Ebersberger Freestyle-Ass:Julius Garbe fährt erstmals unter die Top-Ten der Welt

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Kurz vor Beginn des Freestyle-Weltcups schafft der Ebersberger den Sprung unter die besten Buckelpistenfahrer der Welt. Und das wenige Monate vor Olympia.

Von Victor Sattler, Ebersberg

Eine Lebensweisheit aus dem Freestyle-Skisport: "Die Buckel verändern sich ständig." Wo die Piste noch natürlich statt künstlich planiert ist, erklärt der Ebersberger Skisportler Julius Garbe, da trifft man den Buckel immer ein wenig anders an als der Vordermann einige Sekunden zuvor. Der Schnee ist wie das Leben, es ist nie alles genau so, wie es vorher war. Und doch gibt es beim Buckelpistenfahren Konstanten, die einem weiterhelfen: Talent, Übung und Flexibilität.

So gesehen darf sich Julius Garbe beim anstehenden Freestyle-Weltcup gute Chancen ausrechnen: Denn kürzlich, bei einem Rennen im österreichischen Kaprun, dem Saisoauftakt, belegte Garbe bei den Männern von 57 Startern den neunten Platz. Und auch wenn es dafür noch keine Weltcuppunkte gab, so war es doch sein bisher bestes Ergebnis im Feld der ganz Großen dieses Sports. Eine Leistung, die seine Chancen unterstreicht, dass er sich zum ersten Mal für die Olympischen Winterspiele qualifiziert. Die finden vom 9. bis 25. Februar in Südkorea statt.

"Ich habe jetzt zum ersten Mal gemerkt, dass ich in der Weltspitze mitfahren kann", sagt der 25-Jährige am Donnerstag, er ist gerade erst von einer Trainingseinheit zurückgekehrt. In Kaprun fuhren auch bereits jene schwedischen, norwegischen, japanischen, russischen und amerikanischen Konkurrenten mit, die bald auch um die Olympia-Qualifikation mit Julius Garbe wetteifern werden, "alle wichtigen waren dabei", sagt Garbe. "Ich weiß, dass ich noch ein paar Fehler gemacht hab', aber ich bin jetzt guter Dinge, dass das klappen kann - das war ein großer Motivationsschub für mich. Es hat sich ausgezahlt, wie wir trainiert haben."

Der jüngste Erfolg spricht auch für das neue Trainingsmodell des deutschen "Freestyle Team Moguls" um Julius Garbe und Trainer Harald Marbler. Die Sportler befinden sich nun in der mittlerweile vierten Saison ohne jegliche Unterstützung des Deutschen Skiverbands (DSV), der die Sportart wegen fehlender Popularität und knapper Mittel 2014 ausgliederte.

Der Ausstieg des DSV aus dem Fresstyle-Sport hat auch einen Vorteil

Seitdem muss der derzeit beste deutsche Freestyle-Skifahrer seinen Sport aus eigener Tasche und mithilfe seiner Eltern finanzieren. Pro Saison kommt er auf 20 000, Unterstützung gibt es zwar, etwa aus Fanartikel-Verkäufen auf der Website der deutschen Freestyler, viel kommt da aber nicht zusammen. Trotzdem atmet Julius Garbe auf, wenn er von der unfreiwilligen Selbstständigkeit erzählt: "Keine Vorgaben mehr, kein Druck mehr von den Funktionären. Beim DSV lief das schon alles sehr stur, mit den immer gleichen Kraft- und Ausdauereinheiten."

Der Ausstieg des DSV hat nämlich auch einen Vorteil, findet Garbe: Er und seine Kollegen können ihr Training nun ganz anders gestalten, nicht nur auf klassisches Alpintraining fokussieren, das nur einen Teil dessen ausmacht, was beim Buckelpisten fahren wichtig ist. Heute findet man Garbe während der Vorbereitung auch mal im Skatepark oder auf einem Mountainbike-Track. "Auf der Buckelpiste muss man das dann alles unter einen Hut bringen können", sagt Garbe.

Ein Ass haben die Moguls trotz Verbandsverweis im Ärmel: Ihr österreichischer Trainer Harald Marbler sei die letzten Jahre bei allen Olympischen Winterspielen stets mit Athleten vertreten gewesen, ob in Sotschi, Vancouver oder Turin. Marbler plane deshalb, es 2018 im südkoreanischen Pyeongchang nicht anders zu handhaben, lacht Garbe. Mit diesem Ziel vor Augen gilt es den vier weiblichen und zwei männlichen Freestylern nun, sich vom 9. Dezember an in den sieben Weltcup-Rennen mindestens einmal unter den besten acht - oder zweimal unter den besten 15 Sportlern hervorzutun, so wie Garbe in Kaprun.

"Man muss sich in der Welt des Freestyle erst profilieren, man muss sich durchbeißen, das macht den Reiz aus", sagt Garbe. Er klingt nicht müde, weder nach diesem Tag, noch nach den vielen Saisons des ständigen Profilierens, seit er vor zehn Jahren mit dem Freestyle-Sport anfing. 2018 könnte es für ihn die Belohnung gehen, für das stets unstete Leben in den Liften und Buckeln dieser Welt. Vor Olympia geht es noch nach Ruka in Finnland und auf die Buckelpisten Chinas.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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