Glonn:Bach am Teich

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Möglicherweise der Beginn einer neuen Tradition: Dedze Mikelsone spielt mit Marta und Erwin Rando (v.l.) im Pavillon des Glonner Marienheims Vivaldi. (Foto: Christian Endt)

Erwin Rando, der als Pfleger im Marienheim Glonn arbeitet, ist professioneller Cellist. Ein Konzert, das er nun mit seiner Tochter im Garten der Einrichtung gibt, verbindet beide Berufe

Von Annalena Ehrlicher, Glonn

"Schauen Sie sich das an", sagt Erwin Rando und breitet die Arme aus, "das ist doch die perfekte Kulisse für ein Konzert!" Die Rede ist vom Sommerpavillon im Park hinter dem Glonner Marienheim. Rando hat ehrgeizige Pläne für den gepflasterten Platz mit idyllischem Blick auf Maisfelder und Berge: Am kommenden Samstag wird dieser zur Bühne für einen musikalischen Abend.

"Von Bach bis Beatles - Volume 1", nennt der 51-Jährige Cellist das Programm, da das Konzert aus einem "Cocktail von klassischen Stücken und Evergreens" besteht. Der Zusatz "Volume 1" ist gleichsam ein Versprechen: Randos langfristige Vision ist es, das Sommerkonzert zur Tradition werden zu lassen. "So etwas gibt es, soweit ich weiß, in Glonn bisher nicht - das führen wir jetzt hiermit ein."

"Wir" bedeutet in diesem Fall: das neu gegründete Glonner Salon Ensemble, ein Streichertrio bestehend aus Erwin Rando (Cello), seiner 17-jährigen Tochter Marta Rando und der gleichaltrigen Dedze Mikelsone, die beide Violine spielen. Das Trio sei jedoch, so Rando, beliebig erweiterbar.

Marta und Dedze sind derzeit zu Besuch aus Riga, wo Marta Rando bereits mehrere Jugendpreise gewonnen hat und inzwischen Geige studiert. Was auch sonst, möchte man fast sagen, denn die junge Frau ist in einer klassischen Musikerfamilie aufgewachsen: Der Vater und die kleine Schwester Cellisten, Mutter und Tante Violinistinnen an der Staatsoper Riga, die andere Tante Jazzpianistin in Berlin - "Musik war immer das große Thema bei uns", sagt Rando, wobei seine gedehnte Aussprache die Herkunft aus Lettland verrät. Es war auch die Musik, die ihn nach Glonn brachte: Über die Opernbühne in Bad Aibling kam Rando nach diversen Gastspielen vor acht Jahren langfristiger nach Deutschland; das Gelegenheitsengagement im Maxlrain und die Arbeit als Pfleger fielen von Anfang an zusammen. Heute kennt er zahlreiche Musiker aus der Region - "vielleicht bringen wir im kommenden Jahr die Oper hierher", überlegt er lachend.

Seit sechs Jahren arbeitet der 51-Jährige nun im Marienheim als Altenpfleger. Auf dem Weg dorthin - er lebt in einer der Mitarbeiterwohnungen hinter dem Seniorenheim - kommt er täglich am Sommerpavillon vorbei. "Wenn wir uns hier aufstellen, ist die Akustik gut, und die Heimbewohner können gemütlich auf ihren Balkonen sitzen und von dort aus zuhören", sagt er, während jede Faser an ihm die Freude über das neue Projekt ausstrahlt.

Akustikcheck unter dem Pavillon: Die drei Musiker stimmen ein paar Lieder an, testen, wie weit der Schall trägt. Kaum erklingen die ersten Töne von Vivaldis "Vier Jahreszeiten", da erscheinen bereits einige Heimbewohner neugierig an den Fenstern und auf den Balkonen, kommen an Rollatoren auf den Pavillon zu und wippen im Takt mit. Auch in nächster Nähe, mit dem Rücken zum Teich, den Blick auf das Trio gerichtet, schwelgt ein älterer Herr mit seinem Besuch in den glasklaren Tönen der Streicher.

"Ich bin mir nicht sicher, wie affin die Bewohner hier für klassische Musik sind", sagt Rando; das sei der Grund dafür, dass er für das erste Konzert eine bunte Mischung geplant habe. "Ein bisschen Bach, ein bisschen Beatles, dazu Händel und ein paar Stücke, die immer gehen", so das Programm des ersten Testlaufs. Häufig sei er in der Vergangenheit schon von Kollegen und Heimbewohnern gebeten worden, zu spielen - "irgendwann muss man dann auch mal ja sagen, und das ist doch eine schöne Gelegenheit", sagt Rando. Seine leuchtenden Augen beim Soundcheck strafen die lockeren Worte jedoch Lügen. Diese nämlich sagen Folgendes: Man kann einen Cellisten Senioren pflegen lassen. Ein Cellist bleibt er dabei trotzdem.

"Glonner Salon Ensemble": Konzert am Samstag, 15. Juli, im Park des Marienheimes, bei schlechtem Wetter im großen Saal. Beginn ist 19 Uhr, der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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