Glonn:Büffeln auf dem Bauernhof

Lesezeit: 3 min

Familie Greithanner: Leonhard mit Waschl, Magdalena mit Lisa, Rudolf mit Hunderl, Elisabeth mit Kauz und Beate mit Pferd Burgl und Hund Stasi. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Rudolf und Beate Greithanner betreiben bei Glonn eine Landwirtschaft mit vielen Tieren. Regelmäßig laden sie Schulklassen zu sich ein, um den Kindern einen Einblick in ihren Beruf zu geben.

Von Daniela Weichselgartner, Glonn

Wie ein Greifvogel auf dem Arm des Falkners sitzt die Henne Lisa auf dem Arm von Rudolf Greithanner. Sie hält sich mit ihren Krallen sicher fest, während sie beinahe majestätisch über die grünen Hügel der Landschaft blickt. Das Huhn hat sich bei einem Fuchsangriff den Flügel gebrochen und wurde dann mit viel Liebe wieder aufgepäppelt. Jetzt geht es ihr glücklicherweise wieder gut, besonders wenn sie von Elisabeth, der jüngsten Tochter von Rudolf Greithanner, umher getragen wird.

Mit Lisa leben noch viele weitere Tiere auf dem Greithanner-Hof in der Nähe von Glonn. Seit vier Jahren heißt die Familie dort außerdem Schulklassen willkommen, um zu zeigen, was im Kuhstall oder auch auf den Feldern alles zu tun ist. Der Freistaat Bayern fördert das Programm "Erlebnisbauernhof", in dessen Rahmen Kinder Einblicke in die Landwirtschaft bekommen, durch finanzielle Unterstützung und Ausbildungsmaßnahmen. Nach einer eintägigen Schulung, die sich vor allem Themen wie Unfallschutz oder Hygiene widmet, erhalten die Teilnehmer das entsprechende Zertifikat, das sie hochoffiziell als Erlebnisbauern auszeichnet.

Im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben bieten die Greithanners aber keine Aktivitäten wie Butterherstellung oder Brotbacken an. Denn die hygienischen Auflagen sind dabei so streng, dass man kaum die eigenen Produkte verwerten kann, sondern gekaufte Lebensmittel verwenden müsste. Viel lieber wolle man den Schülern die Wirklichkeit nahe bringen, statt sie mit künstlich gestalteten Programmen zu unterhalten, sind sich Beate und Rudolf Greithanner einig.

Winzige Schnäbelchen, putzige Hasen

Aber auch so wird es nicht langweilig. Man müsse sich im Gegenteil eher in der Auswahl der Programmpunkte beschränken, um den Zeitrahmen nicht zu sprengen, erzählt die Bäuerin. Oftmals müsse man die Kinder überreden, sich von den gutmütigen Ponys, putzigen Hasen oder anderen Tieren loszueisen, um das geplante Programm durchzuziehen. Besonders begeistert seien die Jungen und Mädchen von den Tierkindern. Ob aus treuen Augen blickenden Kälbchen, Küken mit winzigen Schnäbeln oder quicklebendige Ferkel, die Kinder sind stets hin und weg.

Die Greithanners haben den Fokus auf die Tiere gelegt, weil die Vielfalt an Vier- und Zweibeinern den Betrieb bei Glonn besonders auszeichnet. Würde man das bekannte Kinderlied "Old Mc Donald had a Farm", in dem jede Strophe ein Tier und seine charakteristischen Laute besingt, für die Bewohner des Greithanner-Hofs umschreiben, man würde eine beachtliche Länge erzielen. Aus den Ställen und von der Wiese hört man auch tatsächlich eine Symphonie aus Gackern, Muhen oder Bellen.

Das Landwirts-Ehepaar legt Wert drauf, so viel wie möglich als Selbstversorger zu produzieren. Ob Fleisch, Eier, Milch: Ein jedes Tier hat einen Nutzen. Nicht einmal ein Rasenmäher wird benötigt, denn diese Aufgabe übernehmen Hasen und Gänse. "Wir wollen dabei mit den Tieren statt lediglich von ihnen leben", erklärt der Landwirt. Deshalb sei es auch wichtig, den Tieren mit Achtung zu begegnen. Diese respektvolle Haltung will die Familie auch den Schülern vermitteln, indem man sie an das Konzept der breit aufgestellten Landwirtschaft, die nicht auf den größtmöglichen Gewinn fokussiert ist, heranführt.

Warum ist die graue Kuh kleiner als die gefleckte?

Dass die Tiere viel Zeit im Freien verbringen, ist einer der Höhepunkte für die Schulklassen, die den Hof besuchen. So begleiten Gänse und Puten watschelnd den Hofrundgang der Kinder und im Auslauf der Hühner herrscht reges Treiben. Die Kühe spazieren am Zaun vorbei, dabei bleibt ein braun-weißes Prachtexemplar mit neugierigem Blick stehen und mustert die Besucher interessiert. Die Kinder sehen dabei meistens ganz genau hin und erkennen, dass eine Kuh längst nicht eine Kuh ist. "Warum hat die eine ein dickeres Euter?" Oder: "Warum ist die graue Kuh kleiner als die gefleckten?" Solche und ähnliche Fragen prasseln auf Beate Greithanner ein.

Zum Erklären arbeitet sie sehr viel mit Vergleichen. Wenn die Kinder beispielsweise schätzen sollen, wie viel eine Kuh trinkt und wie viel Milch sie gibt, stehen zur Veranschaulichung der Menge Wasserflaschen bereit. Und das Erstaunen der Kinder, weil ein Rind nicht jeden Tag gleich viel trinkt, beantwortet die Landwirtin gerne mit einer Gegenfrage: "Wer von euch spielt Fußball? Wenn ihr im Sommer trainiert, habt ihr doch auch mehr Durst, oder?"

Überrascht sind die Kinder auch häufig, wie weich sich ein Huhn anfühlt. Und es stimmt. Streicht man durch den Flaum des kleinen Kükens, das in den Händen von Tochter Magdalena ein Nestchen findet, hat man das Gefühl, als würde man in Watte greifen. Aber auch die Federn der erwachsenen Hühner begeistern die Kinder, die häufig den Hof nach einem solchen Souvenir absuchen. Beate Greithanner hat deshalb einen ganzen Sack voll Federn gesammelt, aus dem sich die Besucher nach ihrem Schultag auf dem Bauernhof ein Exemplar aussuchen dürfen.

© SZ vom 14.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: