder. Das Projekt war dennoch ein großer Erfolg, was vor allem am positiven Feedback der Kinder und Eltern zu erkennen war.

Die herausragende schauspielerische Leistung der Kinder, die selbstgebastelten Kostüme und der Einsatz der mitwirkenden Erwachsenen macht das Ganze zu einem einmaligen Spektakel. Erstaunlich, wie reibungslos das Ganze mit den Grundschulkindern funktioniert. Laut Lahann lag es an ihrer Methode, das Stück einzustudieren. Am Anfang sollten die Kinder improvisieren und erzählen, was ihrer Vorstellung nach die Tiere machen, wenn die Musik spielt. Darauf wurde dann das Stück aufgebaut. Weil sie an der Entwicklung der Geschichte maßgeblich beteiligt waren, hatten die Kinder anschließend bei der Umsetzung kaum Mühe, sich den Ablauf zu merken. Um ihnen ihre zugeteilten Rollen noch näher zu bringen, entwarf jeder Mitwirkende sein eigenes Kostüm, wodurch die Kinder auch die Möglichkeit hatten, sich kreativ zu entfalten. Heraus kamen bunte Schildkrötenpanzer, schwangere Fische, die an Stöcken liefen, wilde Löwenmasken und gefiederte Hühnermasken. "Die Löwenmaske hängen wir ins Treppenhaus", erklärte ein Schauspieler und Familienvater am Ende der Aufführung. Unterstrichen wurde die ganze Szenerie durch die mit Dschungelmotiven bemalte Wand im Hintergrund und die passenden farbenfrohen Klamotten der Kinder. Zur Illustrierung der Unterwasserwelt wurde zusätzlich ein blaues Tuch auf Kniehöhe zwischen Zuschauer und Bühne gespannt.

Lahann schaffte es trotz einer klaren Vorgabe, in welche Richtung das Stück gehen soll, dass die Kindern ihrer Fantasie freien Lauf lassen konnten. Auch die mitwirkenden Eltern sind begeistert, dass Lahann es geschafft hat, ihnen das Lampenfieber vor dem Auftritt zu nehmen. Wichtig bei ihren Projekten sei es, ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen und kulturelles Wissen zu vermitteln, dieses Mal den Kindern die Musik von Camille Saint-Saëns näher zu bringen.

Natürlich gehören auch Gesangseinlagen der Kinder dazu. Schildkröten und Elefanten zeigen angeleitet von Oma Mehlwurm Tänze. Zur Pause verteilt Michaela Müller, Vorsitzende des Familien- und Bürgerzentrums, als Känguru verkleidet Kuchen an die Zuschauer. Danach haben Fische und Schwäne ihren Auftritt, untermalt von den traumhaften Klängen Saint-Säens. Als Abschluss laufen alle Schauspieler mit gebastelten Kolibris herum. Der Karneval ist zu Ende. Das Ganze ist ein Riesenspaß für Klein und Groß und lässt für die geplante Aufführung im Herbst, "Gaja, Mutter Erde und das Flötenmädchen", viel erwarten.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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