Ebersberg:"Sie hätten schon mal vorbeischauen können, als ich noch jünger war"

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Franziska Niedermayr aus Vaterstetten wird 104 Jahre alt. Auf der Überraschungsparty mit dem Bürgermeister ist sie um keinen Spruch verlegen.

Von Victor Sattler, Vaterstetten

Vaterstetten - Die quadratische Tischdecke mit Bayerischem Wappen war ein Geschenk von Ministerpräsident Horst Seehofer. Von der Gemeinde gab es schon einen Präsentkorb mit Badetuch. Und dann kommt sogar Bürgermeister Georg Reitsberger persönlich mit einem Blumenstrauß durch die Tür.

Über solch prominente Glückwünsche von allen Seiten durfte sich Franziska Niedermayr wieder freuen, die an diesem Dienstag nicht irgendeinen Geburtstag, sondern ihren 104. Geburtstag im Kreis der Familie feierte. Sichtlich aufgeregt und mit glänzenden Augen nahm sie die kleinen Aufmerksamkeiten entgegen.

Enkelsohn Thomas ist es zu verdanken, dass seine Großmutter ihren besonderen Tag so genießen kann. Er hatte die kleine Feier mit Leberkäs-Brotzeit bei sich zu Hause in Vaterstetten organisiert. Dafür wurden alle vier Generationen der Familie Niedermayr um den Tisch mit Seehofers Deckchen herum versammelt: Mit dabei die 75-jährige Tochter Rosemarie, bis hin zur 19-jährigen Urenkelin Johanna.

Alle miteinander kümmern sie sich rührend um die Jubilarin. Sogar Nichte Elfie war extra aus Südtirol angereist, als besonderer Überraschungsgast. "Ich hatte immer gesagt, dass ich nicht alt würde", erzählt Franziska Niedermayr mit einem Kopfschütteln und lacht - ein gewaltiger Irrtum. Tatsächlich ist sie nur ein paar Monate jünger als die lokale Rekordhalterin. "Frau Niedermayr ist die zweitälteste Bürgerin Vaterstettens", bestätigt Bürgermeister Reitsberger.

Glückwünsche von Georg Reitsberger

Er überbringt seine handgeschriebenen Glückwünsche und kündigt sich im Anschluss gleich für nächstes Jahr, zum halbrunden 105. Geburtstag an. Denn Uroma Franziska Niedermayr ist nach wie vor rundum rüstig, nimmt rege am Gespräch teil und hat damit allen Grund, das Leben zu feiern. Keck scherzt sie mit dem Bürgermeister: "Sie hätten ja auch schon mal vorbeischauen können, als ich noch jünger war" - immerhin lebt die gebürtige Gelsenkirchenerin schon seit 1978 im Landkreis. Bis 2016 war die Gemeinde Vaterstetten ihr Zuhause, heute bewohnt sie ein Altersheim in Kirchseeon.

Dass sie bei ihrer Familie noch regelmäßig zu Besuch sein kann, liegt den Verwandten sichtlich am Herzen. Deshalb ist beim Mittagessen auch die Barrierefreiheit in Haus und Hof ein wichtiges Thema, mit dem sich die Niedermayrs auseinandersetzen müssen, um ihrer Uroma im Rollstuhl bei den kleinen Hürden des Alltags zu helfen. Eine durchaus aktuelle Fragestellung - "schließlich werden wir alle immer älter und tragen die Verantwortung für eine größer werdende Seniorengeneration", sagt Thomas Niedermayr.

Allein an der Zahl der Glückwunschkarten lässt sich der demografische Wandel ablesen. Viel häufiger als früher würde es jetzt schon vorkommen, dass Bürgermeister Reitsberger zu 90. Geburtstagen gratulieren darf. Meistens seien es Frauen, die ein derart hohes Lebensalter erreichen. "Aber so ein 104. Geburtstag, das ist natürlich eine Besonderheit", sagt Reitsberger. Franziska Niedermayr weiß selbst genau um diese Seltenheit und fordert mit einem gut gemeinten Zwinkern zum Nachahmen auf. "Das soll doch erst einmal einer von euch schaffen."

Trotzdem beansprucht Niedermayr nicht alle Lorbeeren für sich: "Ich danke dem Herrgott und meiner Familie, für ein so langes und gutes Leben", sagt sie, zu Tränen gerührt.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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