Ebersberg/Grafing:Beschränkt taugliches Angebot

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Der Verkehrsausschuss des Kreistages lehnt den Vorschlag der Bahn für einen neuen Übergang bei Wiesham ab. Bevor sich der Landkreis daran finanziell beteiligt, soll geklärt werden, ob dort ein zweites Gleis gebaut wird

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Grafing

Eigentlich klingt es nach einem Angebot, das man nicht ablehnen kann. Ein seit Jahren gewünschtes Verkehrsprojekt soll realisiert werden, zum größten Teil mit fremdem Geld. Die Rede ist vom Bahnübergang an der Kreisstraße in Wiesham, der endlich sicherer werden soll. Doch obwohl der Landkreis nur ein Drittel des Umbaus bezahlen müsste, haben die Mitglieder des Verkehrsausschusses des Kreistages dieses Angebot abgelehnt. Sie befürchteten, dass man das Geld in ein paar Jahren erneut ausgeben muss, falls die Bahnstrecke erweitert wird.

Der Wunsch nach der Schranke in Wiesham besteht schon länger. Grund sind die für einen so kleinen Übergang doch recht häufigen Unfälle. Insgesamt vier Mal prallte dort in den vergangenen zehn Jahren ein Auto gegen eine S-Bahn, alleine 2012 krachte es zwei Mal innerhalb weniger Wochen. Zwar waren zum Glück in keinem Fall Toten zu beklagen, dennoch wurde der Ruf nach mehr Sicherheit an der Bahn laut. Kurz nach der bislang letzten Unfallserie gab es dazu einen Lokalaugenschein mit Vertretern der Bahn, von Polizei, Feuerwehr und Behörden, zu dem der damalige Stadt-, Kreis-, Bezirksrat und jetzige Landtagsabgeordnete Thomas Huber (CSU) eingeladen hatte. Dessen Ziel war klar, neben Sofortmaßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzung und Verkehrskontrollen sollte der Übergang mit einer Schranke gesichert werden.

Nur Schrott bleibt von dem Auto, das im Februar 2007 in Wiesham von der S-Bahn erfasst wird. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nun, die damals prognostizierten drei bis fünf Jahre später, hat die Bahn eine entsprechende Planung vorgelegt. Diese umzusetzen, so erläuterte es Johannes Dirscherl nun im Ausschuss, werde aber nicht billig. Denn laut Bahn müsste nicht nur die sogenannte "technische Sicherung" geändert, - also statt eines Blinklichts eine Schranke eingebaut werden - , sondern es sei auch nötig, den Übergang zu verbreitern. Insgesamt rechnete der Schienenkonzern mit Kosten in Höhe von 870 000 Euro, je ein Drittel entfielen auf die Bahn selbst, auf deren Eigner, den Bund, und auf den Eigentümer der Straße, also den Landkreis. Dieser müsste demnach 290 000 Euro zahlen, könnte aber 145 000 Euro über Zuschüsse zurückerhalten. Eine entsprechende Vereinbarung hat die Bahn bereits ausgearbeitet und ans Landratsamt geschickt mit der Bitte um Unterzeichnung. Was man tunlichst lassen sollte, empfahl Grünen-Kreisrätin Ilke Ackstaller: "Ich sehe den Sinn dieser Maßnahme nicht." Denn zum einen "braucht es die Straße bald gar nicht mehr". Sobald die neue Grafinger Umgehung fertig sei, werde der nördliche Abschnitt der Wasserburger Straße ohnehin keine Bedeutung mehr für den Durchgangsverkehr haben, da man von dort nicht mehr auf die B 304 gelangen könnte. "Außer für die Landwirtschaft hat das keine Bedeutung mehr, und dafür braucht es keinen so aufwändigen Übergang." Zum anderen sei es aber auch gut möglich, dass der neue Übergang bald wieder abgerissen werden müsse, so Ackstaller weiter. Denn "da ist die einzige Stelle für ein Begegnungsgleis". Sollte die Bahn also irgendwann die Strecke zwischen Grafing und Ebersberg ausbauen wollen, hätte man das Geld für den Übergang völlig umsonst investiert.

Ihr Fraktionskollege Philipp Goldner bejahte grundsätzlich den Ausbau des Übergangs, "es hat schon einige Unfälle gegeben, und es werden auch weiterhin Autos durchfahren". Er regte aber an, der Kreis solle den Übergang nur dann mitfinanzieren, "wenn er so gebaut wird, dass ein zweites Gleis hinpasst." Mit dieser Forderung sollte man in Verhandlungen mit der Bahn treten, "auch wenn es dann wieder zwei Jahre dauert." Ähnlich formulierte es auch Martin Lechner (CSU): "Irgendwas werden wir was machen müssen an der Stelle, aber so ein Riesenübergang muss es nicht sein." Auch Lechner sprach sich dafür aus, zuerst mit der Bahn zu klären, ob man den Übergang nicht für eine zweigleisige Strecke auslegen kann. "Die werden Nein sagen", so Dirscherl, "denn bei einem Ausbau der Strecke müssten sie den Übergang komplett bezahlen."

Der stellvertretende Landrat Walter Brilmayer (CSU), der die Sitzung leitete, regte an, die Maßnahme bis auf weiteres zurückzustellen. "Wenn man etwas von der Bahn will, dauert es auch ewig, da werden wir auch gut überlegen, bevor wir noch eine Fehlinvestition machen". Zunächst solle man klären, was die Bahn mit der Strecke vorhat und wie sich die neuen Umfahrungen auf den Straßenverkehr auswirken. "Unsinn ist, wenn man jetzt was macht, was ein Käse ist." Dem folgte der Ausschuss ohne Gegenstimmen.

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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