Glonn:Wettlauf gegen die Fluten

Lesezeit: 2 min

Glonn muss bei Hochwasserschutz erneut Verzögerungen hinnehmen

Von Anja Blum, Glonn

"Naja, wenn dann das nächste Hochwasser kommt, haben wir wenigstens genügend Löschpapier." So langsam macht sich - verständlicherweise - Sarkasmus breit im Glonner Gemeinderat, angesichts der Zeit, die verstreicht, ohne dass der Hochwasserschutz für den gefährdeten Ort verbessert würde. 2002 war Glonn zuletzt überflutet - seitdem ist klar, dass etwas passieren muss.

Einen großen Damm im Augraben, einem wertvollen Biotop, möchte die Kommune eigentlich bauen, doch das Verfahren ist rechtlich so kompliziert und tangiert so viele verschiedene Interessen, dass die Planung kaum vorankommt. Allein die Zahl der beteiligten Ämter ist beachtlich: Es geht um Wasserwirtschaft, Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft.

In der jüngsten Sitzung hatte Bürgermeister Josef Oswald (CSU) nun wieder schlechte Neuigkeiten: Zwei Gespräche in "größerer Runde", mit Vertretern verschiedener Behörden, hätten ergeben, dass erneut diverse Untersuchungen vonnöten seien - bevor man überhaupt in das offizielle wasserrechtliche Verfahren eintreten könne. "Wenn wir das nicht machen, kann das ein K.o.-Kriterium sein."

Drei Hauptvarianten, um Glonn vor einem Jahrhunderthochwasser zu schützen, hatte eine Studie im Jahr 2008 ergeben: entweder einen großen Damm im Augraben plus Rückhaltebecken und einen kleineren Damm im Reisenthal; oder plus einen Damm im südlichen Ortsbereich; oder gleich nur einen großen Damm an jenem Ortsrand. Die Gemeinde hatte sich für Variante eins entschieden, die Maßnahmen im Reisenthal aber erst einmal außer Acht gelassen, weil dort das höchst schützenswerte Löffelkraut wächst.

"Jetzt aber haben sich die Gesetze geändert", erklärte Oswald, Ziel der Planungen müsse nun sein, einen hundertjährlichen Abfluss in geregelte Bahnen zu lenken. Also mit einem Hochwasser fertig zu werden, das im statistischen Mittel einmal alle hundert Jahre erreicht wird. Damit reicht nur der Damm im Augraben nicht aus, es müssen weitere Maßnahmen geplant werden. Oswald rechnet mit Mehrkosten von gut 15 000 Euro, was wohl noch die geringere Schwierigkeit sein dürfte."Das Problem ist: Wir bekommen nur da eine Genehmigung, wo der Naturschutz am wenigsten betroffen ist", so der Bürgermeister. Die Gemeinde sei zwar "offiziell Herrin des Verfahrens", habe aber leider keine Möglichkeit Natur- und Hochwasserschutz selbst gegeneinander abzuwägen.

Die Empörung im Gremium war groß. "Jetzt haben wir schon so viel untersucht und abgewogen - sind aber immer noch keinen Schritt weiter", klagte Zweiter Bürgermeister Peter Gröbmayr (CSU) und empfahl, sich in der Sache an die Ebersberger Abgeordneten zu wenden. "Man sollte ihnen mal vor Augen führen, was diese ganzen Gesetzte für konkrete Auswirkungen haben. Was ist denn wichtiger? Der Schutz der Menschen oder der Natur? Da würde ich gerne mal Einschätzungen dazu hören", so Gröbmayr. Und Joachim Hellriegel (Grüne) schlug gar vor, die an dem Verfahren Beteiligten mal in einen Raum zu sperren - "bis sie einer Einigung einen großen Schritt näher gekommen sind".

Auch der Bürgermeister gestand, dass ihm "dieses herausfordernde Projekt sicher schon einige graue Haare beschert" habe. Doch gegen die herrschenden Gesetze, teils auf EU-Ebene, sei die Kommune eben machtlos. "Wir müssen da jetzt durch, ich sehe leider keinen anderen Weg", so Oswald.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: