Bevölkerung im Landkreis Ebersberg:Wir werden immer mehr

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Die Bevölkerung des Landkreises Ebersberg wächst seit Jahrzehnten stetig, bis 2032 wird er 150 000 Einwohner haben. Grund ist vor allem die gute Anbindung an die Landeshauptstadt.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Landkreis ist sehr beliebt. Ablesen lässt sich dies an der Bevölkerungszahl. Diese entwickelt sich stetig nach oben, und zwar seit Mitte des vorvergangenen Jahrhunderts. Gerade einmal 17 863 Einwohner hatte der Landkreis Ebersberg im Jahr 1840, zwei Jahrhunderte später dürften es rund zehnmal so viele sein. Alleine bis 2032 rechnet das statistische Landesamt mit etwa 150 000 Ebersbergern, Tendenz steigend.

Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts stiegen die Einwohnerzahlen zwischen Anzing und Aßling zwar stetig, aber maßvoll. Vor dem Zweiten Weltkrieg wohnten im Landkreis 30 805 Menschen, nicht einmal doppelt so viele wie ein Jahrhundert zuvor.

Nicht einmal zwei Generationen später, im Jahr 1987, hatte sich die Zahl der Landkreisbürger mehr als verdreifacht, nun gab es schon 96 283 Ebersberger. Aktueller Stand sind die Zahlen von Dezember 2013, damals waren es 133 000 Landkreisbürger, die Zahl dürfte in der Zwischenzeit weiter gewachsen sein.

Und sie wächst immer schneller. Noch bis Sommer des vergangenen Jahres ging das Statistische Landesamt davon aus, dass der Landkreis 2032 insgesamt 142 000 Einwohner haben wird, inzwischen rechnet man mit 150 000. "Das Wachstum hat sich beschleunigt", sagt auch Christian Breu, Geschäftsführer des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München.

Der von der Landeshauptstadt, acht Landkreisen und 146 Kommunen getragene Verband analysiert die Entwicklungen in der Region und berät seine Mitglieder etwa in Fragen der Bauleitplanung. Diese Planung ist es auch, aus der Breu den Schluss ableitet, dass Ebersberg in den kommenden eineinhalb Jahrzehnten sogar noch mehr wachsen könnte, als die Statistiker vom Landesamt errechnet haben. Denn aus den Flächennutzungsplänen der 21 Landkreiskommunen ergäbe sich theoretisch ein Zuwachs um 10 000 Wohnungen, was mindestens rund 20 000 zusätzliche Einwohner bedeuten würde.

Sicher könne man dabei natürlich auch nicht sein, "ich habe keine Glaskugel", sagt Breu, genauso wenig wie die Experten des Statistischen Landesamtes. Deren Prognosen, oder vielmehr Annahmen, beruhen auf aktuellen Daten, wie Geburten- und Sterberate oder Zu- und Abwanderung, die in die Zukunft fortgeschrieben werden.

Neben einem sehr wahrscheinlichen Bevölkerungswachstum in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zeigen diese Zahlen auch, wo die Bevölkerung herkommt. Demnach stammen die meisten der Neu-Ebersberger aus der Landeshauptstadt, 2013 zog es 2383 Münchner in den Landkreis Ebersberg, aber nur 1451 Ebersberger wollten Münchner werden.

Die zweitgrößte Gruppe der Neubürger stammt aus dem Ausland, 2013 zogen insgesamt 774 mehr zuvor im Ausland gemeldete Menschen in den Landkreis als umgekehrt. Auch aus den übrigen Landkreisen der Region gibt es Zuzug; laut letztem Stand von Ende 2013 suchten sich 1426 Ebersberger eine neue Wohnung in einem Nachbarlandkreis, umgekehrt zogen 1619 frühere Nachbarn nach Ebersberg.

Der Grund dafür liegt für Breu in der guten Infrastruktur des Landkreises Ebersberg. Je zwei Autobahnen und S-Bahnlinien, die Wasserburger Landstraße, dazu die geringe Entfernung zu München, "das ist ein klarer Standortvorteil", sagt Breu, "mit guter Infrastruktur wächst es schneller".

Deutlich wird das, wenn man betrachtet, welche Kommunen am schnellsten wachsen, nämlich Poing und Vaterstetten, dicht gefolgt von Markt Schwaben und Kirchseeon. Alle liegen an einer S-Bahnlinie, die beiden besonders schnell wachsenden außerdem noch in Autobahnnähe.

Wie lange dieses Entwicklung noch anhält, dazu wagt Breu keine Prognose, "das dauerhafte Wachstum ist ja nicht gottgegeben, es wird immer zu Schwankungen kommen". Aber so lange die Wirtschaft in der Region weiter prosperiere, werde wohl auch die Bevölkerung weiter zunehmen. "An eine Grenze des Wachstums glaube ich nicht", sagt Breu, wichtig sei aber, dass die Infrastruktur mitwächst.

Dies betreffe nicht nur Straße, Schiene oder Wohnraum, sondern auch "Bildungsinfrastruktur", etwa Schulen oder auch Weiterbildungsmöglichkeiten und in Zukunft wohl immer mehr auch Angebote für Senioren. Das Wachstum selbst lasse sich "nur sehr eingeschränkt beeinflussen", wer es stoppen wolle, müsse "die Wirtschaft in der Region abwürgen", so Breu, "und das wäre keine wirklich gute Idee".

Wie sich dieses Wachstum auf den Landkreis auswirkt, ist Thema einer Serie, die an diesem Mittwoch beginnt. Der erste Teil beschäftigt sich mit der Frage, wie man eigentlich vom Zugezogenen zum Einheimischen wird.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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