Ebersberg:Einiges erreicht, noch viel zu tun

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Fachleute auf dem Podium: Sophie Krug von Nida, Margit Wild, Doris Rauscher, Christine Schönemann-Sewetlik und Tanja Hafner. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Eine Veranstaltung der SPD widmet sich der Gleichberechtigung in Familie und Beruf. Für das Thema "Lebensentwürfe junger Frauen und Männer" interessiert sich aber vor allem die ältere Generation

Von Viviane Rückner, Ebersberg

"Wir sollten wieder zur sozialen Marktwirtschaft zurückkehren und mehr darauf achten, was in welchen Ländern gut läuft und uns daran orientieren. Aber vor allem müssen wir weg von unserer Ellenbogengesellschaft!" Dies forderte Christine Schönemann-Swetlik, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenpolitik Bayern, und erntete dafür Applaus vom Publikum. Sie war am Montagabend eine der fünf Referentinnen bei einer Talkrunde zum Thema "Wünsche und Lebensvorstellungen junger Frauen und Männer". Eingeladen hatte dazu die Ebersberger SPD-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher.

Letztlich durfte über die Lebensentwürfe der jungen Menschen eher spekuliert werden, da das überschaubare Publikum im Ebersberger Artesano mehr die ältere Generation repräsentierte. Diejenigen, um die es ging, waren hingegen kaum vertreten. "Der Feminismus ist wahnsinnig kompliziert geworden", so Schönemann-Swetlik. Dabei gäbe es noch viel in der Hinsicht zu tun, wie auch in der Talkrunde deutlich wurde. Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen beträgt, bei gleicher Beschäftigung und Arbeitszeit, immer noch 21 Prozent, was einen durchschnittlichen Stundenlohnunterschied von fünf Euro bedeute, erklärte Doris Rauscher, sozial- und familienpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. Aus dem Impulsbeitrag von Sophie Krug von Nidda zu der Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung "Lebensentwürfe junger Männer und Frauen in Bayern" ging außerdem hervor, dass es noch deutlich mehr Aufwand benötigt, jungen Menschen die Verbindung von Beruf und Familie zu ermöglichen. Obwohl große Meilensteine erreicht worden seien, wie etwa das Frauenwahlrecht, das 1918 eingeführt wurde, gebe es noch viel zu tun. Um endlich mehr Gleichberechtigung zu schaffen, forderten auch die Teilnehmer der Runde mehr Engagement von politischer und unternehmerischer Seite, aber auch von den Frauen und Männern selbst. "Ohne Gleichstellung im familiären Bereich kann auch keine Gleichstellung im beruflichen Bereich geschaffen werden, da den Frauen beruflich sonst die Zeit fehlt", erklärte Margit Wild, Regensburger SPD-Landtagsabgeordnete und Mitglied im Ausschuss für Bildung und Kultur.

Der Berufseinstieg und die Familiengründung rückten immer enger zusammen, sagte Sophie Krug von Nidda, man müsste die jungen Menschen bei der Entzerrung der Lebensphasen stärker unterstützen. Verbesserungsvorschläge dafür wären zum einen 35-Stunden-Wochen. Dies würde Männern erlauben, sich mehr am Familienleben zu beteiligen, und gleichzeitig den Müttern ermöglichen, ihre Arbeitsstundenzahl zu erhöhen. Zum anderen machte sich Wild für kostenfreie Kitaplätze, Lernmaterialien und Bildungseinheiten stark, um eine bessere Chancengleichheit zu schaffen. Außerdem sollen Lehrer Mädchen stärker dabei unterstützen, auch Physik und Mathe als Jobmöglichkeit ins Auge zu fassen. "Es steht den Mädchen dabei noch ein ganzes Berufsfeld offen", sagte Wild. Das große Ziel sei bei allen Vorschlägen, die Lohnlücke durch mehr Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen zu schließen.

Tanja Hafner vom Frauennotruf Ebersberg griff in der Gesprächsrunde ein weiteres Thema auf: Gewalt in der Familie. Sowohl den Opfern als auch den Tätern und besonders den betroffenen Kindern müsse geholfen werden, um ein Übernehmen oder Weiterführen des Verhaltens zu verhindern. Ihr zweiter Vorschlag, ein neues Schulfach namens "Wie gestalte ich Beziehungen" zu schaffen, sorgte für eine gewisse Erheiterung im Publikum. Insgesamt gelang es Rauscher, eine sehr interessante Talkrunde zu leiten, wobei ein paar provokantere Thesen und Diskussionsbeiträge der Runde nicht geschadet hätten.

© SZ vom 29.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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