Jugendkulturpreis:Ein Comic gewinnt

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Nicht nur die Resonanz bei den Einreichungen zum Jugendkulturpreis war groß, auch die zur Preisverleihung beim Ebersberger Kunstverein ist es. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Viele der Einreichungen zum Jugendkulturpreis unter dem Motto "Glückskeks" widmen sich dem Thema Asyl. Die beiden ersten Preise gehen an die Grundschule Zorneding und an die 17-jährige Milena Bugajska

Von Anja Blum, Ebersberg

"Mit lieben Grüßen aus dem anderen Zorneding" hat diesmal eine Einsendung zum Jugendkulturpreis den Kreisjugendring (KJR) erreicht: ein Film mit dem Titel "Glück ist..." aus der Grundschule Zorneding. Darin sieht man, wie Viertklässler gemeinsam Kekse backen, runde Taler mit lachenden Gesichtern. Doch nicht nur das Gebäck strahlt, auch die Kinder haben sichtlich Spaß dabei, mit ihren Freunden in der Küche zu werkeln. Darunter - ganz selbstverständlich - dunkelhäutige Mädchen und Jungs mit Behinderung. Außerdem geben die Schüler in dem Film selbst Antworten darauf, was Glück ist: keine Hausaufgaben, Schwimmen in der Sonne, Familie und Freunde, aber auch, dass Flüchtlinge es übers Meer bis nach Deutschland schaffen und hier eine neue Heimat finden. Die Jury nannte die Einsendung eine "sehr charmante, runde Geschichte" mit einer schönen Botschaft: ein Plädoyer für Toleranz und Vielfalt, das völlig zurecht den ersten Preis in der Klassenwertung erhielt.

Heuer nämlich hatten sich erstmals mehrere Schulen am Jugendkulturpreis beteiligt, weswegen die Jury kurzerhand zwei Kategorien einführte. "Die Klassenarbeiten sind ja in einem pädagogischen Kontext entstanden, also mit einer gewissen konzeptionellen Hilfestellung - also wollten wir sie nicht mit den individuellen Eingaben vermischen", erklärte der Juror und Ebersberger Buchhändler Sebastian Otter bei der Preisverleihung in den Räumen des Kunstvereins am Freitag. Neben der Zornedinger Grundschule hatten die Mittelschulen Grafing und Ebersberg sowie das Kirchseeoner Gymnasium Arbeiten eingereicht.

Larissa Heindl und Leonie Winkelmeier mit ihrem "Glückskeks-Kissen". (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Sensationelle" 25 Werke sind eingereicht worden

Überhaupt freuten sich der KJR sowie die Jury über eine außerordentlich große Resonanz. Denn zum diesjährigen Jugendkulturpreis mit dem Thema "Glückskeks" waren "sensationelle" 25 Werke eingereicht worden: zwölf Bilder, sechs Filme, vier Objekte, ein Hörspiel, ein Comic sowie eine Kurzgeschichte. Die Teilnehmer sind zwischen acht und 20 Jahre alt. "Und ihr seid alle Gewinner", sagte Jurorin Babsi Lux vom Team des Alten Kinos, "alleine weil ihr mitgemacht habt."

Um dies jedoch nicht nur mit Worten zu honorieren, hatte die Jury dafür gesorgt, dass kein Teilnehmer leer ausging: Als "Trost und Dankeschön" gab es Büchergutscheine. Für die Jury allerdings hatte das rege Interesse auch eine gewisse Schattenseite: Bis zwei Uhr nachts habe die Vergabe der Preise gedauert, erzählte Geräuschemacher Max Bauer - "aber es ist einfach toll, wenn es wächst". Und Otter betonte, dass unter den Einreichungen auch immer wieder Neues, noch nie da Gewesenes sei, heuer zum Beispiel eine 16-seitige Erzählung. "Außerdem haben wir mittlerweile einige Wiederholungstäter - und es ist wunderbar, von Jahr zu Jahr ihre enormen Fortschritte beobachten zu können."

Filmer Benjamin Schreiner. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Gewinner-Comic hätte das Zeug zum Kurzfilm, sagt Juror Andi Mitterer

Der erste Preis der Einzelwertungen ging heuer allerdings an ein neues Gesicht: Die 17-jährige Milena Bugajska gewann ihn mit einem Comic. Darin erzählt sie die Geschichte eines blonden Manns, der in einem Café einen Glückskeks bekommt. Er öffnet ihn jedoch nicht, sondern steckt ihn ein. Später geht er an einer Bank vorbei, auf der ein gebeugter Mann sitzt. Ist er traurig? Von der Gesellschaft abgehängt? Man weiß es nicht genau. Dem Blonden jedenfalls muss er aufgefallen sein: Er geht zurück und schenkt dem Sitzenden den Glückskeks, den er sogleich öffnet. Welche Botschaft der Zettel darin vermittelt, bleibt aber offen. Die letzten beiden Bilder zeigen nur zwei selig lächelnde Männer.

"Diese Arbeit hat uns gleich umgehauen", sagte Juror Andi Mitterer vom Kunstverein. Das Thema sei hier - mit einer so schlüssigen wie spannenden Geschichte - technisch und inhaltlich perfekt umgesetzt. Vor allem das offene Ende habe der Jury sehr gefallen. "Das wäre ein klasse Storyboard für einen Kurzfilm!", so Mitterers Fazit. Milena Bugajska selbst war von so viel Lob ganz überwältigt: "Ich bin total überrascht, denn es sind so viele tolle Sachen abgegeben worden", sagte die 17-jährige Mittelschülerin strahlend. Auf die Frage, wo sie so gut Zeichnen gelernt habe, erklärte sie: "Das ist mein größtes Hobby. Allerdings male ich am liebsten mit Aquarellfarben." Hier jedoch sei die Geschichte im Vordergrund gestanden: "Es ging mir darum, dass das Glück übertragen wird." Die einzige Farbe, ein sattes Gelb, markiere dabei nur die wichtigsten Dinge: die Hauptfigur, den Keks - und das Glück.

Die drei Erstplatzierten bei den Einzelwertungen: Milena Bugajska, die mit einem Comic überzeugte. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Platz zwei holte Benjamin Schreiner (17), der Gewinner des vergangenen Jahres, für seinen emotionalen Film "Anders und doch so gleich" über einzelne Ebersberger Flüchtlinge, auch dieser ein Aufruf zu mehr Offenheit und Toleranz. Interaktiv ist das "Glückskeks-Kissen", für das Leonie Winkelmeier (12) und Larissa Heindl (14) den dritten Preis erhielten: In dem Objekt haben die Mädchen Zettel gesammelt, mit Antworten auf die Frage, was Glück ist. Die Jury nannte die Arbeit "konzeptionell sehr stark".

Die "frechste und freieste Abgabe" aber sei Platz vier, der Kurzfilm "Lucky Keks" von Valentin Mühldorfer (15) und Marvin Schittko (15) - eine gelungene Mischung aus PR- und Polit-Satire, die die Jury wärmstens für die "Heute-Show" empfahl. Platz fünf erhielten Maresa Bauer (17) und Merrit Biesenberger (17) für ihre Kurzgeschichte "Mein Glückskeks - Der Beginn einer neuen Freundschaft", die sich ebenfalls dem Thema Asyl widmet.

© SZ vom 02.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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