Glonn:Gelber Sack und blauer Engel

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Wie kauft man ohne schlechtes Gewissen ein? Das lernen die Deutschschüler des Glonner Helferkreises in einem Pilotprojekt. (Foto: Renate Glaser/oh)

Der Aktionskreis Energiewende in Glonn vermittelt Flüchtlingen im Deutschunterricht den Umweltschutz - und bekommt dafür den bayerischen Innovationspreis Ehrenamt

Von Anja Blum, Glonn

Wie trenne ich Müll richtig? Was passiert beim Recycling-Prozess? Warum besser eine Stofftasche zum Einkaufen verwenden als Plastiktüten? Was bedeutet das Fairtrade-Siegel? Die Antworten auf Fragen wie diese sind für die meisten Menschen hierzulande eine Selbstverständlichkeit. Doch nicht für jene, die aus fernen, zumeist armen Ländern hierher kommen.

"Dort wird der Müll meist einfach nur verbrannt, etwas anderes kennen diese Menschen gar nicht", sagt Renate Glaser. Und auch, dass es sinnvoll ist, beim Verlassen eines Raumes das Licht zu löschen, gehöre nicht zur Lebenswirklichkeit der meisten Flüchtlinge. Das will die Glonnerin nun ändern und hat im Landkreis ein Pilotprojekt angestoßen: Asylbewerber sollen im Deutschunterricht künftig auch etwas über das Thema Umweltschutz lernen. Eine Idee, die jetzt - bereits vor ihrer Ausarbeitung - ausgezeichnet wurde, nämlich mit dem bayerischen "Innovationspreis Ehrenamt".

Aus Glasers Sicht liegt die Verknüpfung der beiden Themen Asyl und Umweltschutz nahe: Die SPD-Kreis- und Gemeinderätin engagiert sich in Glonn sowohl im Helferkreis als auch beim Aktionskreis Energiewende Glonn (AEG 2020). Doch in den Materialien für den Deutschunterricht komme der Umweltgedanke bislang kaum vor, sagt sie. Unter der Überschrift "Wir schützen gemeinsam unsere Erde" finde sich gerade mal eine einzige Seite.

Also hat Glaser in einer "kreativen Phase", wie sie sagt, fünf erste Arbeitsblätter entwickelt. Sie widmen sich den Themen Abfallvermeidung, Mülltrennung, Energiesparen und Elektrogeräte. Verpackt in leichte Aufgaben können Flüchtlinge anhand dieser Blätter zum Beispiel lernen, dass man in Deutschland Wasser aus der Leitung anstatt aus Plastikflaschen trinken kann. Oder dass Batterien genauso wenig in den Restmüll gehören wie Medikamente in die Toilette. Oder dass es besser ist, einen Deckel auf den Topf zu setzen, wenn man etwas erhitzen möchte. Oder woher der Strom für den Kühlschrank kommt - vom Kraftwerk bis zur Steckdose.

Glaser hat ihre Idee auch gleich in einer Deutschstunde in Glonn ausprobiert. Hat mit ihren erwachsenen Schülern das Label eines umweltfreundlichen Spülmittels studiert, Arbeitsblätter ausgefüllt und über viele praktische Anwendungsbeispiele gesprochen. "Das Thema bietet eine sehr gute Möglichkeit, fremde Kulturen miteinander zu vergleichen - und das öffnet immer Türen", lautet ihr erstes Fazit. Man komme miteinander ins Gespräch, so dass Wortschatz und Grammatik trainiert würden. Und ganz nebenbei bilde sich dabei ein Bewusstsein für das Thema Umweltschutz heraus.

Partner des AEG bei diesem Projekt ist die Energieagentur Ebersberg. Und um die pädagogische Seite bestmöglich abzudecken, habe man nun die Montessorischule in Niederseeon ins Boot geholt, erzählt Glaser, denn dort seien einige Lehrer auf Deutsch als Fremdsprache spezialisiert. Gemeinsam sollen noch mehr Unterrichtsmaterialien zum Thema Umwelt entwickelt werden, nicht nur Arbeitsblätter, sondern auch anderes wie ein Memory-Spiel oder Fragekärtchen. "Diese Unterlagen werden dann erst einmal den Helferkreisen im Landkreis zur Verfügung gestellt, so dass diese sie pilotmäßig ausprobieren können", erklärt Glaser. Finanziert werden könne das Unterfangen zunächst dank eines "überraschenden Geldsegens" - eines Preisgeldes in Höhe von 3000 Euro nämlich.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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