Ebersberg:Teurer Traum vom Eigenheim

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Bezahlbarer Wohnraum ist im Landkreis längst die Ausnahme

Von Max Nahrhaft

EbersbergWohnungsbesichtigungen, bei denen sich auf ein paar Quadratmetern Dutzende von Interessenten drängeln, hat vermutlich jeder schon mal erlebt, der im Großraum München nach einer Bleibe gesucht hat. Am Ende möchte meist nicht nur einer der Anwesenden, sondern am liebsten wollen gleich alle einziehen. Inzwischen aber ist das Szenario nicht nur auf dem Mietwohnungsmarkt, sondern auch beim Kauf von Immobilien zur Normalität geworden. Und das nicht nur in der Großstadt München, sondern längst auch im Landkreis Ebersberg.

"Wir haben kein Problem, einen Käufer zu finden," sagte Andreas Frühschütz, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg im Rahmen einer Pressekonferenz der Sparkasse zur aktuellen Situation auf dem Wohnungsmarkt. Aber es gebe schlicht keine Objekte. Die Nachfrage nach Wohneigentum steige unaufhörlich an, erklärte er. Parallel dazu nähmen auch die Preise für den Bau oder Kauf von Immobilien immer noch weiter zu. Obwohl die Zinsen im Moment historisch niedrig sind, könne man fast schon von Wohnungsnot sprechen, so Frühschütz.

Die Gründe dafür sind von unterschiedlicher Natur. "Zwar haben wir seit 2011 wieder mehr Neubauten, der Bedarf kann damit aber noch lange nicht gedeckt werden", erklärte Erwin Bumberger, Vorstandsmitglied der LBS Bayern. Im Landkreis wurden zwar im vergangenen Jahr 715 Wohneinheiten neu gebaut, dies aber sei der Nachfrage in keiner Weise gerecht geworden. Und in den nächsten 20 Jahren soll die Bevölkerung im Landkreis um etwa 17 Prozent auf 160 000 Einwohner zunehmen - damit liegt Ebersberg im Deutschlandvergleich auf den vorderen Plätzen. Dieser Trend ist vor allem bedingt durch die Abwanderung von Familien aus München in das nahe Umland und den Zuzug von Ausländern in den Wirtschaftsraum München. Die 1400 Flüchtlinge, die ohnehin zum großen Teil noch in Unterkünften leben, machen dabei nur einen kleinen Teil aus.

Zudem gehe die Struktur der Wohnungen immer mehr in Richtung Personalisierung und Vergrößerung. Bumberger sagte: "Das heißt, dass heute im Schnitt weniger Personen in einer Wohnung leben, gleichzeitig aber deren individueller Bedarf an Wohnraum tendenziell zunimmt." Wenn man diese Faktoren berücksichtige, könne man davon ausgehen, dass der Wohnflächenbedarf um knapp 20 Prozent wachsen werde.

Es gebe also einen erheblichen Unterschied zwischen Angebot und Nachfrage, den bestätigen auch die Immobilienmakler der Sparkasse in Ebersberg. Bei über 500 konkreten Interessenten konnten sie im vergangenen Jahr nur 42 Objekte vermitteln. Unter solchen Bedingungen steigt der Preis rapide an: Für eine neue Wohnung kann ein Käufer im Raum Ebersberg mit bis zu 5 500 Euro pro Quadratmeter kalkulieren. Ein Doppel- oder Reihenhaus kann je nach Größe bis zu 850 000 Euro Kosten. "Je weiter das Objekt allerdings vom Einzugsgebiet der Großstadt entfernt ist, desto niedriger lassen sich auch die Preise einstufen", sagte Immobilienmakler Franz Tuscher.

Bei solchen Entwicklungen kann man kaum noch von bezahlbarem Wohnraum sprechen, wenn Eigentum an Wohnfläche für viele zum Luxusgut wird. "In den nächsten Jahren werden wir nicht mit sinkenden Preisen rechnen können", erklärte Frühschütz. Trotzdem raten die Experten nicht von Wohneigentum ab. Durch die niedrigen Zinsen würden sich die hohen Preise zumindest teilweise kompensieren lassen und trotz des billigen Geldes sei keine Gefahr einer Immobilienblase abzusehen. "Ich würde eine Immobilie lieber heute kaufen, als noch länger damit zu warten", sagte Bumberger. So konnte die Kreissparkasse Ebersberg im Jahr 2015 den privaten Wohnungsneubau mit knapp 100 Million Euro finanzieren.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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