Grafing:Einmischen, mitmischen

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Seit 40 Jahren gibt es in Grafing eine Frauen-Union. Aktuelle Vorsitzende ist Elli Huber, die zur Geburtstagsparty in den Kastenwirt einlud. (Foto: Christian Endt)

Die Grafinger Frauen-Union feiert ihr 40-jähriges Bestehen mit zahlreichen Ehrengästen

Von Antonia Heil, Grafing

Die Band Erste Allgemeine Verunsicherung und die Dire Straits wurden 1977 gegründet und einige politisch engagierte Grafingerinnen hatten sich zur Frauen-Union (FU) zusammengefunden. Das waren die guten Nachrichten, die FU-Ortsvorsitzende Elli Huber 40 Jahre später am Freitagabend im Grafinger Kastenwirt berichten konnte. Dort wurde der runde Geburtstag des Ortsverbandes der CSU-Arbeitsgemeinschaft mit bayerischem Buffet und Ehrengästen gefeiert.

Die Musik, die Frauen, das waren die guten Themen, die Huber für das Gründungsjahr zusammentragen konnte. Denn eigentlich befand sich Deutschland 1977 in der Hochzeit des Terrors der Roten Armee Fraktion (RAF), im Oktober wurde Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer nach wochenlanger Geiselhaft ermordet. Auch für die Umwelt war 1977 kein gutes Jahr. Bereits im März ereignete sich in der Nordsee eines der größten Blowouts auf einem Offshore-Ölfeld: 23 000 Liter Rohöl flossen innerhalb von sieben Tagen unkontrolliert ins Meer und breiteten sich über eine Fläche von 40 000 Quadratkilometern unkontrolliert aus. 1977 starben der Philosoph Ernst Bloch und der King of Pop Elvis Presley. Andererseits trat aber die Europäische Kommission am 6. Januar 1977 ihre erste Amtsperiode an. Sie ist heute das wichtigste Exekutivorgan der Europäischen Union.

Komplett hoffnungslos war das Jahr 1977 also zumindest auf lange Sicht nicht, wie auch die Geschichte der Frauen-Union in Grafing unterstreicht, deren politisches Engagement in der Stadt wertgeschätzt wird. Deshalb konnte Elli Huber neben einigen FU-Gründungsmitgliedern auch Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) im Kastenwirt begrüßen. Festrednerin aber war die Vaterstettener Europa-Abgeordnete und bayerische Landesvorsitzende der Frauen-Union, Angelika Niebler die gleich zu Beginn ihrer Festrede festhielt: "Die Frauen-Union ist das Beste, was die CSU hat." Inzwischen sei sie noch vor der Jungen Union die mitgliederstärkste Unterorganisation der CSU.

Um herauszustellen, wie bedeutend der Einfluss der FU auf die Politik sei, zog Niebler als Beispiel die Frauenquote heran. 2010 habe der Anteil der Frauen in Spitzenpositionen bei unter 20 Prozent gelegen. Da habe man bei der FU Handlungsbedarf gesehen. Niebler schilderte, wie die Delegierten auf dem entscheidenden Parteitag viereinhalb Stunden lang über die Frauenquote diskutierten - während man für die Abschaffung der Wehrpflicht, die ebenfalls auf der Tagesordnung stand, nur 20 Minuten gebraucht habe. "Es gab eine geheime Abstimmung dazu, da hätte ich den Antragsteller erwürgen können, weil das dann noch länger gedauert hat", so Niebler augenzwinkernd. Gefühlt habe sie an diesem Abend drei Kilogramm Gewicht verloren. Aber es habe sich gelohnt. Auch die Mütterrente und das Prostituiertenschutzgesetz gingen auf das Konto der FU, die auch deshalb so wichtig sei, weil Frauen anders Politik machten.

Niebler zitierte ihren Mann. Wenn der nach der Arbeit nach Hause komme, begrüße er seine Familie mit ausgebreiteten Armen und den Worten "Gute Nachricht: Papa ist wieder zu Hause!" Das käme einer Frau nie in den Sinn. Frauen seinen eher die Macher, die sich selbst nicht so wichtig nähmen und dabei trotzdem einiges auf die Beine stellen könnten. Bundeskanzlerin Angela Merkel hält sie dabei für ein treffendes Beispiel, da sie auch auf europäischer Ebene mit ihrer diplomatischen Art hoch angesehen sei.

Elli Huber lobte insbesondere Tilde Putz, die die FU in 24 Jahren Ortsvorsitz wesentlich geprägt habe. Ihre Vorschläge seien immer konstruktiv gewesen und auch die Männer in der örtlichen CSU hätten immer auf sie gehört. Ähnlich sei es auch bei Susanne Linhart gewesen. Über sie sprach dann auch der Grafinger Landtagsabgeordnete Thomas Huber in seinem Grußwort. Er sei außerordentlich froh, dass er 2002 die Wahl zum Zweiten Bürgermeister Grafings zu Linharts Gunsten nicht angenommen habe. Der CSU-Ortsvorsitzende Florian Wieser und Walentina Dahms, FU-Kreisvorsitzende, hoben in ihren Reden ebenfalls das Engagement der Frauen in der Kommunalpolitik hervor. Sie freuten sich über die vielen neuen Mitglieder, die man in der letzten Zeit gewinnen konnte.

Schon zu Beginn des Abends hatte Elli Huber von der Künstlerin Frauke Menger geschwärmt, die sie im Programmflyer als "Wow-Show" bezeichnet hatte. Sie hatte nicht zu viel versprochen. Die Sandmalerin zauberte mit Projektor und Glasplatte mit Sand darauf atemberaubende Kunstwerke an die Wand. In Sekundenschnelle verwandelte sich dank ihrer geschickten Hände, die den Sand auf die Glasplatte aufstreuten, davon wegwischten oder darauf anhäuften, die Weltkugel in die Freiheitsstatue oder ein Tiger in einen Elefanten. Am Schluss blieb die Silhouette Grafings stehen mit dem Schriftzug "40 Jahre Frauen-Union Grafing".

© SZ vom 18.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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