Ebersberg:Schleife zeigen

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Ingrid Middendorf (rechts) und ihre Kolleginnen verteilen zum Welt-Aids-Tag im Ebersberger Einkaufszentrum Brezn in Schleifenform. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mitarbeiterinnen des Landratsamtes informieren zum Welt-Aids-Tag über die Krankheit

Von Alina Schimansky, Ebersberg

Die alte Dame läuft mit fest nach vorne gerichtetem Blick an Ingrid Middendorf und ihren Kolleginnen vorbei. Weder für die vier Mitarbeiterinnen des Ebersberger Landratsamtes noch für die Infotafel, die an diesem Dienstagvormittag im Ebersberger Einkaufszentrum E-Einz auf den Welt-Aids-Tag aufmerksam macht, hat sie eine Sekunde übrig. Ihr Desinteresse signalisiert sie mit einer abweisenden Handbewegung. Dabei gibt es bei der Aktion sogar etwas geschenkt. Ingrid Middendorfs Team verteilt Kondome, Broschüren und Brezn in Form von Aidsschleifen.

"Oberbayern zeigt Schleife" heißt die Aktion in Zusammenarbeit mit Gesundheitsämtern, Caritas-Zentren, Schulen und anderen Einrichtungen in Oberbayern. Daraus ist ein Plakat entstanden, das 22 Fotos aus 14 Landkreisen zeigt und die rote Aids-Schleife in die verschiedenen Motive einbezieht. Auch der Ebersberger Aussichtsturm ist mit der symbolischen Schleife umwickelt.

,,Wir haben Glück, das Aids mittlerweile relativ gut zu behandeln ist, wenn man es rechtzeitig diagnostiziert", erklärt Ingrid Middendorf, die eigentlich in der Schwangerenberatung tätig ist. Zusätzlich verantwortet sie auch die Aids-Aufklärung in Schulen. ,,Die Jugendlichen sind sehr interessiert an dem Thema und haben oftmals ein gutes Grundwissen" sagt Middendorf. Problematisch seien eher Details, zum Beispiel wenn es darum geht, ob ein HIV-positiver Schüler aus der Flasche eines Mitschülers trinken dürfe. Viele Schüler kämen ins Grübeln. Die Angst, sich selbst zu infizieren, sei groß. An dieser Stelle möchten Ingrid Middendorf und ihre Kolleginnen Aufklärung leisten. ,,HIV-positive Menschen sind keine anderen Menschen als wir", sagt Middendorf.

Unter einer ähnlichen Botschaft steht auch das diesjährige Motto des Welt-Aids-Tages: ,,Was würdest du tun?". Gemeint ist Middendorf zufolge damit die Frage, die sich jeder stellen sollte, wenn er erfährt, dass ein Mensch aus seinem Umfeld HIV-positiv ist. ,,Leider stoßen viele Infizierte auf Diskriminierung und Ablehnung", erklärt Ingrid Middendorf. Die Zurückweisung genauso wie die Angst davor sei heute für viele Betroffene schwerer als die gesundheitlichen Folgen. Dank moderner Medikamente hätten HIV-positive Menschen eine fast normale Lebenserwartung. Außerdem seien sie im Durchschnitt genauso leistungsfähig wie vollkommen gesunde Menschen.

,,Natürlich darf man nicht vergessen, dass Aids nicht heilbar ist," warnt Middendorf. Aufklärung, Schutz und Solidarität seien nach wie vor die wirksamsten Instrumente bei der Bekämpfung der Immunschwächeerkrankung. Die Aidsberatung sei ein erster wichtiger Schritt, welcher Klarheit verschaffen kann. Der HIV-Test ist kostenlos und anonym, in diesem Jahr ließen sich Middendorf zufolge 43 Landkreisbürger testen - alle mit negativem Befund. ,,Viele lassen sich allerdings gar nicht testen", bedauert Middendorf.

In Deutschland haben sich laut Statistik im vergangenem Jahr circa 3200 Menschen infiziert. Dabei kam es in Bayern etwa zu 620 Neuinfektionen. Am stärksten betroffen bleiben weiterhin homosexuelle Männer.

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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