Streik der Lokführer:Das Material bleibt auf der Strecke

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Weil die Güterzüge nicht wie geplant fahren, kommt so manches Bauunternehmen im Landkreis in Lieferschwierigkeiten. (Foto: Reger)

Die Bauunternehmen im Landkreis Ebersberg befürchten, durch den Streik der Lokführergewerkschaft in Lieferengpässe zu geraten.

Von K. Hering, I. Meixner, Ebersberg

Nicht nur Schüler und Arbeitnehmer stellt der angekündigte Streik der Lokführergewerkschaft GDL vor Probleme, sondern auch die Bauunternehmen im Landkreis. Kreishandwerksmeister Johann Schwaiger warnt davor, dass der Streik langfristige Folgen mit sich bringen könnte. Noch hätten die Firmen genügend Baumaterial auf Lager, doch da kaum nachgeliefert werde, könnten auch diese Reserven bald erschöpft sein. Baustopps und Garantieverzögerungen bis in den Sommer hinein sind mögliche Folgen des Materialausfalls, so Schwaiger. Ein kompletter Stillstand auf den Baustellen sei aber nicht zu erwarten.

Heinrich Schmitt, Geschäftsführer vom Bauzentrum Schmitt in Markt Schwaben, merkt die ersten Auswirkungen des Streiks bereits jetzt. Viele Unternehmen weichen bei ihren Lieferungen von der Schiene auf die Straße aus. "Alle Speditionen sind ausgebucht", sagt Schmitt. Bei ihm komme es derzeit zu Lieferverzögerungen von zwei bis drei Tagen. Das Lager ist beim Bauzentrum noch gefüllt, "das passt schon", sagt der Geschäftsführer, allerdings: "Wir haben viele Terminsachen. Es ist ärgerlich, wenn ich die Ware nicht bekomme und der Kunde schon darauf wartet."

GDL-Chef Claus Weselsky mache sich offenbar keine Gedanken, was der Streik für Probleme bei der Zulieferung und für die Wirtschaft bereite, so Schmitt weiter: "Da entstehen Kosten in Millionenhöhe, da ist das, was bei mir anfällt, Pillepalle." Die Mehrkosten trägt in der Regel der Endverbraucher. Probleme, dass die das Geld bei ihm einfordern wollen, hatte Heinrich Schmitt noch nicht: "Ich habe zum Glück ein gutes Verhältnis zu meinen Kunden." Er hofft, dass das so bleibt. Im Falle einer Entschädigungsklage müsse ansonsten ein Gericht klären, ob Streik als höhere Gewalt gilt.

In anderen Baufirmen im Landkreis spürt man dagegen noch nichts von den Streikauswirkungen. Dass sein Unternehmen Lieferengpässe habe, könne er so nicht bestätigen, sagt Josef Lippacher, Geschäftsführer der Hoser Bauunternehmung GmbH aus Markt Schwaben. Bei ihnen laufe die Zulieferung fast ausschließlich über Lastwagen. Gleiches ist von der Emberger GmbH aus Grafing zu hören. Auch Baustoffhändler Schönreiter aus Grafing erhält seine Lieferung von einer Spedition. Die Versorgung sei also gewährleistet, bis der Streik die Großhändler in Lieferschwierigkeiten bringe, teilt das Unternehmen mit.

Doch nicht nur die Materialengpässe machen den Baufirmen zu schaffen. Der Unmut vor allem auf der Baustelle steige, berichte Kreishandwerksmeister Schweiger. Besonders Azubis ohne Führerschein sind vom Streik betroffen. Diese hätten schon morgens Schwierigkeiten, auf die Baustelle zu kommen und den Streik den ganzen Arbeitstag über im Hinterkopf. "Das ist ja auch Kopfsache, wenn man schon morgens nicht weiß, wie man nach der Arbeit nach Hause kommt", sagt Schwaiger.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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