Gemeinsame Geschichte:Vertraut in der Verschiedenheit

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Waltraud und Achim Ortmann laden ihre französischen Freunde Gisèle und Guy Mouraret - hier mit Maximilane Dierauff - immer gerne zu sich ein. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Ehepaare Ortmann aus Straußdorf und Mouraret aus Saint-Marcellin sind seit langem befreundet

Von Camille Scherer, Grafing

"Internationales Zusammenwachsen", das ist das Motto des Ehepaares Achim und Waltraud Ortmann aus Straußdorf. "Wir sind sehr offen für andere Menschen, andere Kulturen und Lebensweisen", erzählt Waltraud Ortmann. Seit vielen Jahren engagieren sie und ihr Ehemann sich mit vielen anderen Bürgern aus Grafing und der französischen Kleinstadt Saint-Marcellin, für die Aufrechterhaltung der Städtepartnerschaft zwischen den beiden Orten. Die Partnerschaft existiert jetzt seit 25 Jahren und soll noch viele weitere Jahre erhalten bleiben.

Anlässlich des Jubiläums ist seit vergangenem Donnerstag eine große französische Gruppe in Grafing zu Gast, die vom Partnerschaftskomitee und besonders von Maximiliane Dierauff betreut wird. Gemeinsam unternehmen die Franzosen mit ihren Deutschen Gastfamilien Ausflüge zu bayerischen und Münchner Sehenswürdigkeiten, sie gehen zum Shoppen, zu Musikveranstaltungen wie "Jazz im Turm", in Restaurants zum Essen. "Es ist einfach so schön, dass es die Partnerschaft bereits seit 25 Jahren gibt", schwärmt Maximiliane Dierauff.

Achim Ortmann hatte selbst einmal sechs Monate lang in Frankreich gelebt und erzählt: "Als wir dann die Anzeige in der Zeitung gelesen haben, dass deutsche Gastfamilien für französische Familien gesucht werden, haben wir uns gemeldet". Und so kam es zu der Begegnung mit Gisèle und Guy Mouraret aus Saint-Marcellin. Auch ihnen ist die deutsch-französische Freundschaft sehr wichtig, Gisèle war eine Zeitlang selbst im Partnerschaftskomitee tätig. "Die beiden waren ein absoluter Glücksgriff", sagt Achim Ortmann strahlend und klopft seinem Freund Guy auf die Schulter. Die Ehepaare sind mittlerweile sehr vertraut miteinander, "man geht in den Häusern ein und aus, als wäre man zu Hause", erklärt seine Gattin. Auch das Grafinger Ehepaar ist schon oft im Rahmen der Partnerschaften aber auch privat nach Frankreich und zur Familie Mouraret gefahren. Das Ehepaar Mouraret hat schon bei anderen Initiativen für deutsch-französische Freundschaft mitgemacht. So sind sie mit binationalen Wandergruppen in die Berge gefahren und haben sich viel mit Deutschen ausgetauscht. Auf Französisch erklärt Gisèle Mouraret, dass die Deutschen bei den Wanderungen sie immer sehr zum Lachen gebracht haben, "Qu'est-ce qu'ils sont droles ces allemands!", sagt sie lachend. Übersetzt bedeutet das: "Die Deutschen sind einfach so lustig!".

In der Tat ist die Freundschaft zwischen den beiden Ländern nicht immer selbstverständlich gewesen. In den beiden Weltkriegen standen sie sich als erbitterte Feinde gegenüber, erst nach 1945 konnten die Beziehungen zwischen Nachbarländern wachsen. Am 22. Januar 1963, als der damalige französische President Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer den Élysée-Vertrag unterschrieben haben, legten sie den Grundstein für Frieden und Freundschaft zwischen den Ländern, später auch für die Europäische Union.

"Vor noch gar nicht so langer Zeit, wäre es nie möglich gewesen, all diese Dinge gemeinsam zu unternehmen", betont Waltraud Ortmann. "Wir möchten, dass das so weitergeht und ermutigen auch unsere Kinder dazu, mitzumachen.

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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