Mit einem sehr emotionalen und ausführlichen Brief hat sich Landrat Robert Niedergesäß (CSU) an Ministerpräsident Horst Seehofer gewandt. Der Landrat kündigt darin an, dass in Kürze die Situation eintreten könnte, dass der Landkreis keine Flüchtlinge mehr aufnimmt. Man stehe kurz davor, "zumindest vorübergehend die weiße Flagge zu hissen".
Gut die Hälfte der Asylbewerber im Landkreis seien bereits in Schulturnhallen untergebracht, erläutert Niedergesäß. Wenn in zwei Wochen auch die Dreifachturnhalle der Realschule Poing mit dann 282 Menschen voll belegt sei, stünden dem Landkreis bis auf die Nutzung eines bisherigen Arbeiterwohnheims in Poing vorübergehend kaum mehr neue Kapazitäten zur Verfügung.
Der Kreis will weiter helfen, sagt der Landrat. Aber er stehe auch bei der Bevölkerung in der Pflicht
"Niemand kann gezwungen werden, mehr zu tragen, als er tragen kann", dieses Zitat von Horst Seehofer selbst hält ihm nun der Ebersberger Landrat vor: "Niemand sollte uns zwingen können, mehr zu tragen, als wir tragen können!" Die Staatsregierung und der Ministerpräsident sollten das akzeptieren und den Kreis nicht "durch nachgelagerte Ebenen mit staatlichen Repressalien" bedenken.
Der Kreis werde selbstverständlich auch in Zukunft bei der Bewältigung "dieser größten gesamtgesellschaftlichen Herausforderung seit der Nachkriegszeit mitwirken und sich nicht verweigernd oder gar trotzend zur Seite stellen", so Niedergesäß. Aber er stehe bei der Bevölkerung und den Schulen im Wort, dass die sechs derzeit für die Asylbewerberunterbringung genutzten Turnhallen Zug um Zug wieder für den Schul- und Breitensport freigegeben würden. Er habe die "klare Absicht", dieses Versprechen auch zu erfüllen, betont der Landrat in seinem Brief an Seehofer.