Grafing:Früh übt sich am Gymnasium

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Lukas Stange erklärt den Schülern, was es mit Umwelt- und Forstwissenschaften auf sich hat. (Foto: Christian Endt)

Im Grafinger P-Seminar gibt es für Siebtklässler Hilfe zur Berufswahl

Von Sandra Langmann, Grafing

"Was macht ein Architekt eigentlich?" Eine Frage, die es den Schülern sichtlich schwer macht, die passende Antwort zu finden. Es gibt verlegene Blicke. "Er designed Häuser", traut sich dann doch ein blonder Bub etwas schüchtern zu sagen. Dass hinter diesem Beruf noch viel mehr steckt als "nur" Gebäude zu zeichnen, erklärt dann Architekt Michael Ascher. Dafür hat er anschauliche Beispiele aus seinem Berufsalltag ausgesucht.

Um bereits zwölf- und 13-Jährige bei der Berufswahl zu unterstützen, findet an diesem Dienstag der Projekttag "Check out your dream job" im Grafinger Gymnasium statt. Veranstalter ist das P-Seminar von Lehrerin Kerstin Vogel und ihrer zehnköpfigen Schülergruppe. "Normalerweise kommen die Schüler erst in der neunten Klasse im Fach Wirtschaft und Recht mit der Berufsfindung in Berührung", sagt Vogel. Aus elf Workshops konnten sich nun aber auch schon Siebtklässer jeweils zwei Themengebiete aussuchen, die sie interessieren. Es referieren Experten, unter anderem aus den Bereichen Grafikdesign, Journalismus, Management, Chemie und eben Architektur.

Michael Ascher ist seit 27 Jahren Architekt und hat in Grafing sein eigenes Architekturbüro. "Es ist ungewohnt für mich, so jungen Menschen meine Arbeit zu erklären", verrät er, denn normalerweise hat er mit Studenten oder älteren Praktikanten zu tun. Um das Interesse der 15 Workshopteilnehmer zu wecken, geht er rasch in den praktischen Teil über. Aus Papier sollen die Schüler eine Skulptur, eine Figur oder ein Gebäude anfertigen. "Ihr habt 45 Minuten", verkündet Franziska Grünwald. Sie ist Teilnehmerin des P-Seminars und leitet wie ihre Kollegen eine Workshopgruppe. Gemeinsam haben sie die Workshops organisiert, Sponsoren gesucht und das Spiel "Berufs-Tabu" entworfen. Dabei steht ein Beruf vorne auf den Karten, und auf der Rückseite stehen fünf Begriffe, die man nicht erwähnen darf, um den Beruf zu erklären.

Klebstoff und Schere kommen sofort zum Einsatz und es wird fleißig gebastelt. "Wir brauchen einen 3D-Kopierer", ist sich eine Gruppe von Buben einig. Aus vielen kleinen Würfeln wollen sie einen großen anfertigen. Jeden aber einzeln auszuschneiden und zusammenzukleben ist ihnen definitiv zu anstrengend. "Ich will einmal Architekt oder Arzt werden", erklärt Fabian, 13, der bereits eifrig den erste Würfel faltet. "Ich auch", bestätigt sein gleichaltriger Spezl Nikolai, "Da kann man kreativ sein." Und auch Lala und ihre Freundin haben sich schon ans Werk gemacht. "Meine Mutter hat Architektur studiert. Das möchte ich auch machen, weil ich gerne zeichne", sagt Lala. Die Schülerin weiß anscheinend schon recht genau, was sie möchte.

Mit Lukas Stange, dem wissenschaftlichen Mitarbeiter des Museums Wald und Umwelt in Ebersberg, geht es nun ab nach draußen. Er möchte den Schülern die Arbeit des Försters näher bringen. Bilder von Tieren werden auf den Rücken der Schüler angebracht. Durch Ja- oder Neinfragen müssen sie herausfinden, welches Tier abgebildet ist. "Warum bin ich der Wurm", ärgert sich ein Junge. Doch Stange macht klar, welche wichtige Funktion dem winzigen Tier zukommt. Ganz nebenbei erklärt Stange alle Aufgabenbereiche eines Försters - von der Umwelterhaltung bis hin zur Organisation der Jagd. "Eine doch ganz schön harte Arbeit", staunt Philip im Nachhinein, aber um seinen Traumjob scheint es sich dabei eher nicht zu handeln. "Das macht nichts", meint Lukas Stange. "Schaut euch viele Sachen an, damit ihr auch heraus findet, was euch nicht gefällt." Je früher man damit anfange, desto schneller wisse man auch, was man später werden möchte.

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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