Grafing:Grafinger Wasser wird teurer

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Um die geforderte Kostendeckung zu erreichen, muss die Stadt ihre Gebühren erhöhen

Von Thorsten Rienth, Grafing

Die Grafinger müssen von Oktober an etwas mehr Geld für Wasser und Abwasserentsorgung bezahlen. Der Kubikmeter Wasser kostet dann statt 1,10 Euro 1,38 Euro. Die Preise für die Entsorgung von Schmutzwasser steigen von 2,05 Euro auf 2,47 Euro je Kubikmeter, für Schmutz- und Niederschlagswasser von 2,40 Euro auf 2,80 Euro. Beides hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstagabend mit nur einigen wenigen Gegenstimmen beschlossen. Tröstlich ist dabei für die Grafinger allerdings: Der Anstieg ist auch eine Art Ausgleich, weil in den vergangenen Jahren zu wenig verlangt worden war.

Dass eine Anpassung nötig ist, hat sich bei einer turnusgemäßen Überprüfung der Gebühren herausgestellt. Die Berechnung war im aktuellen Fall von Belang, weil der Stadtrat im vergangenen Jahr an einer wichtigen Schraube der Berechnungsgrundlage gedreht hatte: Anstatt die Anschaffungskosten der Wasserinfrastruktur zu verrechnen, bezieht Grafing seither die Wiederbeschaffungswerte ein. Man erhofft sich so eine deutlich realistischere Darstellung der Infrastrukturkosten. Mit der Erhöhung sind diese sozusagen nun eingepreist.

Eine Gratwanderung ist die Aufstellung trotzdem, denn bei ihr gilt das Richtmaß der Kostendeckung: Weder darf die Stadt mit den Gebühren Gewinn erwirtschaften, noch kann sie die Wasserversorgung subventionieren und einen Teil der Kosten übernehmen, der eigentlich von den Wasserverbrauchern und Abwassereinleitern zu zahlen wäre.

Letzteres ist aber in den vergangenen Jahren aus der Bilanzperspektive der Fall gewesen. Aus Nettigkeit geschah dies freilich nicht. Der Stadtrat wollte lieber zu wenig ansetzten und später nachjustieren, als sich nachher den Vorwurf anhören zu müssen, ohne Not zu viel in Rechnung gestellt zu haben. Nun wird also gegengerechnet.

Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) betonte die für die meisten Verbraucher relativ geringen Mehrkosten. Ein Haushalt, der im Jahr 100 Kubikmeter Wasser verbrauche, zahle künftig etwa 36 Euro mehr. In der Sitzung wies die Verwaltung auch die Kritik von Großverbrauchern wie Landwirten zurück. Diese hatten gefordert, anstelle eines erhöhten Kubikmeterpreises lieber die Grundgebühr stärker zu erhöhen. Bürgermeisterin Obermayr lehnte dies mit dem Verweis ab, dass dann Haushalte mit geringerem Wasserverbrauch - beispielsweise alleinstehende Rentner - deutlich überbelastet würden.

Stattdessen steigt die Grundgebühr zumindest nominal betrachtet recht gering. Bei etwas mehr als 95 Prozent der Grafinger Anschlüsse ist künftig anstelle von 9,60 Euro ein Betrag von 19,20 Euro zu entrichten. Der Beitrag je Quadratmeter Grundstücksfläche liegt von Oktober an bei 1,31 Euro (1,18 Euro), der Beitrag pro Quadratmeter Geschossfläche ist nun auf 5,73 Euro (5,42 Euro) festgesetzt. Zuletzt waren die Wasser- und Abwassergebühren im Herbst 2012 erhöht worden, davor zum Jahresende 2008.

© SZ vom 07.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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