Grafing:Großeinsatz im Eisstadion

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Nur mit einem Sondereinsatzkommando und unter Einsatz von Pfefferspray kann die Polizei Auseinandersetzungen zwischen Eishockey-Fans beenden. Der EHC weiß sich nach bereits verschärften Sicherheitsvorkehrungen keinen Rat

Von Carolin Fries, Grafing

Trotz erhöhter Polizeipräsenz ist es am Freitagabend zu Ausschreitungen im Grafinger Eisstadion gekommen. Beim vierten Spiel in der Playoff-Viertelfinalserie der Oberliga Süd zwischen dem EHC Klostersee und dem VER Selb gerieten die Fangruppen aneinander, die Polizei musste Pfefferspray benutzen, um die "Rangelei" zu beenden. Aus München wurde verstärkend das Sondereinsatzkommando angefordert. Nach Spielende behinderten Grafinger Fans die Abfahrt der Fanbusse nach Franken, zwei Polizeiautos wurden beschädigt und ein Polizeibeamter beleidigt.

Etwa 800 Fans waren im Grafinger Stadion, davon etwa 300 Gästefans. Nachdem es bereits wenige Tage zuvor in Selb zu Auseinandersetzungen zwischen Fans gekommen ist - ein Grafinger musste anschließend verletzt ins Krankenhaus - hatte der EHC das Sicherheitspersonal aufgestockt und sich in einem offenen Brief von den gewaltbereiten "Pseudo-Fans" distanziert. Der Vorstand hatte angekündigt, die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen und noch enger mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Verhindern ließ es sich dennoch nicht, dass laut Polizei-Pressesprecher Peter Grießer etwa 40 Ultras, also gewaltbereite Hooligans, im Stadion waren. Diese beim Einlass auszusortieren, ist laut Michael Schunda, zweiter Vorsitzender des EHC, sehr schwierig. "Wer vermummt ist oder betrunken, kommt nicht rein", sagt er. Auch würden die Taschen und Rucksäcke der Zuschauer nach pyrotechnischen Geschossen durchsucht. Mehr könne man nicht tun: "Wir kennen die ja gar nicht."

Etwa 50 Sicherheitsleute hatte der EHC bestellt, hinzu kamen 50 bis 60 Einsatzkräfte der Polizei. Als das Spiel im zweiten Drittel kippte, kam es auf den Rängen zu einem Gerangel. Die Beamten hätten sofort eingegriffen, um die Gemüter zu beruhigen und eine Ausbreitung der Randale zu verhindern. Auf die Frage, ob Grafinger oder Selber Fans Auslöser waren, sagt Gießer: "Der Urheber lässt sich nicht auf einer Seite festmachen." Zunächst hätten die Beamten versucht, die Auseinandersetzungen durch ihren körperlichen Einsatz zu beruhigen, schließlich griffen sie zum Pfefferspray. Vier Eishockeyfans und drei Beamte klagten im Anschluss über Augenreizungen, die vor Ort mit Spülungen behandelt wurden.

Das Sondereinsatzkommando aus München war kurz vor Spielende gegen 22.15 Uhr im Stadion und beruhigte die Lage nach dem Spiel, das der EHC 2:4 verlor. Durch den zusätzlichen Einsatzzug aus München konnten weitere Ausschreitungen unterbunden werden. Außer der Beleidigung eines Polizeibeamten hat die Polizei aktuell noch keine Straftatbestände ermittelt, die Untersuchungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Um die Identität der randalierenden Fans zu ermitteln, sollen die neu im Stadion installierten Kameras helfen. Die Bilder aus dem eigenen Fanblock sowie aus dem der Gäste habe man bereits an die Polizei weitergegeben, sagt Schunda. Er berichtet von einer Gruppe von gewaltbereiten Hooligans aus München, die gar kein Interesse daran hätten, das Spiel zu sehen. "Die warten draußen." Eskalationen gebe es darum nicht nur im Stadion, sondern immer wieder auch rund um das Stadion und auf dem Heimweg. Stadionverbote alleine würden deshalb nicht weiter helfen.

Nur wenn die gewaltbereiten Personen bekannt seien, könne man schnell durchgreifen, sagt Schunda. So habe man etwa am Freitagabend eine Person des Stadions verwiesen, der man bereits ein Stadionverbot ausgesprochen hatte. Doch es seien nicht immer die gleichen Ultras, die nach Grafing kämen. "Grafing liegt leider nah an München und ist von dort schnell mit der Bahn zu erreichen", sagt Schunda. Welche Konsequenzen der EHC nun zieht? Noch mehr Sicherheitspersonal könne man als kleiner Verein nicht stellen, "das wird auch finanziell schwierig", sagt Schunda. Er hofft nun auf die kameragestützten Ermittlungen der Polizei.

Neben der Sorge um den guten Ruf und ihre Sponsoren, stimmt die Klosterseer Vorstandschaft aber vor allem ein ganz anderer Umstand traurig: dass Familien, die jahrelang regelmäßig und gerne mit ihren Kindern die Spiele besuchten, nicht mehr kommen. Zu groß ist die Angst. Peter Grießer von der Polizei sagt, er wolle niemandem abraten, die Spiele zu besuchen, gibt aber den Rat: "Wenn man erkennt, dass sich in der Nähe eine Rangelei entwickelt - dann weggehen."

© SZ vom 16.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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