Grafing:"Grass 21" wird weiter gefördert

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Aktionsplan bleibt fünf Jahre Teil des Demokratie-Bundesprogramms

Sprach-, Orientierungs- oder Schwimmkurse mit dem Verein Ausländerhilfe, die "Demokratie (er)leben-Tage" mit dem EHC Klostersee, die Anne-Frank-Ausstellung mit dem Verein Horizonte oder ein Reggae-gegen-Rechts-Festival im Grafinger Jugendtreff JIG: Vier Jahre hat "Grass21", einer von deutschlandweit 200 lokalen Aktionsplänen gegen Extremismus, im südlichen Landkreis allerlei Projekte angestoßen. Alleine im vergangenen Jahr waren es 20 an der Zahl. Nun konnten die betreuenden Jugendpfleger aus Grafing und Aßling sowie der Anzinger Jugendleger Felix Aschauer von der externen Koordinierungsstelle berichten: Ihre Initiative hat sich erneut für das Bundesprogramm "Demokratie leben" qualifiziert.

Konkret sind in den Leitlinien Vereine, Projekte und Initiativen förderungsberechtigt, die sich gegen Rechtsextremismus und Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit engagieren. In seiner ersten Auflage im Jahr 2007 hieß das dem Programm zugrunde liegende Motto noch: "Vielfalt tut gut. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie." 2011 dann: "Toleranz fördern - Kompetenz stärken." Nun, in der dritten und um ein fünftes Jahr erweiterten Auflage, lautet es "Demokratie leben".

Der Fokus sei daher etwas verschoben, erklärte Grafings Jugendpfleger Ibrahim Al-Kass in der jüngsten Grafinger Stadtratssitzung: "Es geht dieses Mal weniger um den Extremismus, sondern um das grundsätzliche Zusammenleben - mit dem Schwerpunkt auf die Jugendarbeit." Aus organisatorischer Sicht sind das Al-Kass zufolge keine schlechten Nachrichten: "Das erweitert den Radius der möglichen Projekte, damit lässt sich sehr viel assoziieren." Die steigende Zahl an Asylbewerbern werde sich in den Aktionen und Projekten widerspiegeln, gab Aschauer vor dem Gremium einen Ausblick.

345 000 Euro hatte "Grass21" in den vergangenen vier Jahren aus dem Bundesprogramm abgerufen. Ganz so viel wird es dieses Mal nicht werden. Der Fördertopf ist bei 250 000 Euro gedeckelt. Deutlich mehr könnte der Landkreis abrufen, würde sich in seinem Westen oder Norden eine weitere Allianz gründen. Der Aßlinger Bürgermeister Hans Fent (parteilos) hatte vor einiger Zeit darauf hingewiesen. Auch Al-Kass und Aschauer griffen den Aspekt vor dem Stadtrat auf. Mit der aktuellen Berliner Entscheidung für die Weiterführung oder Neuauflage von Initiativen bleibt diese Tür für die nächsten Jahre freilich zu.

Vor dem Hintergrund steigender Asylberberzahlen wäre eine weitere Landkreis-Allianz allerdings geradezu prädestiniert: Das "interkulturelle und interreligiöse Zusammenleben" jedenfalls sind im Förderprogramm ebenso ausdrücklich erwähnt wie Reaktionen auf "sozialräumliche Konfliktlagen" und die "Verbesserung soziokultureller Integration". So weit ins Detail ging die Diskussion im Grafinger Stadtrat dann freilich nicht. Allgemeines Wohlwollen herrschte allerdings schon, als Al-Kass und Aschauer ihrem Überblick gaben. "Eine absolut super Sache" nannte etwa CSU-Stadtrat Sepp Carpus die Initiative. Er ist Mitglied des "Grass21"-Begleitausschusses.

Kritik gab es lediglich an der Hochglanzbroschüre, mit der die Jugendpfleger die zurückliegenden Projektjahre aufbereitet hatten. "Da wurde ganz schön Geld verbraten", kommentierte Werbefachmann und Grünen-Stadtrat Wolfgang Huber. Das sei nicht ihre Idee gewesen, erklärten die Jugendpfleger. Das Bundesprogramm schreibe eine anständige Projektzusammenfassung vor. Ein paar Blätter Papier seien da zu wenig.

© SZ vom 21.05.2015 / thri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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