Ebersberg:Dann lieber woanders

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Ungünstige Bedingungen. (Foto: dpa)

Kommunen im Landkreis müssen immer länger nach neuen Mitarbeitern suchen. Ein Grund: Das Leben im Großraum München ist teurer als anderswo in Bayern - die Gehälter werden dem aber nicht angepasst.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

"Zimmer frei" heißt es derzeit in so manchem Rathaus im Landkreis. Den Städten und Gemeinden fällt es immer schwerer, genügend Personal zu finden. Kündigt ein Mitarbeiter oder geht in Pension, kann es dauern, bis ein Nachfolger gefunden ist, Stellen bleiben nicht selten längere Zeit unbesetzt. Besonders bei Spezialisten wie in den Bauämtern herrscht Mangel.

So etwa in Vaterstetten, wo derzeit wieder einmal ein Leiter für die Baugenehmigungsbehörde gesucht wird - oder immer noch, wie Georg Kast, Büroleiter von Bürgermeister Georg Reitsberger erklärt. Bereits zum zweiten Mal habe man die Stelle in diesem Jahr jetzt schon ausgeschrieben. Beim ersten Mal hätte es auch fast geklappt, "wir hatten einen Bewerber - aber der ist uns dann wieder abgesprungen".

Auf dem Sprung ist derzeit auch Ebersbergs Bauamtsleiter Thomas Spindler. Er ist erst seit zwei Jahren Leiter der Behörde, nun hat ihn ein Angebot aus einem Nachbarlandkreis aus Ebersberg weggelockt: Rosenheim will ihn als Kreisbaumeister engagieren, ein reizvolles Angebot, findet er, das man nicht ablehnen kann. Im Rathaus bedauert man dies natürlich, hofft aber darauf, bis nach der Sommerpause im Herbst einen Nachfolger zu finden, sagt Hauptamtsleiter Erik Ipsen.

Auch in Kirchseeon ist es schwierig, Mitarbeiter zu finden

Dass es im Landkreis derzeit sehr schwierig ist, Verwaltungsmitarbeiter zu finden, kann auch Udo Ockel, Bürgermeister von Kirchseeon und Kreisvorsitzender des Gemeindetags, bestätigen: "Ich kann unsere Gemeinde gleich als Beispiel anfügen." Auch in Kirchseeon ist man nämlich derzeit auf der Suche nach neuen Mitarbeitern, etwa für das Bauamt. Wobei man in der Marktgemeinde kürzlich sogar noch Glück hatte: Als man einen neuen Bauamtsleiter suchte, konnte man einen Fachmann engagieren - den früheren Grasbrunner Bauamtschef.

Doch Ockel weiß aus eigener Erfahrung, dass dies eher die Ausnahme ist, meist seien - wie in Vaterstetten - mehrere Ausschreibungen nötig, bis man eine freie Stelle besetzen könne. Was für die Gemeinden mit nicht unerheblichen Kosten verbunden sei, sagt Ockel, schließlich seien Stellenanzeigen nicht billig. Außerdem bedeutet natürlich jede unbesetzte Stelle mehr Arbeit für die übrigen Rathausbediensteten. In manchen Fällen könne zwar eine Umorganisation die größten Lücken schließen, idealerweise bleibt dann eine freie Stelle, die einfacher zu besetzen ist.

Ebenfalls eine Möglichkeit sei es, Quereinsteiger, also Mitarbeiter ohne spezielle Verwaltungsausbildung einzustellen, sagt Ockel. Doch auch hier sei der Spielraum begrenzt. So könne man in der Kämmerei vielleicht auch einen Bankkaufmann einstellen, in Bereichen wie etwa im Bauamt sei das jedoch deutlich schwieriger. Denn neben baufachlichen Fragen, mit denen man durchaus auch einen Architekten betrauen könne, gehe es eben auch um baurechtliche Aspekte, für deren Beurteilung man eben entsprechendes Fachwissen und eine spezielle Ausbildung benötige.

Das Leben im Raum München ist teuer, das Gehalt bayernweit jedoch gleichhoch

Gründe für die derzeit schwierige Personalsuche gebe es mehrere, sagt Ockel, einer davon seien sicher die hohen Lebenshaltungskosten im Großraum München. Schließlich sei das Gehalt im öffentlichen Dienst in ganz Bayern nahezu gleich. Zwar gibt es in Stadtnähe, auch in Kirchseeon, eine Ballungsraumzulage, diese belaufe sich aber auf knapp 100 Euro, "das ist lächerlich wenig". Wer dagegen jung und ungebunden ist und einen Posten in der Provinz annimmt, hat deutlich mehr verfügbares Einkommen: "Da bin ich im öffentlichen Dienst der Kini", sagt Ockel.

Mehr noch als das teure Leben in der Region sieht Ockel aber die derzeitige Wirtschaftslage als Ursache für die zähe Personalsuche der Kommunen. Aufgrund der guten Konjunktur nähmen viele einen Job in der freien Wirtschaft an, wo die Gehälter oft deutlich besser seien: "Der Rock des Beamten wärmt, aber er ist nicht lang."

Eine Möglichkeit, dem Mitarbeitermangel zu begegnen, sieht Ockel in mehr Ausbildungsplätzen. So habe man in Kirchseeon früher jedes zweite Jahr einen neuen Lehrling eingestellt, inzwischen wird im Rathaus jedes Jahr ein Ausbildungsplatz vergeben. Dabei versuche man "zu planen, was planbar ist", also etwa, einen Nachfolger auszubilden, wenn die Pensionierung eines Mitarbeiters bevorsteht. "Aber nicht alles ist planbar", überraschende Jobwechsel gebe es eben immer, und darauf zu reagieren werde in absehbarer Zeit sicher nicht leichter, ist Ockel überzeugt: "Für den Landkreis ist und bleibt die Mitarbeitersuche in der Verwaltung schwierig."

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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