Im braunen Lodenjanker betritt der drahtige Kabarettist die Bühne. Seine Locken hat er unter einem Hut versteckt. Würde Maxi Schafroth in seinem Programm nicht überwiegend in allgäuerischem Dialekt sprechen, würde ihn spätestens seine Optik als Bayer outen. Das ist natürlich Absicht. Denn wenn Horst Seehofer den Abend schon nicht eröffnen kann, weil der gerade "in seinem Keller sitzt, um mit einer Modelleisenbahn über einen kleinen Gummi-Söder zu fahren", muss er sein Programm "Faszination Bayern" dann wohl doch selbst eröffnen.
Zusammen mit seinem "Rinder-Rhythmus-Gitarristen" Markus Schalk, der nicht, wie oft behauptet wird, sein Bruder ist - obwohl Maxi Schafroth zu bedenken gibt, dass sich das nicht mit Sicherheit ausschließen lässt, wenn man aus einem 78 Seelen-Dorf im Allgäu kommt - begeisterte er am vergangenen Mittwoch das voll besetzte "Alte Kino" in Ebersberg.
Sein Programm eröffnet er mit Erzählungen von seiner "rückständigen" Heimat und erklärt, dass der Lech den Freistaat in Arm und Reich teilt, während Markus Schalk mit Gitarrensounds eine Szene entstehen lässt, die klanglich an einen alten Western erinnert: "Jenseits des Lechs konnten wir das gelobte Land sehen, wo die Starnberger-Gesichtschirurgen-Kinder mit perfekt gespannten Gesichtern in den Fluss sprangen und mit ihren Schwimmnudeln spielten", berichtet er aus seiner eigenen Kindheit und fügt hinzu, dass sein Vater ihm anstelle der hippen Schwimmhilfe lediglich Dichtungsschaum aus dem Fensterrahmen geschnitten habe. "Während ihr in da Schui Altgriechisch g'lernt habt, hob i Katzen am Schwanz rumgewirbelt", ruft er dem Ebersberger Publikum noch zu.
Auch der Auftritt "der quirligen Buben", wie er die drei Männer bezeichnet, von denen keiner unter 1,90 Meter sein dürfte, sorgt für Erheiterung. Denn ohne die Miene zu verziehen, gelingt es den drei streng schauenden Sängern, die Schafroth als "Chor der Jungen Union Miesbach" vorstellt, lustige A cappella Gstanzl zu singen, während der bayerische Kabarettist mit seinen Gesichtszügen und Bewegungen das Publikum belustigt. "Er isch mia da Liabschte", sagt Schafroth, während er einen der Männer ansieht wie ein Opa, der sich vor lauter Stolz über seinen Enkel das Grinsen nicht verkneifen kann. Ein Running-Gag, der sich durch den Abend zieht und jedes mal Gelächter bei den Zuschauern auslöst, wenn er den Sänger lächelnd ansieht und freundlich die Schulter drückt.
Ein weiteres Highlight stellen Geschichten dar, die er noch als Schüler der Klasse 2c geschrieben hat. Aus den Augen eines Kindes wundert er sich darüber, dass Touristen, die aus der Stadt kommen, mit Skistöcken im Sommer durch das Allgäu laufen und nur Eier von ihrem Hof kauften, wenn diese dreckig waren und damit als "bio" verkauft werden konnten. "Seitdem hatten wir einen Bio-Hof", erklärt er.
Besonders die Vielseitigkeit des Kabarettisten und seines Programms wurde von den Zuschauern gelobt: "Ich hab ihn schon vor einigen Jahren gesehen. Da hat er sich noch auf seinen Allgäuer Akzent beschränkt. Heute imitiert er Schweizer, spricht mit Frauenstimmen und hat einfach ein deutlich größeres Repertoire", sagt einer der Gäste nach dem Auftritt.
Diese Vielseitigkeit will Maxi Schafroth in den kommenden Jahren weiter ausbauen. Denn wenn man ihn fragt, was nach "Faszination Allgäu" - seinem ersten Programm - und "Faszination Bayern" als nächstes kommen werde, antwortet er schlagfertig: "Ich lasse eine Instanz aus. Das nächste Programm wird 'Faszination Europa' und wird noch deutlich mehr Sprachen enthalten", verrät der 32-Jährige schmunzelnd.
Der Auftritt von Maximilian Schafroth im Alten Kino Ebersberg wurde vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet und wird am 1. Juni ausgestrahlt.