Öffentliche Verkehrsmittel:Chaos am Abend, Chaos am Morgen

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Die Fahrgäste der S 4 müssen am Dienstag und Mittwoch viel Geduld beweisen. Einmal legt ein Blitzeinschlag die Strecke lahm, einmal ein Oberleitungsschaden

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Wer mochte, konnte am nächsten Morgen die Wut vom Vorabend gleich wieder aufwärmen: Für S-Bahn-Pendler ging am Dienstagabend nach einem Blitzeinschlag an einem Stellwerk in Trudering zwischen München und Ebersberg zwei Stunden lang gar nichts. Am Mittwochmorgen war dann ein Oberleitungsschaden an der Stammstrecke die Ursache dafür, dass erneut stundenlang keine Züge fuhren. "Das mit der Münchner S-Bahn, das wird nichts mehr", grollte ein Fahrgast am Dienstag gegen 19 Uhr am Ebersberger Bahnhof. Und die Tatsache, dass derzeit massive Tariferhöhungen im Nahverkehr im Gespräch sind, erhöhte den allgemeinen Frust zusätzlich.

Für manche, die am Dienstagabend am Ebersberger Bahnhof gestrandet waren, war das Ziel so nah - und doch so fern: Eine Frau entschied sich nach knapp zweistündiger Wartezeit zum Fußmarsch in ihre Heimatstadt Grafing. Für andere, die mehr Stationen zurücklegen wollten, war das keine Option. "Heiligs Blechle!", schimpfte einer auf Schwäbisch nach der gefühlt 20. Durchsage, dass derzeit keine Züge fahren könnten. Doch auch auf Bairisch wurde kräftig geflucht, denn wer sich auf einen gemütlichen Feierabend daheim gefreut hatte, wurde zunächst enttäuscht: Zahlreiche Züge fielen aus, erst gegen 19.30 Uhr normalisierte sich der Verkehr wieder.

"Es kommt zu Verspätungen und Zugausfällen": Zwei Stunden lang verkündete das die Anzeige. (Foto: Barbara Mooser)

Ursache des dienstäglichen Chaos war ein Blitzeinschlag, der gegen 17.10 Uhr ein Stellwerk in Haar lahm legte. Ob der Blitz nun eine Weiche traf oder eine Leitung, das war am Mittwoch noch gar nicht geklärt. Klar waren aber die Folgen: "Es fliegt gewissermaßen die Sicherung raus", so ein Bahnsprecher. Danach war es zunächst nicht möglich, die Züge durch Signaltechnik zu steuern. Einige Bahnen hätten zwar fahren können, so der Sprecher, aber erst nach telefonischen Anweisungen.

Doch auch die Oberleitungsstörung auf der Stammstrecke hatte massive Auswirkungen auf die S4 - obwohl durch den Schaden zwischen Laim und Pasing eigentlich vor allem der westliche Ast der Strecke betroffen war. Warten mussten aber am Mittwochmorgen auch diejenigen Pendler, die gar nicht ein Ziel im Westen oder entlang der Stammstrecke ansteuerten. Ein halbwegs normaler S-Bahn-Verkehr zwischen Ostbahnhof und Ebersberg war nach Angaben des S-Bahn-Sprechers in diesem Fall deshalb nicht möglich, weil schlicht und ergreifend nicht genügend Züge vorhanden gewesen seien. Als sich der Störfall auf der Stammstrecke ereignet habe, seien die Züge unproportional zwischen West- und Ostast verteilt gewesen: Im Westen waren zu dem Zeitpunkt gerade viele Züge, im Osten sehr wenige. Normalerweise löse man ein solches Problem dadurch, dass man am Ostbahnhof zusätzliche Züge ins System einschleuse, erläutert der S-Bahn-Sprecher. Dies habe man auch am Mittwochmorgen gemacht, allerdings vorwiegend auf der Flughafenlinie S8. Denn da gleichzeitig Streiks am Flughafen angekündigt worden seien, habe die Bahn vor allem sicherstellen wollen, dass der Flughafen gut angebunden ist - sonst hätten Fluggäste womöglich eine der wenigen Maschinen, die überhaupt abhoben, durch das S-Bahn-Chaos verpasst. Das Nachsehen hatten die Pendler auf der S4, die bis zu einer Stunde warten mussten, bis sie endlich einen Zug erwischten.

© SZ vom 11.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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