Ebersberg:Größer, breiter, umstrittener

Lesezeit: 3 min

Laut Bundesverkehrswegeplan soll die B 15 zwischen Landshut und Rosenheim teilweise vierspurig ausgebaut werden. Von dieser Änderung könnte auch der Landkreis Ebersberg betroffen sein

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Zwei Autobahnen gibt es an der westlichen Landkreisgrenze - bald könnte etwas Ähnliches auch im Osten verlaufen. Beim Ausbau der B 15 ist laut SPD-Bundestagsabgeordnetem Ewald Schurer eine vierspurige, autobahnähnliche Straße vorgesehen. Wo diese Trasse genau verlaufen wird, ist noch völlig unklar: Im Norden schieben sich die Landkreise Mühldorf und Erding den Schwarzen Peter zu, im Süden lag die geplante Straße mal auf Ebersberger und mal auf Rosenheimer Gebiet.

Der aktuelle Bundesverkehrswegeplan enthält laut Schurer einen "kleinen, aber gewaltigen Unterschied" zur vorausgegangenen Fassung der B 15. Eigentlich ist es nur eine Zahl: statt 2/3 steht dort jetzt 2/4. Ersteres, erläutert Schurer, bezeichnet eine zweispurige Straße mit wechselnder Überholspur. Letzteres steht hingegen für eine komplett vierspurige Straße, "autobahnähnlich" nennt sie Schurer. Eine solche sieht er durchaus kritisch. Man könne die Nöte der Straßen- und Verkehrsplaner zwar verstehen, immer neue Ausweichrouten für überlastete Straßen finden zu müssen. Aber "irgendwann sind wir an der Grenze unserer Möglichkeiten", was den Verbrauch von Flächen angehe.

Für Ewald Schurer scheint ein Bypass zwischen A92 und A8 wahrscheinlich

Ob die autobahnartige B 15 aber durch den Landkreis Ebersberg, oder auch nur daran vorbei laufen würde, ist derzeit unklar. Denn, wie der CSU-Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz erklärt, gebe es zwar die von Schurer angesprochene Änderung des Verkehrswegeplanes - aber diese betreffe lediglich den Abschnitt zwischen Landshut und Haag. Tatsächlich sei der vierspurige Ausbau in den überarbeiteten Plänen nur 55 Kilometer lang, bestätigt Schurer, hält an seiner Kritik aber dennoch fest. Denn erstens sei er schließlich auch Abgeordneter des Landkreises Erding, den die vierspurige Trasse auf dem Weg nach Haag durchaus durchschneiden könnte. Außerdem ist es laut Schurer längst nicht ausgemacht, dass die B 15 südlich von Haag weniger groß gebaut wird als im Norden. Für ihn ist die aktuelle Änderung lediglich der erste Schritt: "Man hält sich die Option offen, von Landshut bis nach Rosenheim an die A 8 eine Überleitung zu bauen", ist Schurer überzeugt.

Eine Überleitung, die möglicherweise auch durch den Landkreis Ebersberg führen könnte, befürchtet der SPD-Abgeordnete. Denn für einen Bypass zwischen A 92 bei Landshut und A 8 bei Rosenheim werde aus Effizienzgründen sicher eine Streckenführung "ohne zu viele Mäander" gesucht - also eine möglichst gerade Linie von Nord nach Süd. "Es ist denkbar, dass im Zuge einer Optimierung der Linienführung auch der Landkreis Ebersberg tangiert werden könnte." Für Lenz ergibt sich jedoch genau das Gegenteil aus einem Beschluss des Ministerrates der Bayerischen Staatsregierung. Demnach solle "südlich der B 12 bei Haag die Fortführung auf der Bestandstrasse inklusive der Ortsumgehung Rosenheim bis zum Anschluss an die A 8 erfolgen". Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt habe erklärt, "dass südlich von Haag/B 12 der Bestand ertüchtigt werde", so Lenz.

Für Andreas Lenz ist eine B15 durch den Landkreis Ebersberg nicht sinnvoll

Auch Max Meier, Grünen-Gemeinderat in Emmering und entschiedener Gegner einer B 15 durch den Landkreis, sieht die neue Entwicklung gelassen. "Ich bin ja immer vorsichtig, aber ich glaube, dass es den Landkreis nicht mehr treffen wird." Zum einen gebe es den auch von Lenz zitierten Beschluss der Minister. Für wichtiger jedoch hält Meier planerische Argumente. So gebe es entlang der bestehenden B 15 bereits Planungen für Gewerbegebiete, die auf die Straße angewiesen seien. Auch Lenz betont, dass eine komplett andere Trassenführung der B 15 verkehrsplanerisch keinen Sinn ergebe. So sei etwa die derzeit im Bau befindliche Westtangente in Rosenheim "auf Grundlage der Bestandstrasse" der B 15 angelegt. Laut Plan wird die Verbindung zur A 8 etwa auf Höhe Pfaffenhofen am Inn in die B 15 münden.

Zumindest eines ist sicher: Bis über den Verlauf der B 15 Klarheit herrscht, dürften noch einige Jahre vergehen. Schurer schätzt, dass die Planungen frühestens beginnen, "wenn die Strecke Regensburg-Landshut fertig ist", vermutlich in etwa fünf Jahren. Mindestens genauso lang dürfte die Planung dauern. Vielleicht aber auch länger, denn um den Streckenverlauf bis Haag dürfte es noch einige Kontroversen geben. In den Landkreisen Erding und Mühldorf - immerhin jeweils die Heimat eines Mitglieds der Staatsregierung, Umweltministerin Ulrike Scharf und Staatskanzleichef Marcel Huber - gab es bisher nicht gerade große Begeisterung über den Aus- oder Neubau der B 15.

© SZ vom 09.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: