Ebersberg:Lern langsam

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Alle vier Gymnasien des Landkreises verzeichnen für das kommende Schuljahr mehr Anmeldungen als 2016. Das legt nahe, dass die Familien die Rückkehr zum G 9 für gut heißen

Von Anja Blum, Ebersberg

Alle vier Gymnasien des Landkreises werden im kommenden Schuljahr mehr Fünftklässler haben als im laufenden - und das, obwohl sich weder die absolute Zahl der Schüler im Landkreis verändert hat, noch die Übertrittsquote. Wie das Ebersberger Schulamt erklärt, gibt es momentan erneut etwa 1300 Viertklässler. Laut Zwischenzeugnis eigneten sich 63 Prozent davon fürs Gymnasium, 14 Prozent für die Realschule und 23 für die Mittelschule. "Auch das ist also gleich geblieben", sagt Amtsleiterin Angela Sauter. Insofern legen die gestiegenen Anmeldungen an den Gymnasien nahe, dass die Rückkehr zur neunstufigen Form durchaus Einfluss auf die Entscheidungen der Familien zugunsten dieser Schulart genommen hat. "Wenn die Zahlen überall steigen, kann das schon ein G-9-Trend sein", sagt Simone Voit, Rektorin in Kirchseeon. "Damit würden sich die Probleme, die man beim G 8 in ländlichen Regionen vermutet hat, im Nachhinein bestätigen."

Am größten ist die Zunahme am Grafinger Gymnasium: Hier hatten sich im vergangenen Jahr 120 Schüler angemeldet, heuer waren es 183 - ein deutliches Plus von 63. "Das ist schön", sagt Schulleiter Paul Schötz, denn so könne man im Herbst wie gewohnt fünfzügig starten. Allerdings sind dann die Klassen mit je etwa 36 Schülern doch sehr groß. Platzprobleme gibt es laut Schötz allerdings nicht. "Wir sind noch für das G 9 ausgelegt", sagt er, deswegen sehe man die Rückkehr dazu ganz gelassen. Daran, dass diese der Grund sein könnte für die gestiegenen Anmeldungen, glaubt der Grafinger Rektor indes nicht. "An unserem Infotag war die Entscheidung darüber ja noch nicht einmal gefällt."

An zweiter Stelle steht das Gymnasium in Kirchseeon. In dessen fünfte Klassen wollten vergangenes Jahr 130 Kinder gehen, heuer sind es 26 mehr. Damit gelangt die Schule dann aber auch an ihre Grenzen: "Wir sind auf Kante genäht", sagt Schulleiterin Voit. Und sollte bis zu dem Zeitpunkt, wenn sich das G 9 in einem zusätzlichen Jahrgang niederschlägt, die Schülerzahl nicht signifikant sinken, so sei ein Anbau an das G-8-Schulhaus unumgänglich.

15 Fünftklässler mehr - so sieht die Bilanz am Markt Schwabener Gymnasium aus. Hier stieg die Zahl der Anmeldungen auf 225. Das heißt: In acht Klassen werden je etwa 28 Schüler sitzen. Rektor Gerhard Dittmann hält es für möglich, dass die Rückkehr zum G 9 für den Zuwachs verantwortlich ist. "Wir werden jedenfalls gleich ohne Nachmittagsunterricht in die Fünfte starten, sondern nur schöne Wahlfächer anbieten." Und trotz der vielen Fünftklässler gibt es kein Platzproblem: "Wir sind in der glücklichen Lage, keinerlei Überhänge zu haben", sagt Dittmann.

"Sieben schöne Klassen", so nennt Bernhard Schaller vom Vaterstettener Gymnasium das Ergebnis der diesjährigen Anmeldung. Hier ist die Zahl der Fünftklässler lediglich um acht gestiegen, von 183 auf 191. Das bedeutet, dass im Herbst in jeder Fünften etwa 27 Schüler zusammen lernen werden. "Letzten Herbst konnten wir nur sechs Klassen bilden, aber die sind im Lauf des Jahres dann ziemlich voll geworden", berichtet Schaller. Das wolle die Schule vermeiden - "obwohl uns langsam die Klassenzimmer ausgehen". Die Raumnot am größten Gymnasium des Landkreises ist nach wie vor erheblich. "Deswegen steht fest, dass wir einen Anbau bekommen, die Frage ist nur noch, wie groß er sein wird", so Schaller.

Die Anmeldungen an den Realschulen hingegen ergeben kein einheitliches Bild: Markt Schwaben liegt erneut bei etwa 80 Fünftklässlern, Poing zählt mit 91 Schülern sieben mehr und Ebersberg erwartet bei 120 Anmeldungen ein Minus von 35. Sorgen macht man sich deswegen aber keine. "Das sind die üblichen Schwankungen", sagt der stellvertretende Schulleiter Markus Schmidl. "Aber kann schon sein, dass nun mehr Familien ihr Heil am Gymnasium suchen."

© SZ vom 26.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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