Ebersberg:Straße der Eber

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In der Kreisstadt soll es bald professionelle Führungen zu den Sehenswürdigkeiten geben. Doch man kann hier auch ohne Tourguide einiges entdecken

Von Wieland Bögel

In der Kreisstadt können sich Besucher bald von Profis die Schönheiten Ebersbergs zeigen lassen, dies beschloss vorige Woche der Kulturausschuss. Etwas gebremst hat dann diese Woche der Finanzausschuss, angesichts klammer Kassen gibt es heuer erst einmal kein Geld für die Stadtführungen. Aber halb so schlimm: auch ohne großes Budget aus der Stadtkasse gibt es in Ebersberg viel zu entdecken - vor allem Eber.

Der erste begegnet dem Besucher der Kreisstadt schon am Bahnhof (1) - sehr zutraulich ist er indes nicht, man muss schon ein wenig nach ihm suchen. Gefunden werden kann er am Vorplatz am Fuße eines bewachsenen Gestaltungselements. Schon sehr viel weniger öffentlichkeitsscheu sind die nächsten Vertreter der Eberzunft. Nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt, in der Eichthalstraße, finden sich gleich deren zwei: einer begrüßt ganz offiziell die Besucher vor dem Landratsamt (2). Sein etwas weniger gesetzestreuer Vetter prangt als Graffito gleich gegenüber auf der Fassade der ehemaligen Post (3).

Nur nach Terminvergabe zu besuchen ist der nächste Eber, ein Veteran der Kommunalpolitik. Jahrelang wohnte er als imposante Verkörperung des Landkreises von seiner erhöhten Stellung im Saal sämtlichen Sitzungen des Kreistages bei. Mit dem Umbau des Landratsamtes kam dann aber der Karriereknick, er war bei den Kreisräten und beim Landrat nicht mehr erwünscht und haust seitdem im Keller der Behörde (4). Aber es gibt Hoffnung: vielleicht könnte er bald ins Waldmuseum umziehen, gerüchtehalber ist er auch als Wandschmuck in der bayerischen Vertretung in Berlin im Gespräch.

Komplett ohne politische Ambitionen und auch jederzeit zu besichtigen ist der bronzene Eber zwischen Bäckerei Freundl und Hypo-Bank (5) in der Heinrich-Vogl-Straße. Im Gegensatz zu seinem nahen Verwandten, dem Empfangschef des Landratsamtes, ist er eher der gemütliche Typ, wie man an seiner lässigen Sitzhaltung erkennt. Rustikal und familienfreundlich präsentieren sich der Holz-Eber und sein Nachwuchs vor dem Farbengeschäft Heilbrunner (6), die beiden waren einmal Teil einer Aktion des Gewerbeverbandes, haben sich inzwischen aber ins Privatleben zurückgezogen.

Eine echte Schwarzwild-Rotte gibt es am und im Rathaus zu bestaunen. Gleich vor dem Eingang wirbt der Ebermax (7) für diverse Freizeitaktivitäten, drinnen wird man schon von seinem zotteligen Verwandten erwartet, der über der Treppe (8) Wache hält. Gewissermaßen ein Eber im Wartestand ist das kleine Gipsmodell im Rathausarchiv (9), es dient als Vorlage für einen Bronzeguss der bisher aber noch nicht verwirklicht wurde.

Ganz im Gegensatz zum wohl bekanntesten Eber Ebersbergs: dem Wasserspeier am Brunnen der Mariensäule (10). Genauer gesagt sind es sogar zwei, die jedes Jahr mit dem Beginn der Spritzbrunnensaison Passanten mit Trinkwasser versorgen. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof gibt es weitere Eber zu besichtigen. Der erste steht - sportlich gewandet - im Schaufenster des Fußpflegestudios Barfuß (11), der zweite ist eher ein Eberchen, es ist das Maskottchen des Kreisjugendrings (12) in der Bahnhofstraße.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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