Ebersberg:Das stinkt den Anwohnern

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In diesem Container werden die benutzten Volksfest-Getränke gelagert, bis ein Lastwagen die Abwässer in die Kläranlage fährt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Abwasser der Volksfestbesucher wird wieder im Container gesammelt

Von Wieland Bögel, Ebersberg

In Zeiten, als Sanitäranlagen nicht immer und überall verfügbar waren, behalf man sich gerne mittels eines Nachttopfes. Dies ist heutzutage nur noch selten der Fall, aus den Stuben ist der Nachttopf meist längst verschwunden. Aus dem Ebersberger Stadtbild indes nicht, zumindest nicht zur Volksfestzeit. Dann wird nämlich in der Pfarrer-Grabmeier-Allee eine Art Riesen-Nachttopf aufgestellt: Ein Container, in dem die Fäkalien aus den Volksfesttoiletten gesammelt werden, weil es dort keinen Kanalanschluss gibt. Eigentlich sollte es die anrüchige Sammelstelle in diesem Jahr nicht mehr geben. Nachbarn, Festbesucher und auch die Sanitäter, die in der Nähe auf ihre Einsätze warten, hatten sich über den Gestank beschwert.

Nötig wurde der Container wegen des begrenzten Platzangebotes der auf dem Volksfestplatz verfügbaren Versitzgruben. Zwar wurden diese vergangenes Jahr erweitert, insgesamt 60 000 Kubikmeter Abwässer können so derzeit gelagert werden, was ungefähr einem Zehntel der bei einem normalen Volksfest anfallenden Menge entspricht. Das Problem war zwar schon länger bekannt, im vorvergangenen Jahr wurde es allerdings konkret, weil einige Schausteller ihr Abwasser in einen Regenwasserkanal geleitet haben sollen. Damit dies nicht mehr vorkommt, wurde 2016 die Sammelstelle eingerichtet, in diese wird der Inhalt der Versitzgruben gepumpt, bevor es von einem Lastwagen abgeholt und in die Kläranlage gefahren wird.

Dass es keine direkte Verbindung zwischen Kläranlage und Festplatz gibt, hat mit dessen Zukunft zu tun - einer möglichen Zukunft zumindest. Sollte der Platz irgendwann einmal bebaut werden, würde sich die Stadt, wie in solchen Fällen üblich, vom Bauherrn die Erschließungskosten, also den Bau der Kanäle bezahlen lassen. Bestehe aber schon vorher ein Anschluss, und sei es nur zeitweise und provisorisch etwa über einen Schlauch, könnte sich der Bauwerber vor den Kosten mit dem Argument drücken, die Erschließung sei ja längst vorhanden. So zumindest das Gutachten eines Fachanwaltes, den die Stadt vergangenes Jahr beauftragt hat.

An diesem Problem habe sich in der Zwischenzeit nichts geändert, sagt Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) auf Nachfrage, weshalb erneut der Container aufgebaut wurde. Man habe aber Festwirt und Volksfestverein zur Auflage gemacht, "dass es nicht stinken darf". Darum sind die Container diesmal mit einer Plane abgedeckt, "wir gehen davon aus, dass es so passt." Und wenn nicht? "Wir schauen, wie es funktioniert", so der Bürgermeister, "wenn es wieder stinkt, geht es so nicht." Dann muss man sich im nächsten Jahr was neues überlegen.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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