Grafing:Hergeschaut

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Nach Ebersberg will nun auch Grafing professionelle Stadtführungen anbieten

Von Thorsten Rienth, Grafing

Nein, Stadtführungen müssten wahrlich nicht immer trocken sein. Oder Zahlen aus der Historie aneinanderreihen. "Da gibt es sicherlich interessantere Ansätze, um von der Geschichte der Stadt zu berichten", erklärte Archivleiter Bernhard Schäfer dem Gremium in der jüngsten Stadtratssitzung. Seine Ausführungen waren die Basis für 5 000 Euro Anschubfinanzierung für organisierte Führungen durch die Kommune, wie es sie seit dem Frühjahr die Nachbarstadt Ebersberg gibt.

Mit "interessant" meint Schäfer all jene Inhalte, die in klassischen Stadtführungen bislang wenig Platz haben. Etwa aus der Richtung der aktuellen Sonderausstellung von Archiv und Museum der Stadt: "'Oh Du mein Gott!' - Katastrophen und Unglücksfälle in Grafing und Umgebung". Auch ganz grundsätzlich spricht nach Ansicht des Archivars inzwischen einiges für eigene Grafinger Stadtführungen. "Organisierte Führungen erfreuen sich seit geraumer Zeit nicht nur in den Metropolen, sondern auch in den mittleren und kleineren Städten in Bayern einer wachsenden Nachfrage." Die Interessenten solcher Angebote rekrutierten sich zum einen aus der örtlichen Bevölkerung und der des weiteren Umlandes. Zum anderen seien es Touristen.

Neben der klassischen Altstadtführung denkt Schäfer an unterschiedlichste Themenführungen, mit denen sich die Besonderheiten Grafings herausstellen ließen. Titel wie "Altes Handwerk am Urtelbach" seien etwa denkbar, "Die Geschichte der Grafinger Brauereien", "Einzigartige Eiszerfallslandschaft im Dobel" oder "Die Grafinger Kirchen - Kleinodien der Gotik, des Barock und Rokoko" seien denkbar. Als denjenigen, der all dies mit zusammen mit ihm organisieren soll, schlug Schäfer den Ebersberger Historiker und Journalisten Thomas Warg vor. Nach dem positiven Beschluss des Stadtrats wird Warg, der aus Grafing stammt, die ersten Führungskonzepte erarbeiten, eine Führungsdienst-Mannschaft aufbauen sowie eine Organisationsstruktur entwickeln. Warg zielt auf ein vielfältiges Angebot ab. "Warum sollte es nicht auch Führungen für Kindergeburtstage geben, bei denen man einen Teil der Geschichte mit Playmobilfiguren erklärt?" In Ebersberg hat er dieses Modell bereits erfolgreich umgesetzt. Auch Kooperationen mit anderen Akteuren wie Gastronomie, Einzelhandel, Tourismusverein oder Werbering seien denkbar.

In Ebersberg sei das Konzept aufgegangen, berichtete Schäfer. "Das läuft dort richtig erfolgreich." Dass hinter diesen Worten weniger Marketing denn Realität steckt, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Seit etwas mehr als einem halben Jahr fanden in der Kreisstadt 120 Führungen statt. "Inzwischen trägt sich das Projekt finanziell selbst."

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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