Sicherheit für alle:Kreisverkehrswacht weitet Programm aus

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Auf der Seniorenmesse in Grafing stellte die Kreisverkehrswacht bereits ihr neues Angebot eines Fahrsicherheitstrainings vor. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Pünktlich zum 50. Geburtstag will man bei der Kreisverkehrswacht viele neue Angebote einführen. Dazu braucht es aber mehr Geld

Von Jan Schwenkenbecher, Ebersberg

Geld, es geht um Geld. Genauer gesagt um 45 000 bis 50 000 Euro. So viel Geld hätte die Ebersberger Kreisverkehrswacht gerne von den Gemeinden des Landkreises. Dazu liegen gerade allen Gemeinden die entsprechenden Zuschussanträge vor, um 30 Cent pro Einwohner bittet der Verein. Bei etwa 135 000 Einwohnern im Landkreis macht das etwa 40 000 Euro, damit wäre das Ziel schon fast erreicht: ein neuer Verkehrssicherheitsanhänger samt passendem Kleintransporter.

Das neue Auto mit dem vollausgestatteten Anhänger wünscht sich die Kreisverkehrswacht zum Geburtstag. 2017 gibt es sie seit 50 Jahren, am vierten Januar 1967 wurde sie ins Vereinsregister eingetragen. Die Schirmherrschaft übernahm der damalige Landrat Remigius Streibl, auch heute ist Landrat Robert Niedergesäß (CSU) noch der Schirmherr der Kreisverkehrswacht. Pünktlich zum Jubiläum wechselte jüngst der Vorstand, der langjährige erste Vorstandsvorsitzende Otto Hartl trat Ende Januar sein Amt aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft ab. Nun leitet der zweite Vorsitzende Bernhard Schweida den Verein, gemeinsam mit Schriftführer Martin Schedo hat er gleich ein paar neue Projekte erdacht.

Derzeit kümmert man sich vor allem um Kurse für Kinder

Bisher war die Haupttätigkeit der Verkehrswacht, Kindergarten- und Schulkinder auf die Straße vorzubereiten. Dazu unterstützte sie die Polizei, deren Verkehrserzieher die Kinder vor Ort coachten. Wie der Zufall es will, hat die Ebersberger Polizei zwei Verkehrserzieher: Bernhard Schweida und Martin Schedo. Doch eine Vermischung der beiden Tätigkeiten gebe es nicht, sagt Schweida, "ich bin nur zufälligerweise nebenbei Polizist, das wird strikt getrennt." Schedo beschreibt die Trennung wie folgt: "Der Staat stellt die ausgebildeten Kräfte zur Verfügung, vertraut dann aber der Kreisverkehrswacht."

Vertrauen heißt in dem Fall Material. Gehen Schweida und Schedo in Schulen, nutzen sie Laptops, Beamer oder einen mit einem Zebrastreifen bemalten Teppich, den sie von der Kreisverkehrswacht bekommen. Auch einen Fahrradanhänger mit ein paar Rädern bekommen die beiden. Der ist unverzichtbar für die Fahrraderziehung, bei der die Kinder am Ende der Grundschulzeit ihren Fahrradführerschein machen können.

In Zukunft wollen Schweida und Schedo aber das Portfolio der Verkehrswacht erweitern, in Zukunft soll der Fokus nicht nur auf Kindern liegen. Sondern auch auf älteren Verkehrsteilnehmern. Ein Projekt, das im Mai starten soll, ist die Aktion "Fit im Auto". In einer Kooperation mit verschiedenen Fahrschulen sollen Trainings für Senioren entstehen, bei denen diese einen vierstündigen Anti-Crashkurs absolvieren können, "um ihre Fahrfähigkeit zu verbessern", wie Schweida sagt. Erst soll etwas die Theorie aufgefrischt werden, dann gibt es ein paar Übungen wie rückwärts einparken, schließlich drehen die Teilnehmer eine Runde im echten Verkehr mit einem Fahrlehrer.

Regelmäßig wechselnde Plakate sollen für Verkehrssicherheit werben

Zudem soll in diesem Frühjahr eine Plakataktion anlaufen. Zehn große Aufsteller mit Sicherheitsbotschaften sollen im Landkreis positioniert werden, vorwiegend an Bundesstraßen. Alle zwei Monate sollen die Plakate ausgetauscht werden. Und zusätzlich zu den Kindergarten- und Schulbesuchen planen die Verkehrserzieher Termine in Kitas. "Wir erklären den Eltern, dass ihre Kinder in dem Alter entwicklungsbedingt noch ein eingeschränktes Blickfeld oder eingeschränktes Hören besitzen", so Schweida. Die ersten Termine sind ebenfalls für Frühjahr angesetzt.

Für das Alltagsgeschäft ist das nötige Equipment da, für die neuen Pläne von Schweida und Schedo bräuchte die Verkehrswacht aber neues Material. Und hier kommt wieder das Geld ins Spiel. Die Kreisverkehrswacht ist als gemeinnütziger Verein eingetragen, darf also kein Vermögen anhäufen. Und schafft das auch ziemlich gut, denn die Einnahmen sind recht bescheiden. Rund 2000 Euro gibt es jährlich vom Landratsamt, dazu kommen noch die Mitgliedsbeiträge von mindestens zwölf Euro je Mitglied. Etwa 100 Mitglieder habe der Verein, so Schweida. Darüber hinaus zahlen die Gemeinden jährlich ein kleines Zubrot, zwei Cent je Einwohner, den sogenannten Verkehrspfennig. Bei 135 000 Einwohnern im Landkreis macht das 2700 Euro im Jahr.

Die Bürgermeister haben bereits mehr Geld angeboten

Obwohl alle Helfer der Kreisverkehrswacht ehrenamtlich arbeiten, fällt es wegen der Finanzen oft schwer, Projekte umzusetzen. Für größere Investitionen, etwa ein neues Auto mit Anhänger, müssen Schweida und seine Kollegen in den Gemeinderäten um Zuschüsse ringen. Daher kam neulich, als sie in der Bürgermeisterkonferenz - der Versammlung aller Ebersberger Bürgermeister - um Unterstützung für den geplanten Anhänger warben, von einem Bürgermeister der Vorschlag, den Verkehrspfennig doch generell etwas anzuheben. Ein Angebot, das Schweida nicht ablehnte. Gemeinsam mit dem Kirchseeoner Bürgermeister und Vorsitzendem der Konferenz Udo Ockel erarbeiteten Schweida und Schedo den entsprechenden Beschlussvorschlag, der nun an die Gemeinden ging.

"Der Verkehrspfennig soll jetzt ab 2018 auf fünf Cent je Einwohner erhöht werden", sagt Ockel. Erst ab nächstem Jahr, da für dieses Jahr schon der Antrag für Auto und Anhänger in den Gemeinden vorläge. "Kirchseeon hat beide Investitionen einstimmig genehmigt", so Ockel, "an die übrigen Kollegen habe ich den Antrag geschickt und sie gebeten, noch im März darüber zu entscheiden." Ockel glaubt, dass der Antrag gute Chancen habe, genehmigt zu werden: "Das macht ja nicht so viel aus, bei uns waren das ein paar hundert Euro."

Etwas mehr Geld würde Schweida und Schedo sicherlich nicht schaden, um ihre erdachten Projekte umzusetzen. Ob aus den Plänen auch Wirklichkeit wird, ob es letztlich für das neue Auto reicht und ob der Verkehrspfennig zum Verkehrsgroschen anwächst, das wird sich in den nächsten Wochen entscheiden.

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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