Grafing:Jung statt Alt

Lesezeit: 2 min

Das Elkofener Schulhaus wird zur Kita. Die Senioren, die hier VHS-Gesundheitskurse besuchen, müssen allerdings raus

Von Thorsten Rienth, Grafing

Der Grafinger Stadtteil Oberelkofen bekommt wieder einen Kindergarten. Zwei neue Gruppen will der Stadtrat im alten Schulhaus einrichten, das hat das Gremium in seiner Sitzung am Dienstagabend beschlossen. Der Umbau sei nötig, um die wachsende Gruppe der drei- bis sechsjährigen Grafinger zu bedienen. Wie sich nun herausstellt, geht der Plan aber zu Lasten der VHS-Gesundheitskurse. Sie werden zunehmend von Senioren besucht.

Ursprünglich war überlegt worden, die bislang im ersten Stock stattfindenden Kurse in einem Multifunktionsraum im Dachgeschoss weiterzuführen. Doch so einfach ist die Sache wohl nicht. Der Raum erreiche auf lediglich 40 Quadratmetern eine Höhe von zwei Metern oder mehr, erklärte VHS-Leiterin Martina Eglauer im Gespräch mit der SZ. "Diese Fläche reicht leider in keiner Weise aus, um für Gruppen mit bis zu 20 Teilnehmern Gesundheitskurse wie Yoga, Fitness, Gymnastik oder Tanzkurse anzubieten."

Selbst wenn sich die zudem fehlenden Umkleiden sowie Lagermöglichkeiten lösen lassen, bliebe noch ein weiteres Problem: Der Raum im ersten Stock sei derzeit vormittags und abends mit jeweils zwei bis drei Kursen belegt. Einzelne Vormittagsgruppen ließen sich zwar sicherlich ins VHS-Provisorium im Ortsteil Haidling verlegen. "Für die Abendangebote gibt es derzeit aber keine alternative Unterbringungsmöglichkeit", sagt Eglauer.

Für sie ist die Entscheidung über die Räumlichkeiten auch eine gesundheitspolitische. "Ein attraktives Gesundheitsangebot ist vor allem in Zeiten des demografischen Wandels wichtiger denn je. Es trägt schließlich dazu bei, dass Ältere länger selbständig leben können."

Interessant ist das Votum des Grafinger Stadtrats vor dem Hintergrund der VHS-Finanzierung. Die VHS-Gesundheitskurse sind derart beliebt, dass sie Eglauer zufolge inzwischen für etwa die Hälfte der VHS-Einnahmen stehen. Heißt: Den Gewinn aus den Gesundheitskursen sparen sich die Zweckverbandsgemeinden bei der kommunalen Mitfinanzierung.

Die Bauarbeiten in dem alten Schulhaus sollen im Jahresverlauf 2018 starten. "Das heißt, dass die Kurse dort bis zum Ende des Wintersemesters, also Februar 2018, stattfinden können", erklärt Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne). "Natürlich sind alle sehr um eine Alternative bemüht." Gespräche liefen bereits. Ein derart beliebtes Angebot wie die Gesundheitskurse seien aber keine reine Grafinger Angelegenheit, sondern beträfen den gesamten Zweckverband Kommunale Bildung. Neben Grafing sind darin Ebersberg, Markt Schwaben und Kirchseeon organisiert.

Im Grundsatz verteidigte Obermayr die mit breiter Mehrheit gefasste Stadtratsentscheidung deshalb auch. "Seit Jahren ist sich der Stadtrat einig, dass er dieses alte Schulhaus als Haus für Kinder nutzen will", sagte sie. Tatsächlich hatte das Gremium das alte Schulhaus bereits im Jahr 2010 sanieren wollen. Doch so kurz nach der Finanzkrise reichte das Geld nicht aus. Die Vorzeichen sind nun gänzlich andere. Deswegen kam das Thema erneut auf die Tagesordnung.

Mit dem Votum aus dem Stadtrat kann sich das Rathaus nun an die Detailplanung machen. Für den Kindergartenbetrieb sind umfangreiche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen nötig. Die Holzbalkendecken brauchen eine brandschutzertüchtigte Unterverkleidung. Ans Obergeschoss muss eine Treppe als zweiter Fluchtweg angeschlossen werden. Zudem brauchen die Gruppenräume eine dezentrale Lüftung und einige alte Wände müssen neuen Trockenbauwänden weichen. Teil des Beschlusses ist auch ein Mandat für die Stadtverwaltung, einen Träger für die Einrichtung auszuwählen.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: