Ebersberg:Wider Rechtspopulisten und Religionsjünger

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Hans-Günter Butzko spottet besonders gern über politische Fanatiker und scheinheilige Religiöse. (Foto: Christian Endt)

Kabarettist "Butzko" unterhält das Alte Kino mit seinem Programm "Menschliche Intelligenz oder wie blöd kann man sein?"

Von Friedhelm Buchenhorst, Ebersberg

Wer sich einen schönen Abend machen und darüber hinaus angesichts der angespannten Weltlage zugleich auch etwas Brainjogging genießen wollte, der war bei Butzko genau richtig. Bietet doch der allgemeine Wahnsinn genug Anlass, sich hin und wieder seiner geistigen Fitness zu vergewissern - oder auch Reibungspunkte, sie daran sogar noch zu verbessern. Als "Hirnschrittmacher" war der Kabarettist, Autor und Inhaber des Deutschen Kleinkunstpreises 2014 und des Bayerischen Kabarettpreises 2016, Hans-Günter HG Butzko, mit seinem derzeitigen Programm "Menschliche Intelligenz oder wie blöd kann man sein?", am Samstag im ausverkauften Alten Kino zu Gast. Geboten wurde ein kognitiv hoch verdichtetes Programm rund um die innig vernetzten Themenfelder Politik und Religion.

Mit allerlei Wort- und Sinnwitz nahm Butzko Politik und Religion aufs Korn, ließ in meisterhafter Verbindung von Humor und Sachlichkeit die Luft raus aus vermeintlichen Sicherheiten. Er forderte heraus und regte zum Denken an, nicht selten auch mit derben Hieben, gespeist aus schwarzem Humor. Donald Trump kommt dabei gut weg - aus Sicht des Kabarettisten. Zwar habe er aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten ein Land der unmöglichen Begrenztheit gemacht, dafür biete er aber auch vier Jahre lang reichlich Stoff für gediegene politische Satire. Weniger nützliche Eigenschaften bescheinigte Butzko den Rechtsauslegern unserer Gesellschaft, spricht von immens viel "Geistesgülle", den der Rechtspopulismus verbreite. Dagegen sei "Patriot" zwar nur eine Abwehrrakete, habe aber im Gegensatz zum Rechtspopulisten einen intelligenten Suchkopf. In diesem Sinne sei auch Marine Le Pen zu verstehen, wenn sie die Todesstrafe fordere für Selbstmordattentäter. Der AfD-Politiker Björn Höcke, erklärt Butzko den Österreichern, sei "einer wie Jörg Haider, nur leider ohne schnelles Auto..." - mit einem solchen war der österreichische Rechtspopulist 2008 verunglückt und hatte sich tödliche Verletzungen zugezogen. Und wenn Islamisten, spottete Butzko, in Deutschland israelische Flaggen verbrennen, dann empfänden das Rechtspopulisten als gelungene Integration.

Keine Frage, es stimme vieles nicht in unserem System, vieles liege im Argen, aber wer rechtspopulistisch wähle, der sei, so Butzko, wie einer, der in der Kneipe an der Klobürste lutsche, weil ihm das Bier nicht schmecke.

Butzko hat aber auch vor gar nichts Respekt. Aus dem Koran zitierte er radikale Auszüge, die sich dann aber - er blätterte verdutzt in seinem Zettelkasten - dummerweise als frauenfeindliche und homophobe Bibelzitate erwiesen. Kopftuchzwang und Vollverschleierung seien wirklich keine gute Sache, aber letztlich auch nicht besser als der Glaube mancher Frauen an enge Stöckelschuhe, Karl Lagerfeld und die plastische Schönheitschirurgie. Es gebe gewiss den radikalen und militanten Islamisten, der bilde aber entgegen der medial bedingten Übergröße nur eine Minderheit. Auch müsse der islamische Terror ins richtige Verhältnis gesetzt werden zu brennenden Flüchtlingsheimen, zur geistigen Brandstiftung und zu Waffenexporten nach Saudi Arabien aus Kreisen, die sich auf das Christentum beriefen.

Butzko entlarvte die Verlogenheit verschiedener Glaubensgemeinschaften. Bei einigen seiner Äußerungen insbesondere in Bezug auf die christliche Glaubenspraxis war der Applaus freilich etwas dünner, ein Zeichen dafür, dass seine scharfe Kulturkritik hier ans Eingemachte rührte. Butzko ist Atheist, daraus machte er keinen Hehl. Er respektiere aber "Religiosität", die auf ein Ganzes gerichtet ist. Die aber sei Privatsache, mit Politik habe sie nichts zu tun. An der "Religion" kritisiert er im Grunde die Institutionalisierung und die daraus sich ergebende Bevormundung des Individuums und die allzu oft verheerende Einflussnahme auf die Politik. Gegen Terrorismus jeglicher Art empfahl er "Aufklärung". Die fange freilich schon beim Kind an und führe dann im besten Fall dazu, dass der auf der Straße stehende oder am Stammtisch hetzende Hassprediger einfach nur ausgelacht werde.

Am Ende der beeindruckenden und mit viel Applaus belohnten Veranstaltung gab Butzko quasi als Fazit seiner Arbeit den Besuchern eine letzte, geradezu neutestamentlich klingende Trainingsaufgabe mit nach Hause: "Seid nett zueinander!"

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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