Ebersberg:Grenzenlos zufrieden

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Foto: Peter Hinz-Rosin (Foto: N/A)

Handel und Handwerk im Landkreis sehen die Entwicklung des Exportgeschäftes trotz Schwankungen positiv

Von Jessica Morof, Ebersberg

Exportgeschäfte zählen laut Handel, Handwerk und Politik zu den wichtigsten Wachstumstreibern bayerischer Unternehmen. "Der Export ist das Rückgrat der bayerischen Wirtschaft", so Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). Auch im Landkreis Ebersberg spielt das Auslandsgeschäft ein große Rolle: Umsätze wie Arbeitsplätze hängen von den länderübergreifenden Geschäften der Unternehmen ab. Deutschlandweit sinkt die Exportquote laut Statistischem Bundesamt zwar ab; doch Handwerk und Industrie im Landkreis sind weiterhin zufrieden mit dem Auslandsgeschäft.

Laut "Bayern Handwerk International", einem Unternehmen der bayerischen Handwerkskammern, beträgt die Exportquote über alle Handwerksgewerke hinweg in ganz Bayern etwa acht Prozent. Führend seien, neben Maschinen-, Werkzeug- und Formenbau, das Bau- und Ausbaugewerbe. "Die Situation im Handwerk ist gut", betont Andreas Gfall, Geschäftsführer von Bayern Handwerk International. Gerade beim Grünen Bauen, im Sondermaschinenbau und beim Thema Energieeffizienz sei das bayerische Handwerk sehr gut aufgestellt. "Ein Symbol dafür, wie das Handwerk international tätig ist, ist Bergmeister Leuchten in Eschenloh", sagt Gfall. Der Betrieb bei Tegernau fertigt Straßenleuchten und vertreibt sie weltweit. "Das ist 100 Prozent Handwerk und steht für Qualität."

Zu den Hauptabnahmeländern für Handwerksexporte zählen seit Jahren vor allem Österreich und die Schweiz, gefolgt von anderen EU-Ländern. Nur etwa 20 bis 25 Prozent gehen in fernere Märkte wie die USA oder China. Auslandsgeschäfte im Handwerk beziehen sich insbesondere auf Dienstleistungsexport - etwa Schreinertätigkeiten im Innenausbau, spezielle Anfertigungen von Fassaden und Dächern oder das Bauen von Orgeln. "Im Langzeitvergleich ist die Exportrate gestiegen", erklärt Barbara Peinel, Leiterin der Abteilung Außenwirtschaft der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Momentan, so ihre Einschätzung, sei der prozentuale Anteil am Auslandsgeschäft zwar etwas niedriger - was allerdings vermutlich an der sehr guten Binnenkonjunktur liege. Peinels Einschätzung der Situation fällt daher positiv aus: "Das Handwerk hat insgesamt mehr Geschäft; nur sind die Auswirkungen im Inland einfach größer." Eigene Statistiken für den Landkreis Ebersberg führt die Handwerkskammer aber nicht.

Diese Landkreis-Daten gibt es bei der Industrie und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern. Demnach sind 2015 die Absätze durch Auslandsgeschäfte des verarbeitenden Gewerbes, des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden in Ebersberg im Vergleich zum Vorjahr etwas gesunken. In diesen Wirtschaftsbereich fallen unter anderem die Herstellung von Textilien, Nahrungsmitteln, pharmazeutischen Produkten oder auch der Maschinen- und Fahrzeugbau - also Produkte, die gut ins Ausland exportiert werden können.

Der Gesamtumsatz in diesem Bereich betrug im Landkreis Ebersberg im Jahr 2015 insgesamt 1 029 216 Euro; durch Auslandsgeschäfte erwirtschafteten die Unternehmen davon 493 481, was 47,9 Prozent entspricht. Im Jahr zuvor lag der Wert noch bei 50,1 Prozent. Damit widersetzt sich der Landkreis der aktuellen Entwicklung in Oberbayern und dem Freistaat, denn hier sind die Umsätze durch Auslandsgeschäfte ein wenig gestiegen: in Bayern von 51,2 Prozent in 2014 auf 52,3 Prozent im Jahr darauf; in Oberbayern von 56,6 Prozent auf 57,9 Prozent im Jahr 2015.

Trotzdem spricht auch die IHK von einer generell positiven Entwicklung. "Laut unserer Konjunkturumfrage sind die Aussichten gut", sagt Katharina Toparkus, stellvertretende Pressesprecherin der IHK für München und Oberbayern. Generell sei das Exportgeschäft sehr schwankungsanfällig; je nachdem, wo die Hauptmärkte der Unternehmen liegen. In den vergangenen zwei Jahren sei der Markt in Russland wegen einer Wirtschaftskrise und des Verfalls der Ölpreise eingebrochen, und auch der Export nach China sei etwas gesunken. Dafür habe aber die Nachfrage der USA und aus dem Vereinigten Königreich angezogen. "Deshalb ist es ja gut, wenn sich die Unternehmen internationalisieren", erklärt Toparkus. "Damit sie nicht nur von einem Markt abhängig sind."

So bewertet also auch die Industrie im Landkreis die Auslandsnachfrage sehr positiv. Immerhin liegt Ebersberg laut der Zahlen der IHK auch in der Spitzengruppe Oberbayerns. Denn betrachtet man die Landkreise im Regierungsbezirk ohne kreisfreie Städte, macht Ebersberg immerhin den fünften Platz hinter den Landkreisen München (67,0), Weilheim-Schongau (56,7) und Traunstein (51,2) sowie hinter der Stadt München (66,6).

Allerdings ist es gerade für kleinere Betriebe schwieriger, ins Auslandsgeschäft einzusteigen. Das ist auch der Staatsministerin bewusst: "Daher möchte ich mit dem Exportpreis Bayern gerade kleine Unternehmen auszeichnen", so Ilse Aigner Bezug nehmend auf den Exportpreis Bayern. Für die Auszeichnung der Handels- und Handwerkskammern können sich kleine Unternehmen bewerben, die erfolgreich neue Märkte im Ausland erschlossen haben. "Mein Wunsch ist, dass andere Unternehmen unseren Preisträgern nachfolgen und ihrerseits die Chancen im Ausland erfolgreich suchen", so Aigner weiter. Für den Preis können sich Betriebe noch bis Ende Juli unter www.exportpreis-bayern.de bewerben.

© SZ vom 27.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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