Ebersberg:Starke Nerven an der Grenze

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Die neuen Kontrollen belasten auch die Wirtschaft im Landkreis. Zum Beispiel Speditionen wie die von Georg Reischl

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Rund 20 Mal am Tag überqueren Lastwagen der Ebersberger Spedition Georg Reischl europäischen Grenzen. Im Zuge der Wiedereinführung der Grenzkontrollen zwischen vielen innereuropäischen Staaten kostet das die Fahrer der Spedition inzwischen viel Zeit und Nerven. Und auch finanziell machten sich die Grenzkontrollen stark bemerkbar, sagt Spediteur Georg Reischl. Alleine "die Fixkosten für eine Stunde LKW-Fahrt betragen 60 Euro, einmal für den LKW an sich und dann noch für Personalkosten", erklärt Reischl. Die durch die Kontrollen erzeugte Wartezeit betrage bis zu zwei Stunden. So kämen bei zwei Grenzüberquerungen pro Fahrt im Schnitt insgesamt 200 Euro nur fürs Rumstehen zusammen.

Steigende Kosten, die die Speditionen an ihre Kunden weitergeben. Und die sich, früher oder später, über Umwege, auch bei den Endkunden bemerkbar machen, beispielsweise an den Preisen im Supermarkt. "Wir wollen daran nichts verdienen", betont Georg Reischl, die durch Wartezeiten entstanden Kosten gebe das Unternehmen lediglich eins zu eins, also ohne Aufschlag, an die Kunden weiter. "Wir verhandeln da gerade", sagt Reischl. Die Kunden seines Unternehmens hätten für die Preiserhöhung aber Verständnis, vorausgesetzt die Kontrollen werden nicht noch verschärft.

Doch genau das wird in den Parlamenten Europas gerade hitzig diskutiert. "Wenn Schengen ausgesetzt wird, dann wir es so richtig teuer", fürchtet Spediteur Reischl. Denn auch die Aussetzung des Schengen-Abkommens wird gerade von populistischen Kräften gefordert, die Kontrollen an den Grenzen in Europa wären damit wieder Standard. So verwundert es wenig, dass der Landesverband Bayerischer Spediteure (LBS) im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsstrom vor dauerhaften Grenzkontrollen warnt und die Konkurrenzfähigkeit der exportorientierten bayerischen und deutschen Wirtschaft in Gefahr sieht.

"Unkalkulierbare Wartezeiten an den Grenzen erschweren die Disposition, verlängern die Transportzeiten der Güterverkehre und treiben die Kosten in die Höhe", sagt LBS-Geschäftsführerin Edina Brenner. Dabei stiegen nicht nur die Transportkosten durch längere Fahrzeiten, sondern auch der Aufwand für zusätzliche Bürokratie, Lagerhaltung und neue Lieferstrukturen. Mittelständler Reischl belasten die Kontrollen allerdings weniger stark als viele seiner Kollegen: "Manche Unternehmen machen ja zu 90 Prozent innereuropäische Fahrten", sagt Reischl. Die 70 LKW seines Speditionsunternehmen sind hingegen zu 75 Prozent im Bundesgebiet unterwegs und deshalb seltener betroffen.

Seine Fahrer reagierten bislang mit Gelassenheit auf die langen Wartezeiten an den Grenzen, berichtet der Unternehmer. Nur: Pause machen können die Kraftfahrer in den Wartezeiten nicht, "sie müssen ja trotzdem bereit sein", so Reischl. "Nach der vollendeten Schicht müssen die Fahrer immer noch neun Stunden Pause machen". Für die Kontrollen hat Reischl trotz aller Umstände Verständnis. "Der Staat muss die Grenzen ja irgendwie im Auge behalten. Aber verplombte Lastwagen müsste man eigentlich nicht kontrollieren", findet er. Denn im Gegensatz zu leeren Fahrzeugen sind beladene verplombt, das soll verhindern, dass auf dem Transport Ware entwendet wird. Verplombte Lastwagen bedeuten volle Ladung, das wiederum schließe auch das Verstecken von Flüchtlingen im aus. "Es würde ja genügen, die leeren Fahrzeuge zu kontrollieren", findet Reischl.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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