Ebersberg:Der innere Klang

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Zum Jazz-Festival wird eine Fotoausstellung gezeigt

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Jazzfotografie, da denkt man an die ausdrucksstarke Mimik legendärer Musiker wie Louis Armstrong und Ella Fitzgerald, an fließende Rhythmen und blue notes, an schwarz lackierte Konzertflügel, an Saxofone, die im Scheinwerferlicht glänzen, an die Bewegungsunschärfe wirbelnder sticks. Weil Licht so elementar ist für die Arbeit mit der Kamera, habe er eines Tages, so berichtet Hermann Will, Fotograf und Chefredakteur der Zeitschrift Fine Art Printer, Frank Haschler von der Jazzinitiative Grafing gefragt, ob es bei Sessions im Keller des Kastenwirts nicht möglich sei, für mehr Licht zu sorgen. Die Fage habe große Verwunderung ausgelöst. Der Bassist Josef Ametsbichler habe sogar gemeint, dass er bei hellerer Beleuchtung seine Noten nicht mehr gut sähe. Bei der Erinnerung an dieses Gespräch muss Hermann Will lachen. Das Ende vom Lied war, dass er bei einem Münchner Hersteller professionelle Spots besorgte, zwei Scheinwerfer links und rechts, mit Kondensor, der das Licht bündelt. Alle Fotografen, die fortan im Kastenwirt auf den Auslöser drückten, haben es ihm vermutlich gedankt.

Zur Einstimmung auf das Festival von 13. bis 22. Oktober wird zwei Tage vor der Eröffnung im Studio an der Rampe über der Alten Brennerei Ebersberg eine Fotoausstellung eröffnet: Ebe-Jazz seen! Profi- und Amateurfotografen, die im Landkreis wohnen und die hiesige "Szene" von Anfang an mit Interesse und Leidenschaft begleitet haben, zeigen ihre schönsten Motive. Hermann Will aus Berganger ist einer von ihnen. Er ist gelernter Journalist, volontiert hat er beim Südkurier in Konstanz, außerdem habe er, wie er es nennt, die "University of Life" absolviert. Seine fotografischen Talente hat er jedoch schon früher entdeckt. "Als Schüler habe ich mir mal bei einem Reinhard-Mey-Konzert in Würzburg einen Presseplatz erschlichen", erzählt Will. "Das Foto, das ich dann geschossen habe, war so gut, dass es die Mainpost noch eine Woche nach dem Konzert veröffentlicht hat", berichtet er stolz.

Emotionen und Stimmungen einfangen: Das ist der Reiz, den insbesondere die Jazzfotografie ausmacht. (Foto: Jazzinitiative)

"Das Nette an der Jazzfotografie ist, dass man an die Musiker ganz nah herankommt, anders als bei kommerziellen Konzerten, bei denen man nur ein paar Minuten lang fotografieren darf und das oft aus großer Entfernung", sagt Will. Die Nähe zu den Musikern bringe es mit sich, dass man viel Zwischenmenschliches mitbekommt. Zum Beispiel wenn ein Trompeter dem anderen sein Mundstück leiht, weil dieser Probleme mit seinem Instrument hat, wenn sich bei einem Musiker nach dem Applaus die Gesichtszüge freudig entspannen und er bei der Zugabe noch einmal alles gibt. "Das sind sehr intensive Momente, die wir Fotografen da einfangen können." Bei der Ausstellung in der Alten Brennerei wird er unter anderem ein Bild von Martin Seeliger anlässlich dessen Konzert im Meta Theater Moosach zeigen.

Peter Hinz-Rosin, Fotograf der SZ, findet es reizvoll, den Charakter einer Musik und eines Musikers im Bild zu erfassen und dabei einen sehr persönlichen Sinneseindruck zu vermitteln, welcher den Menschen, den Klang, das Instrument, die Kontraste umfasst und zu einem Ganzen verschmilzt. "Im Bild kann ich ausdrücken, was ich beim Zuhören empfinde", sagt Hinz-Rosin. Wer Jazz und Blues fotografiere, habe die Tradition der klassischen Jazzporträts vor Augen. In seinen Augen ist dafür die Schwarz-Weiß-Fotografie die richtige Wahl, nur sie vermittle jene rauchige, intime, hochemotionale, manchmal schwermütige Atmosphäre, die dem Jazz zu eigen ist. Ein Ausspruch des Malers Wassily Kandinsky ist für Hinz-Rosin wegweisend. "Jedes Objekt. . . hat einen inneren Klang, unabhängig von seiner äußerem Form und von seiner Verwendung." Diesen Klang gelte es zu entdecken.

Die Fotoausstellung zum Festival wird am Sonntag, 11. Oktober, um 17 Uhr im Studio an der Rampe im Obergeschoss der Alten Brennerei Ebersberg eröffnet und dauert bis 23. Oktober. Die Öffnungszeiten werden auf die Konzerte abgestimmt. Jazz-affine Profi- und Amateurfotografen, die aus dem Landkreis stammen oder den Landkreis-Jazz ablichten, wurden von der IG EBE-Jazz eingeladen, ihre Fotos zu präsentieren. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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