Ebersberg:Schlechte Karten für die Konkurrenz

Lesezeit: 2 min

Klinik-Planungsausschuss spricht sich gegen Kirchheimer Privatkrankenhaus aus, Ebersberger sind erleichtert

Der Kreisklinik bleibt wahrscheinlich ein neuer Konkurrent erspart. Die in Kirchheim geplante Privatklinik fiel vergangene Woche im Krankenhausplanungsausschuss durch, sie soll nicht in den bayerischen Krankenhausplan aufgenommen werden. Die endgültige Entscheidung darüber muss zwar das Gesundheitsministerium treffen. Die Aussichten für das Projekt sind allerdings nun deutlich schlechter geworden - was man im Landkreis Ebersberg mit Genugtuung sieht.

Denn die Klinik in Kirchheim hatte man in Ebersberg sehr kritisch betrachtet, befürchtet wurde eine ungute Konkurrenzsituation mit der eigenen Kreisklinik. Auch aus den Landkreisen Erding und Freising sowie aus dem Münchner Rathaus gab es ablehnende Stimmen. Konkret soll in Kirchheim neben einem Krankenhaus mit 180 Betten auch eine Art medizinisches Gewerbegebiet entstehen. Nach den Plänen der Investoren um Rudolf Hipp und Andreas Sendler sollen am Standort, ein ehemaliger Bürokomplex an der S-Bahnstation Heimstetten, außerdem ein Rehazentrum, Medizintechniker und Zulieferer für medizinische Produkte angesiedelt werden.

Den Schwerpunkt sehen die Investoren nach eigenen Angaben in den Bereichen Innere Medizin, Orthopädie und Chirurgie. Hier könne man sich eine Spezialisierung auf besonders seltene oder aufwendige Eingriffe vorstellen, versuchten die Investoren die Sorgen der Nachbarn zu zerstreuen. Die befürchten, dass die Kirchheimer Klinik besonders lukrative Behandlungen an sich ziehen könnte. Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU) sprach in diesem Zusammenhang bereits von "Rosinenpickerei" zulasten der kommunalen Krankenhäuser. Diese, so die Befürchtungen der Landkreise und der Stadt München, würden auf die Pflichtversorgung zurückgeworfen, was sich negativ in der Bilanz bemerkbar machen könnte. Auch gab es Sorge vor der Abwerbung von ohnehin knappen Fachkräften durch die neue Klinik.

Vor einer solchen Entwicklung hatte schon kurz nach Bekanntwerden der Pläne für das Kirchheimer Krankenhaus im vergangenen Jahr die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern gewarnt. Sie verwies darauf, dass ohnehin in einigen Bereichen ein Überangebot existiere, weswegen etwa in den städtischen Kliniken sogar Betten abgebaut würden. Darum, so eine Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft, sei es "unsinnig", 180 neue stationäre Behandlungsplätze zu schaffen.

Dem hat sich der Planungsausschuss, ein Gremium aus Vertretern der Krankenkassen, Klinikträgern und Ärzten, nun angeschlossen. Man sehe keinen Bedarf für die Privatklinik, weshalb sie nicht in den bayerischen Krankenhausplan aufgenommen werden solle. Dies bedeute zwar kein Verbot zum Bau der Klinik, diese könnte aber keine Kassenleistungen abrechnen, was das Projekt wohl unrentabel machen würde. Letztlich entscheiden muss aber das Gesundheitsministerium, dort werde derzeit geprüft, wie mit der negativen Stellungnahme des Krankenhausplanungsausschusses umzugehen sei, hieß es vergangene Woche aus dem Ministerium.

Die Sache sei "noch nicht endgültig entschieden", so die Ebersberger SPD-Landtagsabgeordneten Doris Rauscher. Sie kann sich aber vorstellen, dass Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) dem Votum des Ausschusses folgt. Laut Rauscher gebe es auch bei der Staatsregierung Zweifel am Bedarf für einen zusätzlichen Klinikstandort in der Region. Erfreut zeigt sich auch Landrat Niedergesäß. Zwar kenne er den genauen Wortlaut der Empfehlung des Planungsausschusses noch nicht, zudem müsse man noch die Entscheidung des Gesundheitsministeriums abwarten. "Doch ist es aus unserer Sicht ein positives Signal, wenn die kommunalen Kliniken in der Region in der ohnehin komplexen Situation der Krankenhausfinanzierung nicht noch zusätzliche Konkurrenz um Patienten und Personal bekämen."

Rauscher verweist auf den "wertvollen Beitrag für eine gute Versorgung, nicht nur im Landkreis Ebersberg, sondern auch darüber hinaus" durch die Kreisklinik, auf diese hätte die Konkurrenz aus Kirchheim "massive Auswirkungen". Ähnlich sieht das Niedergesäß: " Unsere Kliniken leisten mit einem ausreichenden Angebot an Betten eine sehr wichtige Arbeit in der Grundversorgung der Bürger in unserer Region und bieten ein breites Spektrum an. Dies zu berücksichtigen steht auch in der Verantwortung des Krankenhaus-Planungsausschusses."

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: