Grafing:Ein Blick von oben

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Eine Anbindung an die Umgehung erfolgt über die Rotter Straße. Welche Wege sich der Verkehr in der Innenstadt suchen wird, ist bisher unklar. (Foto: Chrisitan Endt)

Für knapp 70 000 Euro lässt sich die Gemeinde ein Verkehrskonzept erstellen, das neue Verkehrsströme vor dem Hintergrund der Ostumfahrung analysiert - ein paar Monate bevor die Trasse eröffnet werden soll

Von Thorsten Rienth, Grafing

Mehr als acht Jahre sind seit dem Bürgerentscheid für die Grafinger Ostumfahrung vergangen. Doch erst jetzt beginnt die Stadt mit der Aufstellung eines groß angelegten Verkehrskonzepts für die Stadt. Einen entsprechenden Antrag der CSU-Fraktion hat der Bauausschuss am Dienstagabend einstimmig angenommen. Jetzt drängt die Zeit. Denn schon im Herbst soll die neue Trasse für den Verkehr freigegeben werden.

"Natürlich: So ein Konzept kostet Geld. Aber wir brauchen es", begründete CSU-Fraktionschef Max Graf von Rechberg den Antrag seiner Partei. Wenn die Ostumfahrung bald eröffne, müsse man nun einmal vorbereitet sein. Für den Chef des CSU-Ortsverbands, Sepp Carpus, ging es deshalb um nicht weniger als die große Frage: "Wo wollen wir mit dem Verkehr langfristig hin?" Die Grundlage für eine Antwort, so steht es in dem CSU-Antrag, sei ein "allumfassendes neues Verkehrskonzept". Die Verkehrsströme am und um den Marktplatz sollen dabei im Fokus stehen. Aber auch die durch den geplanten Ausbau der Gartenstraße entstehende Tangente westlich vom Marktplatz. Knapp 70 000 Euro veranschlagt die Verwaltung für das Konzept. Das einstimmig gefällte Votum entspricht dem Auftrag an ein Planungsbüro, sich nun an die Arbeit zu machen.

Nach dieser breiten Mehrheit hatte es zuerst einmal nicht ausgesehen. "Eine gute Verkehrsplanung hat eine Vorlaufzeit von Jahrzehnten", gab SPD-Stadtrat Ernst Böhm zu bedenken. Da schwang hörbar der Zweifel mit, ob sich bis zur Eröffnung der Umfahrung überhaupt ein sinnvoller Plan auf die Beine stellen ließe. Grünen-Fraktionschef Wolfgang Huber zog die Notwendigkeit eines "allumfassenden" Konzepts gar generell in Zweifel: "Am hilfreichsten ist doch am Ende immer der Praxisfall", sagte er. Bei diesem Teilaspekt tat sich sogar eine im Grafinger Stadtrat eher seltene Übereinstimmung zwischen den Ansichten von CSU und Grünen auf. Sowohl Sepp Carpus als auch Christiane Goldschmitt-Behmer (Grüne), waren sich sicher: Schlussendlich könne kein Konzept wirklich sagen, welche Routen sich als Schleichwege der Grafinger Autofahrer durchsetzen würden.

Das folgende Hin und Her zwischen den Fraktionen endete erst, als Freie-Wähler -Stadtrat Josef Klinger und Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) eingriffen. Nachdem die meisten Redner vor allem ihren Vorredner wahlweise bestätigten, kritisierten oder einfach nur ein paar Gedanken zur Stadtplanung loswurden, drängte Klinger dann doch zur Abstimmung. Die Rathauschefin ergriff die Gelegenheit und zog einen Strich unter die Rednerliste. Anders, als der Verlauf der Debatte erahnen ließ, herrschte beim Votum komplette Einigkeit - das Konzept wird in Auftrag gegeben.

Konkret ist nun vorgesehen, den Plan in zwei Schritten zu erarbeiten. Nachdem für die Ostseite des Marktplatzes bereits eine Verkehrssimulation existiert, sollen die Planer eine solche auch für den Westen erstellen. Neben Autos und Lkw berücksichtigt sie auch Fahrradfahrer und Fußgänger. Die Simulation an der Westseite ist nötig, um eine Grundlage für eine angedachte Neuregelung der Vorfahrt am "Hafenmair-Eck" zu haben.

In einem nächsten Schritt will die Stadt dann die Auswirkungen mindestens dreier Neuerungen durchspielen: Einmal ist das der bereits beschlossene Ausbau der Gartenstraße. Zweitens die Verlängerung des Oberangers. Und schließlich die zwar gewünschte - allerdings in der Umsetzung noch in weiter Ferne liegende - Westverlegung der Aiblinger Straße. Von Süden her kommend soll diese Straße dann nicht mehr wie heute in einem weiten Bogen östlich des neuen Baugebiets beim Aldi verlaufen. Sondern ab dem Sanflring praktisch geradeaus in Richtung Norden führen und dort auf Höhe der Hammerschmiede auf die Glonner Straße stoßen.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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