Ebersberg:Erfolgreicher Geselle

Lesezeit: 2 min

Valentin Larasser wird zum Innungssieger gekürt

Von Sara Kreuter, Ebersberg

Es muss merkwürdig sein, wenn der Vater gleichzeitig der eigene Boss ist. Und der Großvater samt Großonkel die Firma gegründet haben, in der man arbeitet. Valentin Larasser kennt das. Er hat seine Ausbildung zum Gesellen in der Kunstschmiede Bergmeister in Ebersberg absolviert - im Familienbetrieb.

1954, vor mehr als 60 Jahren, gründeten zwei Brüder, Larassers Großonkel und Vater, die Kunstschmiede. Gemeinsam mit seinem Bruder, der im September seine Ausbildung anfangen wird, bildet Valentin Larasser die dritte Generation, die in das Familienunternehmen mit einsteigt. "So eng aufeinander zu arbeiten geht natürlich nie ganz ohne Konflikte ab", berichtet der 22-Jährige. Kommunikation sei der Schlüssel zu einem produktiven und angenehmen Arbeitsklima - "dann klappt's". Insgesamt wird Larasser seine Ausbildung daher wohl positiv in Erinnerung bleiben, als eine Zeit, in der er sowohl handwerklich als auch sozial im Umgang mit Kollegen viel gelernt hat.

Seinen Einstieg als Kunstschmied fand Larasser über einen Umweg als Zahntechniker. Die Ausbildung hierfür brach er nach einem Jahr ab, weil es ihm im heimatlichen Betrieb schlichtweg besser gefiel. Doch kann er von den Erfahrungen seiner ersten Ausbildung profitieren, schließlich lernte er als angehender Zahntechniker vor allem, präzise zu arbeiten. Diese Fingerfertigkeit kommt ihm beim Schmieden, Feilen und räumlichen Denken im Betrieb zu Gute.

Für sein Gesellenstück, einen klappbaren Stuhl aus Metall, wurde Larasser zum Innungssieger bei den Metallbauern in der Fachrichtung Gestaltung gekürt. "Die Herausforderung lag darin, Mechanik und Gestaltung miteinander zu verknüpfen", erinnert sich der Geselle; für ihn keine große Schwierigkeit. Larasser tritt mit seinem Erfolg in die Fußstapfen seines Vorgängers Korbinian Angermeier, einem Auszubildenden, der es mit seinem Gesellenstück im letzten Jahr bis zum zweiten Bundessieger brachte. Larasser ist nun gespannt, ob auch sein kunstvoll angefertigter Klappstuhl Chancen auf den Kammer-, Landes - oder Bundessieg hat. Ob er sich Chancen ausrechnet? "Ich glaube, da gehört immer auch eine gehörige Portion Glück dazu", erklärt der 22-Jährige entspannt.

Momentan befindet sich der frisch freigesprochene Geselle "auf Walz" in Kanada. Dort will er zunächst ein wenig reisen und sich von den Herausforderungen der Ausbildung erholen. Anschließend würde er gerne auch im Ausland als Schmied beruflich arbeiten. Dabei ist er besonders gespannt auf die Unterschiede in der Ausübung seines Handwerks. Schließlich hätten sich die Schmiedetechniken in Deutschland seit der Firmengründung kaum verändert, erklärt der Geselle. In Kanada hingegen stelle ihn schon das imperiale (angloamerikanische) Maßsystem vor ungeahnte Schwierigkeiten.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland am Ende des Jahres wird Valentin Larasser voraussichtlich wieder in den väterlichen Betrieb einsteigen und den Meistertitel anstreben. Sicher ist er nicht, aber irgendwie kommt er von der Schmiederei nicht los. Kein Wunder - die liegt ihm schließlich im Blut.

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: