Ebersberg:Lecker auf die Ohren

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Das erste Foodrockfestival in Ebersberg überzeugt musikalisch und kulinarisch. Den Genuss erlebt allerdings nur die Hälfte der vom Veranstalter erwarteten Besucher

Von Max Nahrhaft, Ebersberg

"Wo habt ihr denn die anderen 2000 gelassen?", ruft der Frontmann von Metakilla den Zuschauern im Alten Speicher in Ebersberg entgegen. Er schaut mit souveränem Blick in die Menge, doch diese fehlt. Es ist 20 Uhr, Primetime auch für Konzertgänger, doch nur 150 Gäste verlieren sich vor der Bühne, auf der Metakilla einheizen will. Die Rockgruppe ist die erfolgreichste Metallica-Cover-Band in Europa und ist es normalerweise gewohnt, vor mehr Menschen zu spielen. Mit 2000 Besuchern zu rechnen, wäre zwar etwas hochtrabend, doch auch der Veranstalter erwartete wenigstens 800 Gäste.

Trotz fernbleibender Besuchermassen konnte das Foodrockfestival, das an diesem Samstag zum ersten Mal in Ebersberg stattfand, musikalisch und kulinarisch überzeugen. Von Rockabilly bis zu lockerem Partyrock, von echtem Metall bis zu purem Punk war alles dabei, was ein Rockerherz höher schlagen lässt. Das Festival begann mit den Ebersbergern Hard-Rockern von Screaming Nightmare und endete tief in der Nacht mit den Auftritten von Metakilla und Serenity. Als letzte Band trat Ohrenfeindt, "die deutsche Antwort auf AC/DC", auf die Bühne. Die drei Jungs aus Hamburg überzeugten mit ihrem rauen Gesang und überwältigenden Solos.

Mancher Zuhörer hätte sich als Konzert-Location den Klosterbauhof gewünscht

So breit gefächert wie das musikalische Line-Up der Bands auf dem Festival waren auch die Besucher. Es fanden sich, wie zu erwarten war, Männer mittleren Alters in schwarzen T-Shirts, die wahlweise mit den Insignien der Festivals Wacken und Rock am Ring, oder der Bandabzeichen von Metallica, Motörhead oder AC/DC bedruckt waren. Dazwischen liefen aber auch kleine Jungs in kurzer Hose und neonfarbenen T-Shirts, die mit ihren Eltern das Festival besuchen durften. "Man sollte die Besucher nicht auf ihr Äußeres reduzieren. Rocker ist man im Herzen - egal welche Kleidung man trägt", sagte Marion Orterer. Sie war wie viele Besucher eben nicht schwarz in schwarz, sondern in Jeans und farbigem Oberteil gekleidet. Sie ist zufrieden mit dem Tag: "Gute Musik, gutes Essen, gutes Festival, was will man mehr?" Auch Thomas Ebner ist glücklich, doch wie viele anderen wundert er sich, warum die Veranstaltung im Sommer nicht draußen im Klosterbauhof, "der perfekten Location", wie er meint, stattfindet. "Genau hier sollte es sein, dann wären vielleicht auch mehr Leute gekommen", sagt Ebner.

Im Alten Speicher selbst bieten die Bands den Gästen eine unvergessliche Performance. Musik dröhnt aus den Lautsprechern, die Frontmänner springen auf der Bühne, die Scheinwerfer streifen in allen Farben durch den Raum. Anstatt sich aber in den Gesichtern der vor Ekstase schwitzenden Zuschauern zu reflektieren, verschwinden sie auffällig oft im matten Boden des Saals. Auch draußen im Klosterbauhof verzeichnete am frühen Abend die Pizzeria noch mehr Besucher als der kulinarische Teil des Festivals. Doch warum kamen über den ganzen Tag verteilt gerade einmal knapp 400 Besucher? Veranstalter Thomas Neubauer: "Einerseits war es zu warm, da bleiben die Leute lieber am See, andererseits hat man aber auch die Angst nach den Anschlägen letzter Woche gespürt." Deswegen, so Neubauer, habe die Stadt auch verboten, im Klosterbauhof Bierbänke und -tische aufzustellen.

Doch den Gästen, die den Weg in den Alten Speicher gefunden haben, hat das Festival gefallen. "Die Bands waren der Wahnsinn. So etwas ist auf jeden Fall wertvoll für die Rockszene in Ebersberg und in der Umgebung. Nachdem der die Blackburner-Bar zugemacht hat, war die Szene ja so gut wie tot", sagte Roland Machate, der ganz in schwarz gekleidet ist. So urteilten auch Profi-Musiker wie Mario Lochert, der mit seiner Band Serious Black von Donnerstag an auf dem Wacken Festival spielt. Er war nur zu Besuch in Ebersberg, dachte aber ähnlich: "Es ist gut, dass es solche kleinen, familiären Rock-Festivals überhaupt noch gibt. Das ist schon was besonders."

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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