Ebersberg:Immer mehr wollen Chef sein

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Landrat Robert Niedergesäß, IHK-Kreisvorsitzender Georg Reischl und Petra Kremer stellen das Programm des Existenzgründermesse vor. (Foto: Christian Endt)

Die Messe "Existenz" im Landratsamt will Jungunternehmern dabei helfen, sich selbstständig zu machen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der eigene Chef sein, das ist für viele Landkreisbürger nach wie vor ein erstrebenswertes Ziel. Auch wenn die Zahl der Firmengründungen zwischen Anzing und Aßling in den vergangenen Jahren etwas zurückgegangen ist, bleibt sie doch auf hohem Niveau: Mehr als 1000 Ebersberger machen sich pro Jahr selbständig. Allen, die ebenfalls gerne eine eigene Firma hätten, aber vielleicht nicht wissen, wie man dazu kommt, könnte die Messe "Existenz" im Landratsamt helfen. Diese findet inzwischen zum fünften Mal statt und will Unternehmern in spe bei der Firmengründung helfen.

Dass die Messe im Landratsamt veranstaltet wird, soll zeigen, wie wichtig dem Landkreis Ebersberg seine Firmengründer sind. Denn, so Landrat Robert Niedergesäß, dass Ebersberg wirtschaftlich so gut dasteht - bei der Wirtschaftskraft immerhin deutschlandweit auf Platz 10 von 400 Landkreisen, bei der Beschäftigung sogar auf Platz vier -, liege nicht zuletzt an den zahlreichen hier ansässigen Betrieben. Mehr als 12 000 gibt es im Landkreis, und viele von ihnen seien Existenzgründer, sagt Niedergesäß.

Und es werden immer mehr. Laut dem IHK- Kreisvorsitzenden Georg Reischl gab es im vergangenen Jahr im Landkreis insgesamt 1167 Firmenneugründungen. Allerdings geht die Zahl seit einigen Jahren etwas zurück, 2011 entschieden sich noch 1360 Ebersberger dafür, ihr eigenes Unternehmen aufzumachen. Reischl erklärt diesen Rückgang mit der verbesserten wirtschaftlichen Lage: "Potenzielle Gründer ziehen die Vorteile einer gut dotierten Anstellung dem Sprung ins kalte Wasser der Selbständigkeit vor." Dies sei nicht überraschend, grundsätzlich entschließen sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mehr Leute für die Gründung einer eigenen Firma.

Doch es gebe auch eine gute Nachricht. Denn wer sich nicht "aus der Not heraus oder aus Mangel an Alternativen auf dem Arbeitsmarkt" für sein eigenes Unternehmen entscheide, habe die Firmengründung meist besser überdacht: "Erfreulicherweise steigt der Anteil der motivierten Gründer mit aussichtsreichen Ideen."

Die gibt es offenbar auch bei den Handwerkern, hier ist das Interesse am eigenen Betrieb laut Kreishandwerksmeister Johann Schwaiger ungebrochen. Derzeit gebe es im Landkreis rund 2300 Handwerksbetriebe, jedes Jahr kämen zwischen 50 und 70 neue hinzu. Auch auf den Arbeitsmarkt mache sich das sehr positiv bemerkbar, im April überschritt die Zahl der in den Handwerksbetrieben Beschäftigten erstmals die Marke von 10 000.

Neben Handwerksbetrieben werden in Ebersberg derzeit besonders gerne Firmen aus dem Bereich Erziehung und Unterricht gegründet, sagt Monika von Braitenberg von der IHK München. Ebenfalls einen deutlichen Zuwachs gab es im vergangenen Jahr im Bereich Gastronomie. Weniger Neugründungen als in den Vorjahren gab es 2014 dagegen im Grundstücks- und Wohnungswesen, also etwa Maklerbüros, aber auch Immobilienverwaltungen.

Wer eine neue Firma gründet, ist in der Regel damit erfolgreich. Rund 70 Prozent aller neuen Handwerksbetriebe bestehen auch nach zehn Jahren noch, sagt Schwaiger, bei Unternehmen, die Fördermittel bekommen hatten, waren es laut Braitenberg sogar bis zu 90 Prozent. Dies zeigt sich auch an der Zahl der Betriebsübergaben. Laut Reischl gingen im vergangenen Jahr 165 Firmen an neue Eigentümer wie etwa an den Nachwuchs über, 2013 waren es noch rund 120 gewesen.

Damit auch künftige Existenzgründer so erfolgreich sind, gibt es nun die Messe im Landratsamt. Diese biete neuen Unternehmern die Chance, aus den Erfahrungen anderer zu lernen, sagt Niedergesäß - "damit sie bei den ersten Gehversuchen keine Gehfehler machen".

Die "Existenz 2015" beginnt am Freitag, 8. Mai, um 14 Uhr im Herrmann-Beham-Saal des Landratsamtes. Nach Grußworten von Landrat Robert Niedergesäß, IHK-Kreisvorsitzendem Georg Reischl und Kreishandwerksmeister Johann Schwaiger klärt um 14.15 Uhr Harald Hof von der IHK München über Gründungsformalitäten auf. Um 15 Uhr informiert Wirtschaftsprüfer Andreas Huber darüber, was Existenzgründer bei der Steuer beachten müssen. "Bin ich eine Unternehmerpersönlichkeit?", fragt dann um 16 Uhr Karl-Heinz Schmidt-Roepke von den aktiven Wirtschaftssenioren. Um 16.45 Uhr erklärt Unternehmensberater Emil Hofmann, wie man Kunden finden und begeistern kann. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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