Glonn:Zähne zeigen

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Der "Deppenmagnet", wie Günter Grünwald sich selbst bezeichnet, steht wieder auf der Bühne. (Foto: Christian Endt)

Der Kabarettist und Komiker Günter Grünwald ist mit seinem neuen Programm "Deppenmagnet" zur Premiere in Glonn - und kommt mit seinem bisweilen derben Humor beim Publikum großartig an

Von Peter Kees, Glonn

Dass jemand über einen bestimmten Witz lacht, jemand anderes gar nicht, das ist eine Erfahrung, die jeder kennt. Humor ist immer eine Sache für sich, durchaus regional sehr unterschiedlich. In der Glonner Schulturnhalle aber war die Sache am Samstag klar: Zum Lachen war man zusammengekommen. Der bayerische Komiker und Kabarettist Günter Grünwald präsentierte dort sein neuestes Programm "Deppenmagnet". Es war die Premiere.

Grünwald ist ein Urgestein der bayrischen Kabarettszene, vielen aus dem Fernsehen gut bekannt. Sein Humor gilt als deftig und derb. Als eine Art Mischung aus Comedian und Kabarettisten könnte man ihn bezeichnen. Grünwald erzählt Geschichten, und das in einem derart rasanten Tempo, dass man meinen könnten, er bekomme keine Luft mehr, so schnell redet er. Von einem Thema rutscht er dabei fast ins nächste, die Überleitungen sind fast unmerklich.

Er ist eingesessener Bayer, und das ist auch das Thema seines neuesten Programms. Den bayerischen Blick nimmt er immer wieder ein, satirisch, zynisch und führt dem Publikum die eigenen Haltungen und Sichtweisen vor Augen. Seine Witze sind dabei mitunter etwas platt, wie beispielsweise wenn er über das unerklärliche Phänomen von heilenden Steinen herzieht und im gleichen Atemzug erzählt, er kenne einen Menschen, der auf Grund von Steinen nie krank wurde - dieser sei Maurer. Lacher.

Derb ist er schon, durchaus manchmal grobschlächtig und vulgär, aber er quatscht auch unheimlich viel. Macht nichts, schließlich ist das Wort "Quatsch" dem Wort "Quatschen" verwandt. Über Reaktionen, die er auf seine Witze als Kabarettist bekommt, erzählt er. Über die Marktlücke nicht tätowierter Menschen für Pornofilme, über Blümchensex und Sadomaso-Praktiken, natürlich über Baumärkte, denn dort kaufen Menschen Seile und Kabelbinder für ihre Sexpraktiken. Die Abhängigkeit von Handy und Internet, den Unsinn von Verkehrsfunk oder den Schwachsinn des Verkehrsleitsystems zwischen München und Ingolstadt - immer wieder arbeitet er sich übrigens an seiner Geburtsstadt Ingolstadt ab - nimmt er aufs Korn, genauso den Quatsch, der in Zeitungen stehe. Alkohol, Kinder, die im Rausch gezeugt werden, so genannte Rauschkinder, sind Thema, ohnehin die heutige Kindererziehung - bei der väterlichen Frage, ob der kleine Sven-Ole es toll finde, dass er auf der Luftröhre von Swantje sitzt, wird er zynisch nasal und hochdeutsch. Früher hätte das Kind einfach eine gewischt bekommen, sagt er darauf. Seinen bayerisch-kritischen Blick richtet er auch auf Fernseh-Kochshows, Schönheitschirurgie, Traumurlaube, den Unterschied beim Busfahren auf Sylt und in Bayern, einen möglichen Flugzeugabsturz beim Reisen, Wellness auf einer gigantisch überzogenen Almhütte und vieles mehr. Auch über Political Correctness macht er sich lustig. Und da ist man auch schon bei seinem Lieblingsthema. Ob man "Neger" und "Penner" noch sagen dürfe, fragt er provozierend. Eigentlich sollte ein jeder so genannt werden, wie er genannt werden wolle, sagt Grünwald. Er zum Beispiel möchte nicht mehr als Bayer, sondern als "nördlicher Alpenbewohner südlich der Donau" angesprochen werden. Er greift in die Wunden der bayrischen Mentalität und zeigt Zähne. Vielschichtig ist er dabei und spielt gekonnt mit Widersprüchen. Mit Themen wie Asyl, Pegida und Angst vor Ausländern wird er sogar politisch aktuell, was er sonst eher vermeidet.

Mit dem Deppenmagneten meint er übrigens sich selbst, denn er sei eben einer, der Deppen immer wieder anziehe. Natürlich, sein Humor ist tief bayerisch wie seine Sprache auch. Tosender Applaus.

© SZ vom 31.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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