Ebersberg:Mit der Kuh auf du und du

Lesezeit: 2 min

In Ebersberger Supermärkten greifen Kunden immer öfter zu regional erzeugter statt zu billiger Milch

Von Annalena Ehrlicher, Ebersberg

"Bleib im Land und ernähre dich redlich", sagt der Volksmund. Wirft man einen Blick auf die Tendenz beim Milchverkauf in Supermärkten im Landkreis, greift das Sprichwort. Lebensmittelkaufmann Martin Gruber, der Rewe-Filialen in Grafing und Aßling betreibt, sagt: "Milch von regionalen Vermarktern wie beispielsweise von Unser Land sind aktuell der Renner." Während Kunden bei ihm immer häufiger zur Marken- oder Biomilch greifen, nehme der Anteil der Discount-Milch immer mehr ab. Aktuell sei etwa zehn Prozent seines Angebotes Milch aus Molkereien mit Niedrigpreisen. Diese orientiere sich preislich an den Discountern, einen Liter der Rewe-Eigenmarke "Ja-Milch" gibt es für 46 Cent. Im Vergleich dazu: Annähernd diese Summe bekommen Bio-Landwirte bei der Molkerei Berchtesgadener Land pro geliefertem Liter Milch. Dass die Rechnung bei den Niedrigpreisen für Kunden nicht aufgehen kann, ist offenkundig.

Die Discounter-Produkte aus dem Sortiment zu nehmen, wie es ein Baden-Württembergischer Frischemarkt vorschlug, kann sich aber keiner der befragten Supermarktbetreiber vorstellen. "Ich will den Kunden nicht bevormunden", stellt beispielsweise Friedrich Peschel klar, der den Edeka-Markt in Ebersberg führt. "Es gibt Verbraucher, die müssen günstig einkaufen - warum soll ich die aussperren?" Ohne jemandem etwas vorzuschreiben, sei an seinen Bestellmengen aber deutlich der Trend zu erkennen, dass Kunden immer stärker zu Produkten von Anbietern wie Berchtesgadener Land oder Unser Land greifen. "Die faire Milch kostet teilweise doppelt so viel wie die Discountermilch, und trotzdem gibt es viele Kunden, die sagen, dass ihnen das wert ist", erklärt er.

Auch Arthur Sattler, Inhaber der Rewe-Märkte in Ebersberg und Kirchseeon, betont, dass die Entscheidung letztlich beim Kunden liege. Dennoch sagt er: "Den Markt in Ebersberg betreibe ich seit zweieinhalb Jahren und da liegt unser Augenmerk deutlich auf den regionalen Produkten." Das Angebot fairer Milchprodukte sei in seinen Märkten auch größer. Die Leute, so sagt er, seien immer stärker daran interessiert zu wissen, woher die Produkte kommen. Mehr als die faire Milch anzubieten, könne er jedoch auch nicht.

Ähnlich formuliert es Martin Gruber: Die Milch der Rewe-Eigenmarke bleibe im Sortiment "für Kunden mit kleinerem Geldbeutel." Die Wahlmöglichkeit am Regal müsse gewährleistet sein, so der Aßlinger Unternehmer.

Edeka-Betreiber Peschel führt weitere Bedenken an: Momentan sei die Aufregung beim Thema Milch groß - dabei gebe es zahlreiche andere Bereiche, in denen die Situation ähnlich sei. Als Beispiel führt Peschel den Schweinezyklus an, ein agrarwissenschaftlicher Begriff, der die periodische Schwankung beim Preis von Schweinefleisch beschreibt. "Wenn es da gerade zu viele Schweine gibt, sinken die Preise auch maßgeblich", erklärt er. Die Marktwirtschaft könne man nun mal nicht aushebeln.

© SZ vom 14.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: