Glonn:Dem Klang auf der Spur

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Ein Kontrabass fehlt noch, aber ansonsten ist das neue Glonner Kammerorchester "Camerata Libera" schon ganz gut aufgestellt. (Foto: Christian Endt)

Das neu gegründete Kammerorchester "Camerata Libera" gibt sein erstes Konzert im Glonner Marienheim

Von Alexandra Leuthner, Glonn

Die Besetzung darf ruhig noch größer werden. Orchesterleiter Natsuki Miyakawa rührt in diesen Tagen kräftig die Werbetrommel für sein Kammerorchester Camerata Libera. Die Formation mit dem klangvollen Namen wurde im April gegründet. Gekannt haben sich einige der Musiker schon länger, vom auch in Glonn entstandenen Orchester Allegra. Am Sonntag, 2. Juli, gibt das Ensemble sein erstes offizielles Konzert im Marienheim, dort, wo es seine Heimstatt hat.

"Ich bin so glücklich, dass wir so tolle Proberäume haben", erklärt Dirigent und Geiger Miyakawa. Der 41-Jährige lebt in Schwabing, arbeitet im Neuperlach und musiziert in Glonn. Der nächste Weg von einem Ort zum anderen. "Aber das macht nichts", sagt er und lacht. Zur Arbeit fährt er mit dem Rad, das Fitnesstraining hat er also schon mal in den Tagesrhythmus eingebaut. Große Orchesterprobe im Marienheim ist alle vierzehn Tage, das könne er seiner Freundin gerade noch zumuten, zumal "ich ja jetzt vor allem Dirigent bin", sagt er mit einem Schmunzeln, "da muss ich zu Hause nicht so viel üben".

Sein musikalisches Wissen und Können hat Miyakawa in drei Jahren "intensiver Geigenausbildung" gelernt, mit 17 hat er erst damit begonnen. "Für eine Profikarriere war es da schon zu spät", sagt er. Anschließend hat er sich privat weiter gebildet, bei kleineren Orchestern gespielt - Geige, Bratsche und Cello. Was den Vorteil hat, dass er mit der Bratsche aushelfen kann, wenn bei Camerata Libera Not ist. Geigen und Celli gehören bereits zum 15 Instrumente starken Ensemble; Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Bassklarinette sind auch vertreten - über letztere freut er sich ganz besonders. Ein Kontrabass fehlt nämlich noch, aber "die tiefe Klarinette ergänzt die Bassgruppe ganz gut."

Seit Miyakawa die Orchesterleitung übernommen hat, hat er auch begonnen, Stücke so umzunotieren, dass sie auch für die kleine Besetzung passen - in der Hoffnung aber, dass noch ein paar Musikbegeisterte den Ruf hören. Außer dem festen Stamm aus Laienmusikern, die die Zeit haben, regelmäßig zu proben, gehören noch zehn weitere Musiker zum erweiterten Kreis. "Wir sind so eine Art Community", erklärt der junge Dirigent, "das ist mein Konzept, eine Gemeinschaft zu schaffen, in der Menschen zusammen Musik machen können. Ohne Stress und nach eigenem Tempo." So fänden sich immer wieder einzelne Musiker zu kleineren Projekten zusammen, in denen sie ausprobieren, eigene Stücke zu zweit oder zu dritt erarbeiten würden. "Alles sehr spontan und flexibel, genauso stelle ich mir das vor." Die meisten Musiker wohnen in Glonn und Umgebung, Kirchseeon, Bruckmühl und Vaterstetten, da sind die Wege nicht ganz so weit, zwei kommen wie Miyakawa aus München.

Ein erstes Weihnachtskonzert spielte eine siebenköpfige Vorläufertruppe der Camerata Libera zum Dank für die kostenlose Nutzung des Raums bereits im Dezember im Marienheim, damals vor allem tanzbare Stücke. Für diesen Sonntag ist nun zum ersten Mal ein rein klassisches Programm einstudiert. Es soll im Herbst im Kloster Zinneberg wiederholt werden, wo das Orchester inzwischen einen zweiten Übungsraum hat. Klangvolle Stücke wie Elgars "Salut D'amour" oder Johann Strauss' "An der schönen blauen Donau" sollen es allerdings nicht zu anstrengend für die Zuhörer werden lassen. "Wir wollen kein Programm für Klassikfreaks, sondern den Zuhörern eine Freude machen", erklärt Miyakawa. So wie den Musikern selbst auch.

Nach seinen bisherigen Erfahrungen mit Orchestern solle bei Camerata Libera alles ein wenig anders zugehen, "weniger hierarchisch", sagt Miyakawa, der sich an seine Rolle als Dirigent selbst erst gewöhnen muss. "Ich habe immer gedacht, Dirigieren ist ein undankbare Aufgabe. Aber es ist schön, man muss die ganze Musik im Blick haben, nicht nur das eigene Instrument." Über den Namen des neu gegründeten Orchesters haben die Mitspieler demokratisch abgestimmt, man könnte ihn ungefähr mit "Freie Kammermusik" übersetzen und er passt ganz gut zu dem, was Miyakawa schaffen will: Begeisterten Musikern ein "ganz tiefes menschliches Grundbedürfnis" zu erfüllen: Das Bedürfnis nach Musik.

Erstes Konzert des Kammerorchesters "Camerata Libera" am Sonntag, 2. Juli, um 18.30 Uhr im Glonner Marienheim, der Eintritt ist frei

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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