Ebersberg:Im Dienste des Klimaschutzes

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Zum siebten Mal wurde nun der Energiepreis des Landkreises verliehen. Einige der Preisträger nutzten die Veranstaltung auch zur Kritik an der schleppenden Umsetzung der Energiewende

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Der Beamer projiziert eine große Sonnenblume hinter das Rednerpult im Hermann-Beham-Saal des Landratsamtes. Neben der Blume sind die riesigen Rotorblätter einer Windkraftanlage zu sehen. Die Botschaft ist klar: Energiewende? Das schaffen wir! Am Mittwoch wurde im Landratsamt der Energiepreis 2015 verliehen. Zehn Bewerber hatten ihre Projekte in den Wochen zuvor bei der Jury eingereicht. Bewerben konnte sich jeder, egal ob öffentliche Einrichtungen, Unternehmen, Privatpersonen oder Kommunen.

Und die Jury, der unter anderem der Klimaschutzmanager des Landkreises, Hans Gröbmayr, angehört, hat es sich bei der Bewertung nicht leicht getan, auch deshalb gibt es gleich zwei erste Plätze. Zu den beiden ersten gehören Alexandra Singer und Sven Zschörnig, die beiden haben in Aßling ein Einfamilienhaus gebaut, das dem Passivhaus-Standard entspricht. Passivhäuser sind Gebäude, die ohne klassische Heizung auskommen. Auch der Anbau der Ebersberger Realschule erfüllt dieses Kriterium, weshalb auch die Schule den ersten Preis verliehen bekommt.

Je mehr Preisträger nach vorne kommen, desto lichter werden die Stuhlreihen, neben dem Rednerpult drängeln sich die vielen Preisträger. Landrat Robert Niedergesäß verteilt Urkunden, schüttelt Hände und mittendrin versuchen die Fotografen, brauchbares Fotomaterial zu knipsen. Die Veranstaltung zeigt einmal mehr, dass die Energiewende vor allem auf regionaler Ebene umgesetzt werde, "global denken, lokal handeln" formuliert das Landrat Niedergesäß.

Dieses Motto versucht auch der Arbeitskreis Energie Oberpframmern seit einigen Monaten in die Tat umzusetzen. Stellvertretend für den Arbeitskreis nimmt Georg Kast, Sprecher und Aushängeschild des Arbeitskreises, den dritten Preis entgegen. "An die Schecks gewöhnen wir uns gerne", sagt Kast und lacht, die Preise sind auch mit Geld dotiert. 1250 Euro stehen den beiden ersten Preisträgern zu. Der Arbeitskreis Energie Oberpframmern bekommt 500 Euro Preisgeld, mit 250 Euro ist der Ehrenpreis dotiert, den an diesem Abend die Stadt Ebersberg bekommt.

Mit dem Ehrenpreis wird das Projekt Sonnendächer Ebersberg ausgezeichnet, das zwei neunte Klassen der Mittelschule Ebersberg in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Ebersberg und einer Ebersberger Sanitär- und Solarfirma im Dezember 2014 startete. Das Projekt sollte die Nutzung von Solarenergie im Landkreis verbessern. Stellvertretend für das Projekt steht an diesem Mittwochabend Christian Siebel, der neue Klimaschutzmanager der Stadt, am Mikrofon. Es ist einer der ersten öffentlichen Auftritte von Siebel, der, nicht ganz ohne Lampenfieber, erklärt, dass er sich etwas fehl am Platz fühle. Schließlich sei er, Siebel, noch nicht lange im Amt und habe am ausgezeichneten Projekt nicht wirklich mitgearbeitet. Das Preisgeld bekämen die beiden Schulkassen, erklärt Siebel und lobt ausdrücklich das Engagement der Schüler. Sie seien Multiplikatoren, auch das ein Grund, warum das Projekt vom Landkreis mit einer Ehrung bedacht wird.

Neben allen Lobreden und Durchhalteparolen von Landrat Niedergesäß, wird an diesem Abend aber auch Kritik an der Politik laut. Am deutlichsten formuliert sie Georg Kast, stellvertretend für den Arbeitskreis Energie Oberpframmern: "Die Rahmenbedingungen sind schlecht", sagt Kast mit Blick auf die Umsetzung der Energiewende, er kreidet auch die "Lobbypolitik" der Bundesregierung an.

Einige der Redner kommen an diesem Abend auf die UN-Klimakonferenz zu sprechen, die in Paris noch bis zum 11. Dezember tagen wird. Man dürfe sich angesichts der großen Weltpolitik nicht einschüchtern lassen, so lässt sich der Appell der Redner zusammenfassen. "Es war der wärmste November seit Beginn der Wetteraufzeichnungen", erklärt Niedergesäß mit Blick auf den verhältnismäßig milden vergangenen Monat. "Es steht schlecht um das Weltklima." Was aber nicht entmutigend gemeint ist, im Gegenteil: Auch wenn der Einfluss von regionalen Akteuren überschaubar sei, "irgendwo muss man anfangen", betont Landrat Niedergesäß. Angefangen hat man hier schon vor einiger Zeit: Bis 2030 will der Landkreis frei von fossilen Energieträgern sein. Mit den ausgezeichneten Projekten ist man diesem Ziel einen Schritt näher gekommen.

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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