Ebersberg:Geniale Twists für offene Ohren

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Jazz meets Händel: Das Percussion-Ensemble der Musikschule mischt in der Improvisation diverse Stile. (Foto: Christian Endt)

Musikschüler improvisieren in Ebersberg über Alte Musik

Von Viviane Rückner, Ebersberg

"Don't play what's there. Play what's not there." Mit diesem Zitat von Miles Davis, dem berühmten Jazz-Trompeter, lässt sich ein unvergesslicher Abend in der Musikschule in Ebersberg beschreiben. Hans Wolf und Sebastian Hausl zeigten am Freitagabend mit ihren Schülern, was Improvisationsmusik bedeutet: kreative, spannende, auf der Bühne entstehende und daher unvorhersehbare Musik.

Unter dem Motto "Impro! Von alter Musik beflügelt" standen ein Percussion-Ensemble und Pianisten auf der Bühne - das Ergebnis war ein einzigartiges Zusammenspiel von Rhythmus und Melodie. Die Kinder und Jugendlichen zeigten dabei stolz ihr Können und ihre Kreativität. Mischten barocke Melodien mit Jazz, verbanden "La folia" mit "Für Elise" und präsentierten allerhand unerwartete Wechsel der Genres, geniale Twists mit bekannten Stücken. So bot das Konzert eine Reise durch die Musikgeschichte, Grenzen waren dabei keine gesetzt. Das Ensemble orientierte sich dabei an seinem Dirigenten Anthony Sabo, der durch eigens ausgedachte Handbewegungen spontane Anweisungen gab. Um den Zuschauern zu beweisen, dass tatsächlich alles improvisiert war, durften diese bei einem Stück sogar die Instrumente beliebig an die Musiker verteilen - ein einmaliges Interagieren.

Vor etwa sechs Monaten begannen die Schüler bereits, für das Konzert Ideen zu sammeln und aufzuschreiben, in den vergangenen Wochen gab es dann immer mehr gemeinsame Proben. Initiiert und organisiert hatte das Projekt Klavierlehrer Hans Wolf. Er sieht in der bloßen Reproduktion von Musik ein Gefängnis, und versucht daher, seinen Schülern auch die Kunst der Improvisation und Kreativität näherzubringen. Gerade zu Zeiten von Beethoven und Mozart - deren Stücke heute ja ständig nachgespielt würden - sei es modern gewesen zu improvisieren und sich auszuprobieren, sagt Wolf. Doch heute finde man Improvisation leider fast nur noch im Jazz. Er aber wolle im Sinne der alten Epochen handeln. "Auch die Schüler toben sich da gerne aus." Außerdem habe die Verbindung von Percussion und Klavier nun letzteres plötzlich zu einem "sozialen Instrument" gemacht, so Wolf, denn eigentlich seien Klavierspieler ja oft Einzelgänger.

Das Percussion-Ensemble bilden sieben Jungs, zwischen 16 und 22 Jahren alt, schon seit vier Jahren spielen sie unter der Leitung von Hausl zusammen. Sie alle haben mit Schlagzeug angefangen, beherrschen inzwischen aber auch andere Instrumente wie Vibrafon oder Bongo, um das Ensemble zu vervollständigen. Vor knapp zwei Jahren begannen sie dann auch mit Improvisation. Es sei natürlich schwierig, bei den vielen Noten auch noch aus sich herauszugehen, aber der Mut und das Zusammenspiel seien bei einer Improvisation eben das Wichtigste, so Hausl.

Am Freitag hörte das Publikum also ein Konzert, das es so nie wieder geben wird, denn die Stücke waren wahrhaft einzigartig. Doch darf man sich hoffentlich auf weitere derart aufregende Projekte in der Musikschule freuen.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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