Forstinning:Schwaberwegen bekommt die Ortsumfahrung

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Der Gemeinderat Forstinning beschließt einstimmig eine 2,5 Kilometer lange Schneise, die größtenteils durch den Forst führt

Von Korbinian Eisenberger, Forstinning

Rupert Ostermair (CSU) schnaufte kräftig durch. Da fiel einiges an Last ab vom Forstinninger Bürgermeister, für den dies die wichtigste Entscheidung seiner bisherigen Amtszeit gewesen sein dürfte. Am Dienstagabend hatten die 16 Männer und Frauen im bis auf den letzten Zuschauerplatz besetzten Sitzungssaal des Rathauses einstimmig beschlossen, dass die Ortsumfahrung Schwaberwegen durch den Ebersberger Forst kommen soll. Eines der umstrittensten Bauprojekte der Region, das eine 22 Meter breite und 5,8 Millionen teure Schneise in den Forst schlagen soll, ist damit so gut wie besiegelt.

In Forstinning ist die geplante Umgehungsstraße seit Jahren ein Streitthema. Die einen wollen den Verkehr im Ort loswerden - die anderen befürchten, dass man ihnen den Lärm jetzt vor die Haustüre setzt. Bisher ist die Hauptstraße durch den Ort ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Osten von München, den praktisch alle Autofahrer nutzen, die zwischen der A 94 und Ebersberg pendeln. Zu den Stoßzeiten herrschen auf den Ortsdurchfahrten der Gemeindeteile Moos und Schwaberwegen trotz Tempolimit Zustände wie auf einer Schnellstraße. Den Anwohnern der Hauptstraße lag deshalb vor allem daran, den Verkehr aus dem Ort zu bekommen, was schließlich auch das Land Bayern so sah.

Eine Initiative wollte die Straße verhindern

Im Jahr 2009 legte das Straßenbaumamt Rosenheim auf Anweisung des Freistaats vier Umfahrungs-Varianten vor. Der Forstinninger Gemeinderat entschied sich für eine knapp 2,5 Kilometer lange Umfahrung mit dem Namen St 2080 - durch den Forst. Anfang April hatte das Bauamt den konkreten Vorentwurf präsentiert, wonach die Umgehung bis zu 80 Meter an den westlichen Ortsrand von Schwaberwegen heranrücken soll. Um dies zu verhindern, hatten Bewohner, größtenteils aus dem westlichen Schwaberwegen, eine Initiative gegründet - vergeblich, wie es scheint.

Ein Trost könnte sein, dass die Gemeinde in ihren Beschluss einen Katalog mit "Änderungs- und Verbesservorschlägen" aufnahm. Demnach empfiehlt der Gemeinderat eine "Errichtung beziehungsweise Verbesserung des baulichen Lärmschutzes für die Ortschaften Moos, Schwaberwegen und Niederried". Was sich konkret ändern soll, lässt das Papier offen. Bisher plant das Straßenbauamt eine 350 Meter lange und zwei Meter hohe Lärmschutzwand. Bei der Vorstellung der Pläne hatten mehrere Zuhörer Bedenken geäußert, dass die Wand möglicherweise zu niedrig sei, um den Lärm der Lastwagen zu dämmen.

Mit einigen Grundstückseigentümern muss noch verhandelt werden

Bisher hat das Rosenheimer Bauamt nur grob geplant und Details ausgespart. Im April hatten mehrere Bürger kritisiert, dass auf den Plänen zu wenige Fuß- und Radfahrerwege vorgesehen sind. In seinem Katalog empfiehlt der Gemeinderat eine "Querungshilfe" für Fußgänger und Radfahrer für den öffentlichen Radweg in Richtung Kirchseeon und für Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel, welche in Moos aussteigen und in das dortige Gewerbegebiet gelangen müssen. Außerdem solle der Kreisverkehr an der EBE 5 radfahrer- und fußgängerfreundlicher umgebaut werden und nach Möglichkeit mit der neuen Umgehungsstraße verbunden werden.

Ob die Vorschläge des Gemeinderats umgesetzt werden, hängt jetzt vom Rosenheimer Bauamt ab. "Wir hoffen, dass unsere Anliegen berücksichtigt werden", sagt Bürgermeister Ostermair. Bevor die Umfahrung gebaut werden kann, wird der - dann möglicherweise überarbeitete - Vorentwurf von der Regierung von Oberbayern geprüft. Mit einer Genehmigung der obersten Baubehörde käme es zu einem Planfeststellungsverfahren, in dem meist innerhalb eines Jahres Details wie Fußgängerüberwege oder Kreisverkehre festgelegt werden. Mit den Eigentümern der Grundstücke, an denen die Straße in den Forst übergeht, muss dann ebenfalls verhandelt werden. Der Forst gehört dem Freistaat bereits. Wenn sich alle einig werden und niemand gegen das Projekt klagt, könnte dann mit dem Bauen begonnen werden.

© SZ vom 16.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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